Twentyfour Seven

Keine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, keine Kohle wegen Jobmangels und schon gar keine Möglichkeit, diese Mißstände in der näheren Zukunft zu beheben – so sieht es für die Jugendlichen einer trostlosen, englischen Vorstadt aus. Gesellschaftliche Unterschiede gibt es hier nicht, denn jeder ist so arm wie sein Nachbar. Ihren Frust darüber lassen Knighty (James Hooton) und seine Kumpel gern an Stuart (Karl Collins) und dessen Freunden aus – ein Verhalten, das auf Gegenseitigkeit beruht. Diese ärgerliche Energie will der ehemalige Box-Champion Alan Darcy (Bob Hoskins) nun in sinnvolle Bahnen lenken, indem er die Jungs in seinem Verein rechte Haken und Wirkungstreffer lehrt. Doch seine Vision davon, seinen Schützlingen durch Sport und Disziplin eine Perspektive für’s Leben zu verschaffen, scheitert leider an der Realität. Denn die schickt Drogen, renitente Väter und Grundstücksspekulanten gegen Trainer Darcy in den Ring.

Aller Anfang ist schwer. Diese Binsenweisheit gilt natürlich auch für das Filmgeschäft, wie Shane Meadows als Regie-Newcomer sicherlich bezeugen könnte. Seine Dokumentation und ein erster Independent-Film erhielten zwar reichlich Kritikerlob, was jedoch höchstens den kleinen Zeh in der Tür des Show-Business bedeuten dürfte. Für sein offizielles Kino-Debüt erhielt der Engländer jetzt Starthilfe von kompetenter Seite: Bob Hoskins stellte ihm als Hauptakteur seine Kunst und seinen Namen zur Verfügung. Für ihn selbst sicherlich eine Möglichkeit zur Wiedergutmachung solch unglücklicher Ausrutscher wie „Super Mario Brothers“ – und er nutzt diese Chance.

Als selbsternannter Sozialarbeiter Alan Darcy läuft er im Kampf um die Kids von der Straße zur Höchstform auf. Die Rolle des Retters jugendlicher Seelen („Mona Lisa“) oder schlampiger Nixen samt Anhang („Meerjungfrauen küssen besser“) scheinen dem knuffigen Sympathen von der Insel eben am besten zu stehen. Ganz einfach und menschlich geht es dabei in dieser Geschichte zu, deren Dramatik Meadows durch den Dreh in schwarz-weiß gut zur Geltung bringt. Gleichzeitig sorgt er mit typisch britischem Humor dafür, daß sich im Gegensatz zu amerikanischen Produktionen dieser Art die Dosis Moralin in überschaubaren Grenzen hält.

Da verzeiht man ihm auch gern, daß einige wenige Szenen auch über die Filmlänge hinaus erklärungsbedürftig bleiben. Lange nicht so schräg wie Danny Boyle („Trainspotting“) und nicht so böse wie Kevin Allen („Twin Town“) ist Shane Meadows mit diesem gelungenen Einstand trotzdem in die Riege der vielversprechenden Regisseure des neuen britischen Films aufgenommen.

Twentyfour Seven
Regie: Shane Meadows
Darsteller: Bob Hoskins, Jimmy Hynd, Mat Hand

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