Trashmonk: Mona Lisa Overdrive

Hui, welch Namedropping: Trashmonk alias Nick Laird-Clowes sang die Backing Vocals auf dem letzten T-Rex-Album, lebte mit Paul Simon zusammen, der ihn das Songschreiben lehrte, er verlor seine Jungfräulichkeit im Haus von John Lennon (mit ungefähr 14…), Brian Wilson nannte ihn ein Genie (!), und außerdem wirkte er an Pink Floyds „Division Bell“ mit. Naja, Letzteres sollte man besser nicht so laut sagen, ich erinnere mich noch gut an das enttäuschte Gesicht meines kleinen Bruders, als er sie unaufgefordert zum Geburtstag geschenkt bekam, und ich konnte ihn weiß Gott verstehen.

Aber der Rest: Wow! Laird-Clowes blickt mit seinen Anfang 40 wahrlich auf eine bewegte Vita zurück, angefangen mit 13, als er von Zuhause ausriß, um Zeuge des Isle of Wight Festivals zu werden (mit Hendrix, den Doors, The Who etc.). Seine Odyssee führte ihn übrigens später unter anderem in ein Kloster auf dem Himalaya, auch um von diversen Drogen wegzukommen. Jetzt aber mal beiseite mit all dem erdrückenden Celebrity-Schutt, schließlich ist der Mann kein Schmarotzer, sondern Musiker, viele erinnern sich vermutlich auch noch an seine Band „Dream Academy“, damals in den 80ern… Jetzt meldet er sich als Trashmonk zurück mit einem Album namens „Mona Lisa Overdrive“.

Und das ganz leise, auf musikalischen „Zehenspitzen“. Will sagen: „Mona Lisa Overdrive“ ist ein ziemlich zurückhaltendes, in sich gekehrtes, versponnenes Werk – so zart und lyrisch, wie man es eben von einem Nick Drake-Fan erwartet. Ja, es riecht nach romantischem, sehr britischem Akustik-Folk und – mit Verlaub – ziemlich rückwärtsgewandt, trotz aller elektronischer Spielereien, die natürlich sehr neuzeitlich klingen, aber nicht über die „alte“ Seele hinwegtäuschen können, die in Laird-Clowes wohnt.

Jene elektronischen Spielereien (Blubbern, Vokal-Samples, Verzerrer und Vocoder, elektronische Streicher etc.) machen eine Säule des Album aus, sie kommen meist dumpf aus der Tiefe des Raum und überziehen den Klang mit akustischen Schlieren. Doch so nah sie zeitweilig auch TripHop, Drum’n’Bass, Industrial und all den Underground-Spielarten stehen: sie verströmen eine mehr esoterische denn spacige Aura. Und wo wir schon mal bei den „E“s sind: außer dem Eso-Anteil findet sich auch noch ein gewisses Quantum „Ethno“. Nick Laird-Clowes ist schließlich rumgekommen in der Welt, und sowas hievt einen auch über den musikalischen Tellerrand. Ein paar Tablas tauchen hier und dort auf, Sitar-Hear-a-likes und fernöstliche Bläser-Sounds.

Viele Trashmonk-Takes sind mehr ein zäher, warmer Klangbrei als gewohnt strukturierte Songs. Hier wagt noch jemand, zu experimentieren – und nicht jedes britische Elektronik-Experiment muß also nach Bristol klingen. A la bonheur!

Die zweite Säule des Albums ist die bereits erwähnte, alte Folk-Seele, die einsam ihre melancholischen Balladen singt – ganz puristisch auf der Akustik-Klampfe. Nicht immer tragen beide Trashmonk-Säulen gemeinsam, mal ist die eine, mal die andere im Vordergrund. Aber stets hängt eine gewisse düstere Spannung im Raum, sonnig oder harmlos wird´s hier nie. Auch nicht bei meinem persönlichen Lieblingsstück („High times“). Ach ja, „All change“ ist auch klasse: Pseudo-Panflöte und Räucherstäbchen-Flair (sonst eigentlich nicht mein Ding), und, ja klar, nicht zu vergessen das opulente „N.W.O.“, ein betörendes Gebräu aus 2001 Nacht, pulsierender Subway und dezent-psychedelischen Harmonie-Gesängen – also, im Kopf von Nick Laird-Clowes scheinen wirklich interessante Dinge vorzugehen, die die Welt definitiv zu interessieren haben!!!

Trashmonk
Mona Lisa Overdrive
(Double T Music)

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