Tocotronic: KOOK Variationen

Ein Remix-Album ist ja im Grunde ein Ritterschlag. Und viel besser als die üblichen Tribute-CDs, für die man entweder schon tot oder unverschuldet in finanzielle Nöte geraten sein muss. Ein Tocotronic-Remix-Album verspricht darüber hinaus interessant zu werden, weil hier eine satte Rockband elektronisch aufbereitet wird, zumal durch eine ganze Riege von deutschen Freestylern, die in ihrer Kategorie genauso innovativ am Werk sind wie die „Tocos“. Innovativ und abseits des Mainstreams, versteht sich.

Zu weiten Teilen findet auf „Variationen“ aber zusammen, was ohnehin zusammenklebt. Speziell die Hamburger Alternative-Szene, in Rock und Elektronik, zeichnet sich durch etliche Querverbindungen aus. Kaum ein Album des einen, auf dem nicht der andere mindestens als Gastmusiker vertreten ist.

Und so findet man sie auch hier alle wieder: Egoexpress, Turner, Fischmob, Erobique, Thies Mynther (Stella) und Console (dessen „Freiburg V3.0“ quasi als Schmankerl mit aufs Album gepackt wurde) … Plus: Hans Platzgumer, Phoneheads, Thomas&Dettinger, Dakar&Grinser, Funkstörung, Deimel Audio, Justus Köhncke (Whirlpool Productions), Fever, Ostinato, Christoph De Babalon, Flamman&Abraxas, Miss Kittin&The Hacker und sogar die US-Postrocker von Trans Am.

Als Basis-Material fungiert das letzte Tocotronic-Werk „K.O.O.K.“. Nur, warum eigentlich? Vielleicht, weil die Mid-Tempo-Gangart und die geschmeidigere, weniger lärmende Produktion endgültig den Blick auf die so simplen wie genialen Harmonie-Folgen lenkten. Vielleicht, weil die flächigen, stufenförmig konstruierten „K.O.O.K.“-Hymnen prädestiniert waren für eine Elektronisierung. 08/15-Techno findet man auf „Variationen“ nicht, nur intelligente, witzige Elektronik-Alleingänge, in denen sich sowohl Tocotronic als auch die jeweiligen Protagonisten spiegeln. Die die Vorlage mal mehr, mal weniger erkennen lassen. Etwa in Form dunklen Downbeats, zerrender Breakbeats, als Disco mit trockenen Hi-Hats, als Anarcho-House oder Psychedelic-Ethno, als Barjazz oder mit Karibik-Steel Drums und Minimal-Pop-Elementen und und und… Hamburg rockt? Nein, Hamburg fiept.

Tocotronic: KOOK Variationen
(L'age d'or)

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