Lektion 5: Der Rechner – bester Freund des Menschen

Laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts hat der gemeine Rechner, auch „Computer“, „PC“ oder „Dreckding“ genannt, inzwischen bei 45% aller Befragten das gemeine domestizierte Tier, auch „Hund“, „Katze“ oder „Maus“ genannt, als liebsten Hausgenossen abgelöst. Das ist interessant, hat doch eine frühere Umfrage des selben Institutes ergeben, daß noch 1995 Haustiere bei männlichen Befragten höher im Kurs standen als Ehefrauen.

Überraschen kann das Ergebnis indes nicht. Rechner ernähren sich von Elektrizität, Hunde vom viel teureren „PAL mit isländischem Räucherlachs auf Gratinbasis“. Rechner kennen nur zwei Zustände – an oder aus – Katzen beispielsweise an die 50000, davon 34000, die in die Rubrik „Ich bin schwer beleidigt und wünsche eine Extraportion Kalbfleisch“ einzuordnen sind. Zudem sind Computer pflegeleicht. Will man in Urlaub fahren, bindet man sie, wie Hunde oder Katzen, einfach an einer Autobahnraststätte fest, und wenn man zurückkommt, haben sie garantiert ein neues, liebevolles Herrchen oder Frauchen gefunden. Außerdem: Kein „Computerschutzgesetz“ hindert mich daran, meine Aggressionen am Rechner auszulassen, während jeder noch so zarte Klaps auf einen Tierhintern sogleich Tierschutzverbände erzürnt und die Staatsanwaltschaft auf den Plan ruft. Aber Vorsicht! Schon regen sich Bestrebungen, den „Computer“ nicht mehr als „Sache“, sondern als „Lebewesen“ zu deklarieren. Die Folgen wären fatal: Vor der Einführung des Tierschutzes konnten Haustiere ihre führende Rolle vor Ehefrauen vor allem deshalb behaupten, weil man sie ungestraft verprügeln durfte. Danach ging es bergab. Droht auch dem Computer, endlich zum menschenähnlichen Geschöpf gemacht, etwa das gleiche Schicksal? Es steht zu befürchten, zumal sein Ruf des anspruchslosen und pflegeleichten Hausgenossen von gewissen Kreisen beharrlich angekratzt wird.

So heißt es zum Beispiel, natürlich völlig unzutreffend, Rechner seien in der Anschaffung teurer als Haustiere. Eine infame Lüge, wie jeder bestätigen kann, der Tisch und Bett mit einem indischen Elefanten teilt. Eine nicht weniger niederträchtige Gemeinheit manifestiert sich in der Behauptung, Computer seien unzuverlässig. Unzuverlässig? Schön; sie gehen manchmal einfach kaputt. Aber man kann sie reparieren, was bei einem toten Hund partout nicht möglich ist. Rechner sterben nie; sie sind nur permanent krank. Davon leben Hotlines und Servicetechniker, eine Art Äquivalent zu den Tierärzten.

Der größte Vorteil von Rechnern gegenüber Haustieren ist jedoch, daß man ihre Zuneigung auf Knopfdruck aufrufen kann. Möchte eine Katze partout nicht schnurren, so tut sie es einfach nicht. Hat ein Hund keinen Bock, mit dem Schwanz zu wedeln, fletscht er die Zähne und kümmert sich nicht darum, wenn sich zufälligerweise die Hand seines Besitzers zwischen ihnen befindet. Der Rechner aber schnurrt immer dann, wenn ich ihn einschalte. Der Prozessor brummt sonor vor sich hin, die Lüftung pfeift frohgemut eine Weise dazu, das Chassis scheppert lustig, das Diskettenlaufwerk schickt exotische Würge- und Erstickungsgeräusche – und während er all dies tut, redet mein Rechner sogar mit mir, was außer dem Papagei kein Haustier sonst kann. Er sagt „Schwerer Systemfehler, ich stürze jetzt ab.“ Oder „Ziehen Sie endlich die Diskette aus dem Schacht, Sie Arschloch, damit ich endlich booten kann!“ oder „Wenn Sie jetzt nicht speichern, wird alles gelöscht, wenn Sie speichern ist es eh wurscht, weil ich nämlich schon alles gelöscht habe.“

Ist das nicht rührend?

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