Szenen einer Ehe (6)

Wir, damit meine ich selbstverständlich nicht die Hinter-Net! Redaktion, sondern meine Frau und mich – gönnen uns mal was. Und zwar einen Urlaub. Eine Art verspäteter Flitterwochen. Ehrlich gesagt, gönnen nicht wir uns den. Vielmehr übernehmen das meine Eltern, die ihn inklusive Taschengeld finanzieren. Lediglich das Reiseziel mussten wir aussuchen. Das allerdings haben wir nicht unbedingt einstimmig getan. Obwohl, ja doch, eine Stimme entschied. Die kam von mir. Okay, das war nicht fair, aber ich weiß, nein wir wissen nun, es war die bessere Entscheidung.

Es standen zu Beginn Ägypten, Türkei, die Kanarischen Inseln und Djerba zur Auswahl. Nach Ägypten wollte ich nicht. Ist mir nicht sicher genug. Wäre aber der Traum meiner Frau gewesen. Während eines Kurztrips nach der Hochzeit, beugte ich mich jedoch schon dem Wunsch meiner Frau, zwei Zoos in Holland zu besuchen und ans Meer zu fahren. Insofern wollte ich jetzt nicht noch nach Ägypten fliegen.

Ebenso wenig zieht es mich in die Türkei. Ein Land, das weder die Menschenrechte noch die Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit für sich entdeckt hat, dem brauche ich nicht mein Geld (oder in diesem Falle: das meiner Eltern) in den Rachen zu werfen. In zwanzig Jahren vielleicht, wenn sie auf akzeptablem kulturellen Entwicklungsstand sind.

Das Rennen sollte demnach zwischen Djerba und den Kanarischen Inseln ausgehen. Die Kanaren sind immer sehr teuer, der Flug dauert lange und das Wetter ist nicht so toll wie im Mittelmeer. Und das war genau der Knackpunkt. Denn meine Frau war völlig anderer Meinung. Sie sagte: Die Kanaren liegen südlicher, also ist es dort wärmer. Falsch!

In ihrer Abwesenheit, als sie wieder einmal zur Blockschule in Karlsruhe verweilte, musste schnell eine Entscheidung getroffen werden. Die Deadline für Frühbucher rückte näher. So wählte ich Djerba und traf – wie wir jetzt wissen – die richtige Wahl. Die Wettervorhersagen versprechen sonnige Tage in den oberen Regionen der 20er Celsius-Grade, während auf den Kanaren die Sonne von Wolken verdeckt ist und die Temperaturen bis zu zehn Grad Celsius tiefer gelegen sind.

Insofern können wir morgen beruhigt und gutgelaunt in den Flieger steigen, eine Woche lang am Strand liegen, Bücher lesen, das Büffet leer fressen, in der Badewanne unseres 4 Sterne-Hotels gammeln, in der riesigen Poolanlage paddeln, Meerwasser schlucken, am Strand reiten und auf dem am Hotel gelegen Golfplatz ein paar Bälle schlagen. Uns sind keine Grenzen der Entspannung gesetzt.

Unsere Koffer sind auch gepackt, der Auslandskrankenschein ist eingesteckt, die Reiseschecks, Pässe, Flugtickets, Hotelgutscheine und all der Krimskrams sind in meinem Rucksack verstaut, das Auto ist getankt und die Kleider liegen bereit. Alles bestens. Oder?

Eben nicht ganz. Die Sache hat zwei Haken: Zum einen fliegen wir um 6 Uhr morgens ab Luxemburg, d.h. wir müssen um 3 Uhr aufstehen (?) und spätestens um 4 Uhr losfahren. Zum anderen meinte vorhin meine Vermieterin, sie hätten heute Abend ein rauschendes Fest anberaumt. Die Schwiegertochter feiere Geburtstag, da kämen zahlreiche Gäste und es könnte durchaus laut werden. Mir verschlug es die Sprache. Wenn ITALIENER sagen, es könnte laut werden, dann weiß ich jetzt schon, wie ich morgen im Flugzeugsitz hängen werde.

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