Peter Biskind: Easy Riders and Raging Bulls

Die Szenerie: Hollywood, Sunset Boulevard, rote Ampel, Sommernacht, 1972. Die Protagonisten: Die Regisseure Peter Bogdanovich (in einem Volvo), William Friedkin und Francis Ford Coppola (in einem 600er Mercedes). Friedkin zu Bogdanovich: „French Connection, der aufregendste amerikanische Film der letzten 25 Jahre! Acht Nominierungen! 5 Oscars! Darunter für den besten Film!“ Daraufhin Bogdanovich: „The Last Picture Show, ein Werk, das die Filmgeschichte revolutionieren wird! 8 Nominierungen! Und mein Film ist besser als deiner!“ Coppola zu beiden brüllend: „The Godfather, 150 Millionen Dollar!“

Das New Hollywood auf dem Höhepunkt seiner Macht! Kreativität, Erfolg, Geld, Katastrophen, Drogen, Sex und noch mehr Drogen sind die Themen in Peter Biskinds Buch . Das Werk ist die Bombe, wenn man auf unglaublichen Tratsch steht, wissen will, wie weit man auf Schnee tatsächlich talwärts fahren kann, akzeptiert, daß es in diesem Buch unter anderem auch um Kunst geht und nie verstanden hat, wo das Problem von Uli Hoeneß und Christoph Daum eigentlich liegt.

Das Neue Hollywood – vereinfacht gesagt eine Liaison aus der französischen Nouvelle Vague, dem italienischen Nachkriegsfilm und den Klassikern des amerikanischen Kinos – wurde laut Biskind durch die Filme „Bonnie and Clyde“ und „The Graduate“ initiert. Die Studiosysteme des alten Hollywood, ästhetisch und finanziell erschüttert von den kulturrevolutionären Umwälzungen der sechziger, griffen dankbar nach dem Strohhalm, der ihnen hier von jungen Schauspielern (u.a. Warren Beatty) und Regisseuren angeboten wurde. Zwar standen die beiden Filme künstlerisch und gesellschaftlich diametral zum alten Establishment, aber zumindest in einem ganz wichtigen Punkt voll in dessen Tradition: Sie machten Dollars, Dollars, Dollars! Und von nun an war die Lawine nicht mehr aufzuhalten. Meilenstein folgte auf Meilenstein und Millionenbudgets wurden in die Hände von Leuten gelegt, denen man ein paar Monate zuvor nicht einmal die Kaffeekasse anvertraut hätte.

Coppola, Scorsese, Bogdanovich, Hopper, Beatty, Altman, Penn, Friedkin und Ashby drehten ihre wichtigsten Filme. Schauspieler wie DeNiro, Jack Nicholson und Al Pacino wurden zu Stars. RocknRoll war definitiv im Haus und mit ihm natürlich die Drogen, Unmengen von Drogen, mehr Drogen, als man sich jemals vorstellen kann. Wenn ihr Schlaumeier aus Deutschlands Sportredaktionen wirklich etwas über Drogenkonsum erfahren wollen – hier bekommt ihr die volle Packung mit Verlängerung! Nach Millionenerfolgen, Intrigen, Hybris und Rausch folgt natürlich die älteste Geschichte der Welt: Had it all. Messed it up. Slipped through my fingers.

Coppola wollte Napoleon sein, gleich halb Hollywood aufkaufen und verlor alles, so daß die Steuerfahndung in den frühen achtzigern sogar das Schmuckkästchen seiner Frau nach Geld durchsuchte. Scorsese blutete nach fortgeschrittenem Drogenkonsum aus allen Körperöffnungen, drehte mit „Raging Bull“ einen der besten Filme aller Zeiten und wurde zum Dank dafür in den Achtzigern in Hollywood von den Allmächtigen einfach nur durchgereicht. Hal Ashby starb, Hopper war arbeitslos und Michael Cimino drehte mit „Heavens Gate“ das finanziell größte Debakel der Kinogeschichte. Mit Spielberg und Lucas hatte man sich dazu zwei Eier ins Nest gelegt, die mit Filmen wie „Jaws“ und „Starwars“ das Blockbustersystem mitbegründeten, was soviel bedeutet wie: viel, viel Geld in die Promotion eines Filmes investieren, der mit seiner Story das größtmögliche Publikum ansprechen soll, also Suburbia, Daumendrücken, Happy End, das genaue Gegenteil des Autorenfilms der Siebziger. Die Macht der Studios war wiederhergestellt……die dunkle Seite der Macht, ja, ja….die beiden Idioten Steve und George nahmen ja auch im Gegensatz zu Princess Lea keine Drogen. ( Übrigens, wenn jemand weiß, welche Drogen Paul Breitner nimmt…)

Fazit: Ein Buch so gut wie zwei Nasen Puder und wenn nur die Hälfte von dem Scheiß stimmt , bin ich zufrieden. Hauptsache Bayern wird nicht Meister!

Peter Biskind: 
Easy Riders and Raging Bulls
Wie die Sex&Drugs&Rock'n'Roll-Generation Hollywood rettete
(Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins)

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