Sing mit

Womit fängt die Platte „Sing mit“ an? Mit „Sing Sing Party Sing“, ist doch klar. Deshalb ist James Last auf dem Cover ja auch im gestreiften Anzug hinter Gittern. Und macht einen auf Gotthilf Fischer: Blau, blau, blau blüht der Enzian, Wir machen durch bis morgen früh, Fiesta Mexicana, Drei Chinesen…

Sein Chor ist ein bisschen kleiner als der von Kollege Fischer. Der Meister selbst singt nicht mit. Und es groovt mehr – Verzeihung, Gotthilf. Außerdem besteht bei den Fischer-Chören immer die Gefahr, dass sie so´n Lied ganz durchsingen, mit allen Strophen. Davor muss bei James Last niemand Angst haben.

Es ist wie auf Partys nach der fünften Palette Urpils oder in der Ostkurve nach dem 3 zu 2: einer fängt an zu singen, alle fallen ein und nach dem ersten Refrain weiß eh keiner weiter. Um solch peinliches Verplätschern zu vermeiden, fängt hier sofort nach dem Refrain schon das nächste Lied an. Unterbrochen höchstens von – Partygeplätscher und Applaus. Wem applaudieren die hier eigentlich? Sich selbst? James Last? Aus Erleichterung, dass die zweite Strophe nicht abgefragt wird?

Und wieder was gelernt: die „Spanish Eyes“ – ja genau, die „Blue spanish eyes“ von Bert Kaempfert – heißen auf deutsch “Rot ist der Wein“. Soso. Steht jedenfalls auf der Platte drauf. Das Schöne an den James Last-Chören ist ja auch, dass sie meistens so in den Hintergrund gemischt sind, dass man eh jeden Text drauf singen kann. Passt schon…

Liest man das Kleingedruckte aufmerksam, merkt man außerdem, dass bei den Komponistenangaben ein „Siegel jr.“ auftaucht. Davon träumt der zerknitterte Grand Prix-Matador heute vermutlich. Siegel jr.! Das liegt nicht nur daran, dass Herr Siegel damals noch jünger war, sondern auch daran, dass Vater Siegel noch mit Titeln auf derselben Platte vertreten ist: R.M. Siegel.

Alles in allem ist das aber eine äußerst gelungene Last-Platte. Platzt fast vor guter Laune. Rummst mächtig und ist trotzdem noch gute Musik. Flotte Beat-Gitarren, schneidige Trompeten-Fanfaren und einer Super-Rhythmus-Gruppe. Ist extrem Karneval-geeignet. Beziehungsweise: die vermutlich einzige Art, wie sich Karneval überhaupt ertragen lässt. Ohne die lästigen Büttenreden, ohne die hässlichen Gestalten aus den Kappensitzungen und ohne die Höhner. Toll!