Humba Humba à gogo


James Last ist wirklich unglaublich. Die Worte „Humba Humba“ dürften so ziemlich zu dem Schrecklichsten, Abstoßendsten gehören, was die deutsche Sprache hervorgebracht hat. Sowas, wo sich alle vorher Handschuhe anziehen. Und niemand mit gesehen werden will. Aber James Last hängt einfach ein „à gogo“ dran – und schon ist das ganze Ding stylish.


Und hätte hier nicht ein Dekor wie auf „Hereinspaziert zur Polka Party“ auf´s Cover gehört? Oder wenigstens eine Flasche Jägermeister? Nein! „Ein Potpourri mit 28 hand- und trinkfesten Stimmungsliedern für die Bottleparty“ ist der Untertitel der Platte. Hand- und trinkfest? Ich will gar nicht weiter drüber nachdenken… Aber so macht das James Last: macht seinen Fans einen Sauf-Soundtrack und spricht von „Bottleparty“. Hier ist kein gewollt modernistischer Aglizismer am Werk, sondern ein Mensch, der echte Lebenshilfe leistet. Er gibt dem Affen Zucker – aber zugleich auch das Gefühl, etwas Besseres zu sein. Eiche rustikal zum letzten Schrei erhoben. Salonfähig gemacht. Hier sind sogar Martinikirschen im Glas! Aufgespießt auf einem kleinen Säbel, damit das Publikum sich trotzdem noch wiedererkennt. Gewusst, wie.

Auf der Platte erkennt man die Bierseligkeit höchstens an ein paar tiefen Legato-Trompetenläufen, am Repertoire und – ich finde – ein bisschen auch an der gelegentlich durchwabernden Hammondorgel. Inhaltlich ist das „Ännchen von Tharau auf Zechtour“: Trink, Brüderlein, trink; O du wunderschöner, deutscher Rhein; In München steht ein Hofbräuhaus. Und natürlich: Humba, Humba Tätärä.

Das ganze im munteren Potpourri-Sound: fröhlicher Swing (ich weiß, das sag ich zum hundertsten Mal – ist aber so!), wie Perlen aufgereiht auf der Medley-Kette. Einigermaßen rasante Platte also. Mit durchaus hörenswerten Details, zum Beispiel einem kleinen Glockenspiel-Solo. Das ist ja einer der Vorzüge der Last-Platten: sie funktionieren im Vollsuff und als fernes Hintergrundgeräusch, aber eben auch beim einsamen, kontemplativen Hören. Sie sind – anyway – großartige Musik.

Denn man kann sagen, was man will: nie hat man bei James Last das Gefühl, er spiele irgendwas routiniert runter. Er lege nur eine Klangschablone über die zu arrangierenden Songs und spule eben seine Masche ab. Nein, jede Platte klingt, als sei sie mit viel Liebe, mit großem Können und ungeheurer Energie gemacht. Als habe sich jemand mit Haut und Haaren in die Lieder gestürzt. Bemüht, aus ihnen rauszuholen, was rauszuholen und ihrer würdig ist. Auch dafür Dank an Le James! Selbst seine (grauenvollen) Ausflüge in den sterilen 80er-Synthie-Pop verzeiht man ihm, weil man merkt, dass er neugierig und offen war und Neues ausprobieren wollte. „Humba Humba à gogo“ ist jedenfalls eine tolle, satte, krachende Swing-Platte!