Ray Wilson: Live

Bei Ray Wilson beschleicht mich manchmal das Gefühl, dass schon der Nachlassverwalter das Regiment übernommen hat. Bei den meisten Tätigkeiten des schottischen Sängers steht ein ‚Ex‘ davor und so zeigt er gerne auf Live-Platten, was er schon so alles gemacht hat.Nach dem super Akustikalbum „Live And Acoustic“ folgt jetzt ein randvoll gepackter Doppeldecker mit 32 Songs in Bandbesetzung, die alle Phasen seines Schaffens abdecken. Stiltskin, Cut, seine Soloplatten und natürlich auch Erinnerungen an seine kurze Zeit als Sänger von Genesis. Dabei sieht Wilson das Genesis-Repertoire als ‚All you can sing‘-Büffet und bedient sich nicht nur bei der „Calling All Stations“-Phase, sondern wildert auch noch in alten Zeiten.

Das schöne dabei ist: Der Mann hat’s einfach drauf. Seine markante Stimme beweist mit jedem Ton, dass Genesis theoretisch mit ihm ein gutes Album hätten aufnehmen können, und selbst die alte Dylan-Gurke „Knockin‘ On Heaven’s Door“ kann man ihm nicht krumm nehmen. Auch seine eigenen Titel kommen in der Liveversion direkter und ungeschminkter und runden das stimmige Gesamtbild ab.

Ohne Hohn – die Live-CD ist ein Fest für alle Freunde von songorientiertem, leicht angegrautem Rock, und man kann Ray Wilson nur von Herzen wünschen, dass ihm endlich auch die Studioplatten gelingen, die eine ähnliche Ausstrahlung besitzen wie seine Livemitschnitte.

Ray Wilson: Live
InsideOut/SPV
VÖ: 9.5.2005
www.raywilson.co.uk

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