Arme Leute, Prolog des Prologs

Das ist der Grund, wenns in den nächsten Monaten werktags vielleicht mal keinen Eintrag hier geben sollte. So fängts vielleicht an, da steckt alles drin und wird „Arme Leute“ heißen und ein Krimi sein.

Allmählich senken sich die Fußgewölbe zu Plattfüßen; okay. Das Lächeln, wenn dir eine schmierige Hand Trinkgeld in die Schürzentasche steckt und ein paar erotische Sekunden dort verbleibt, über den Bauch streicht; man gewöhnt sich dran. Die Blicke, die Gesten, die dummen Sprüche: gut, gut, gut.

Aber dann kommt einer rein (an die Fünfzig, normales Nichts), setzt sich, du steuerst den Tisch an (halb acht abends, wenig zu tun), und eine Aura aus Angst und Panik packt dich. Obwohl du keinen Grund hast, in Panik zu geraten, Angst zu haben. Dieser Typ zieht dich rein in sein eigenes Inferno. Man kann es kaum erklären… aber es ist so, das sind Ausdünstungen, Energiefelder, was weiß denn sie, die doch „Ja, bitte?“ fragen und dabei ein Lächeln anzudeuten hat, die „einen Kaffee, ja“ entgegen nimmt, „danke“ sagt, sich umdreht, weggeht – und die Panik des Gastes im Genick hat wie draufgeschlagen, oder einen fickrigen Vogel auf der Schulter.

So ist das. Unerklärlich. Aber es ist so. Alles an diesem Kerl ist Entsetzen, sitzt in seinen Klamotten, den biederbraven, den Poren seiner Haut, aus denen der Schrecken nässt. Er starrt aufs Resopal, als öffnete sich darauf gleich der Eingang zur Hölle. Schnell an der Zigarette ziehen, dann den Kaffee in die Tasse laufen lassen, Zucker und Milch und Keks daneben auf einen Extraunterteller. Schnell hin, servieren, lächeln, „bitte“ säen, „danke“ ernten, umdrehen, ab. Das macht einen nervös. Man latscht sich zu Plattfüßen, man mutiert in Kurzzeitgedächtnissen von Drecksäuen zur Wichsvorlage, man wackelt mit dem Arsch, weil das gut fürs Kreuz sein soll, man veranstaltet Monat für Monat Rechenkunststücke mit seinen paar Kröten und duscht sich nach Feierabend das schlechte Karma vom Leib. Schnell noch einen Zug. Nächster Gast. Arschloch.

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