Christopher Brookmyre: A tale etched in blood and hard black pencil

Es ist ein Anfang, wie er den Erwartungen der Leser Christopher Brookmyres entspricht: Zwei Tölpel stehen da und wissen nicht wohin mit der Leiche. Bleichlauge zumindest, so mussten sie lernen, ist untauglich, diese zum Verschwinden zu bringen. Dann jedoch folgt eine der Überraschungen, für die gute Autoren stehen.

Denn „A Tale Etched in Blood and Hard Black Pencil“ bricht mit dem erwarteten Ablauf und es geht eben nicht weiter im gewohnt rasanten Stil des Autors. Kein exemplarischer Bösewicht, der durch den Kakao gezogen wird, kein Establishment, welches veralbert wird und überhaupt kein (Komik-)Thriller. Stattdessen erzählt Christopher Brookmyre in seinem neuesten Buch kleine, sich zu einer Geschichte fügende Episoden aus dem Leben einer Gruppe von Schulkindern. Von der Einschulung bis zur Schulabschlussfete, entwickelt er die Beziehungen, die sich zwischen ihnen ausbilden und zeigt woraus sich die Bilder speisen, die sie als Erwachsene voneinander haben werden.

Obwohl er genügend Kostproben seines sarkastischen Humor darbietet, schafft es der Autor, den Kindern eine realistische Würde zu verleihen und seine Geschichte nicht als Burleske versinken zu lassen. Seine Erzählung mit den Gedanken und Ängsten der Kinder und den mit dem Alter sich wandelnden Ritualen des Erwachsenwerdens wirkt stimmig und glaubwürdig…“ja so war es wohl.“

Nun ist aber Christopher Brookmyre als Autor von Krimis bekannt und „A Tale Etched in Blood and Hard Black Pencil“ ist so gesehen ein klassischer Whodunit. Die Schulgeschichte ist mit Episoden der Aufklärung eines Mordfalls verschränkt. 20 Jahre später und wieder treffen wir die selben Protagonisten. Und erleben, wie stabil und doch trügerisch die Bilder sein können, die sie sich von den einst jugendlichen Kameraden bewahrten.

„A Tale Etched in Blood and Hard Black Pencil“ ist also eines dieser ambitionierten Bücher, bei denen der Autor mit der Hand in den Fundus der Jugenderinnerungen seiner Protagonisten langt und mit einer Geschichte aus deren Erwachsenenzeit rauskommt.

Brookmyre ist, soweit ich sehen kann, ein Autor mit einer treuen Leserschaft, die seinen eigenständigen Stil des niveauvollen Humors schätzt. Seine, seit 1996 erschienenen Bücher ragen mit ihrem Mix aus politischer Perspektive, schottischer Regionalität und bitterbösem Humor aus der Masse der humorösen Krimis heraus.

Diejenigen Leser, die nur nach dem rasanten Thrillerstil verlangen, den er bisher vorwiegend pflegte, könnten etwas enttäuscht sein. Der Schwerpunkt dieses Buches ist eben nicht der „thrill“ sondern die Darstellung der Schulzeit in einer kleinen Gemeinde in der Nähe Glasgows. Seinem zentralen Thema, die Verwurzelung der Menschen in ihrer regionalen (schottischen) Umgebung, versinnbildlicht in den Büchern auch durch die üppige und für Dritte nicht immer ganz leichte Verwendung des schottischen Dialektes in der wörtlichen Rede, bleibt er damit treu.

Mit „A Tale Etched in Blood and Hard Black Pencil“ hat Brookmyre wieder ein Buch vorgelegt, welches aus der Dutzendware der Humor-Krimis herausragt: Regional im besten Sinne, weil authentisch und nicht bloß die Bilder im Kopf der Leser spiegelnd; selbstbewusst, da beschrittene Pfade verlassend und komisch, manchmal sogar brüllend komisch. Es ist schade, dass er außerhalb des englischen Sprachraums so wenig wahrgenommen wird. Zugegeben, ich kann mir nicht recht vorstellen, wie man seine Dialoge angemessen übersetzen kann. Aber denjenigen die sich ans Original trauen, wird in diesem Buch ein Glossar mit schottischen Dialektbegriffen geboten.

Christopher Brookmyre: A tale etched in blood and hard black pencil. 
Little, Brown Book Group 2006. 344 Seiten. 17,97 €
(noch keine deutsche Übersetzung)

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