Kritiker-Criminale 2007: Pressebericht

Wie jedes Jahr fand auch heuer wieder die „Kritiker-Criminale“ statt, das große Treffen der führenden Krimikritiker Deutschlands, welche die reizvolle Landschaft der Südlichen Weinstraße zum Schauplatz ihres Gedankenaustausches erkoren hatten.

Die Veranstaltung begann – schon traditionell – mit einem Fußballspiel gegen ausgesuchte Vertreter der sogenannten „Criminale“, die zufälligerweise ebenfalls an der Südlichen Weinstraße bis einschließlich Sonntag über die Bühne gehen wird. In einer kampfbetonten Partie gewannen die Kritiker erwartungsgemäß mit 13:0, was Gegengrimmipapst Wörtche mit einem launigen „Wir haben eben nicht nur kopfmäßig die Deutungshoheit“ kommentierte. Einige unschöne Szenen (brutales Foul von dpr an Norbert Horst, Blutgrätsche Ludger Menkes zu Ungunsten Horst Eckerts, Platzverweis für letzteren Übeltäter durch Schiedsrichterin Chaplet) seien nicht verschwiegen, beweisen sie doch, um was es in diesem Freundschaftsspiel ging: um genregerechtes Kommunizieren.

So körperlich ertüchtigt, trafen sich die Teilnehmer der „Kritiker-Criminale“ am frühen Abend zu ihrer turnusmäßigen Mitgliederversammlung im Neustadter Szenelokal „Zur blauen Rebe“. Hauptpunkt auf der Agenda: Was halten wir eigentlich von Deutschlands KrimiAutorInnen? Nach einem Referat des langjährigen Vorsitzenden Gohlis („Warum ich diese Fragestellung für unnötig und letztlich obsolet halte.“) entwickelte sich ein wie gewohnt turbulentes Hin und Her der Meinungen. „Wenn sie nur nicht immer so dämlich grinsen würden“, fasste Schriftführer Noller (bekannt als Co-Autor des „Krimijahrbuchs 2007“) seinen etwas länglich geratenen Beitrag zusammen, dem allerhand zustimmende Rufe („Genau! Besonders der Bottini!“ – „Nein, der mit dem Rennrad, der Seghers!“ – „Die grinsen nicht, die sind so auf die Welt gekommen!“) zuteil wurden.

Nach der freien, geheimen und unmittelbaren Wahl des neuen Vorstandes (wie immer per Handzeichen) begann der zugleich gemütliche und feierliche Teil des Abends. Die „Charlie-Parker-Revival-Band“ spielte, auf Wunsch des Ehrenvorsitzenden Wörtche und des Pfälzer Buben Axel Bußmer, zum Tanz auf, das Pfälzer Määädche Christina „’s Tina“ Bacher hatte mit dem weiblichen Teil der Kritikaster einen ebenso ausdrucks- wie stimmungsvollen, ja streckenweise erotischen „Rezensionstanz“ eingeübt, die Weine floßen noch rauschender als die Biere, ja strömten gar, die Verbalinjurien gegen die im Nebenzimmer tagenden „Syndikatler“ („Ihr könnt doch Glauser nicht von Clausthaler unterscheiden!“ – „Verpisst euch, Schmierfinken!“) sorgten für willkommene Erheiterung.

Dann der Höhepunkt: Vergabe des Preises „The True Glauser“ für die meisterhafteste Rezension des abgelaufenen Kalenderjahres. Etwas überraschend durfte Georg Patzer von den „Krimifreunden Karlsruhe“ den geschmackvoll gestalteten Wanderpokal für seine Besprechung des „Krimijahrbuches 2006“ entgegennehmen. „Danke, danke, danke“, vermochte der so Geehrte nur noch unter Tränen zu stammeln, bevor ihn ein resoluter Ordnungsdienst mitsamt des Preisgeldes von 30 Silberlingen in kleinen Scheinen von der Bühne bugsierte.

Zusammengefasst kann man sagen, dass auch diese Tagung des „Kritiker-Syndikats“ wieder einmal zu beweisen in der Lage war, wie gut es um die Krimikultur hierzulande bestellt ist. „Wenn nur diese Krimischaffenden nicht wären“, raunte Alt- und Ehrenpräsident dpr dem Chronisten am Ende augenzwinkernd zu. „Dieses Land braucht keine Kinderkrippen, sondern Bewahranstalten für quälgeistige AutorInnen. Aber dafür ist natürlich wieder mal kein Geld da!“

Lothar Bückling, „Neustadter Weinblatt“

22 Gedanken zu „Kritiker-Criminale 2007: Pressebericht“

  1. Danke, danke, danke. Ich danke auch meinen Eltern und meinem Provozenten und meinem bescheidenen Berichterstatter. (Ich hätte doch gedacht, dass ich „Besonders der Bottini“ nur ganz leise gesagt hätte.)

    Warum hast du eigentlich die Modenschau vergessen, in der die Krimiautorinnen und vor allem die hübschen Autoren nicht nur ihre Frühlingskleider, sondern auch ihre Bademode vorstellten?

  2. Du hast einen Provozenten? Kann sich unsereiner nicht leisten, muss immer selber auf die Kacke hauen. Und die Bademodenschau war ja ein bisschen peinlich. Gohlis im Stringtanga, na, ich weiß nicht…

    bye
    dpr

  3. Jetzt ist mir eben aufgefallen (ich merke sowas!), dass es einen Schreibfehler in dem hier veröffentlichten Bericht gibt. In dem Preisnamen „Teh True Glauser“ ist ein „G“ (G wie Gregor oder Georg) 😉 zu viel! Unlaublich.

  4. Ja, unlaublich. Besser: unlaubwürdig? Ok. Einverstanden.

    (naturgemäß war dieser „Schreibfehler“ gewolt. Was dachtest du denn? Geht doch ums G in meinem Beitrag.)

  5. Mit mir, Georg 1. Dem Preisträger. Du erkennst es daran, dass ich mich verlinke. Das tut Georg 2 (noch) nicht.

    Wer ist das überhaupt?

  6. ja, wenn georg II erst mal den trick raus hat, dein blog unter seinen namen zu legen … uh … oh …

    *wiegt mit dem kopf

    meinen stil kann man ja nicht faken, aber deinen, georg … du lässt dich sprachlich ja zu wenig gehen (**kann auch nachteile haben)

    ***wird künftige geoergkommentare auf ihre genitivhaltigkeit und anglizismenabwesenheit abklopfen

  7. Siehst du, und kaum kommt ein englisches Wort, schon schreibe ich es falsch: The True Glauser, The. Nicht Teh. (Keiner merkt’s…)

    Allerdings, warte mal, ich hab’s doch vom Wanderpokal direkt abgeschrieben… Da! – Also. – Also nee. – Also wirklich!

  8. Was, bitte, ist eine Blutgrätsche? Und bei einem Spiel, das von Frau Chaplet gepfiffen wird, möchte ich nicht dabei sein. Da müsste ich ja ständig schleimig grinsen und das ist mir dann doch zu anstrengend…

    Ludger
    * bekennender Fußball-Nicht-Kenner

  9. Spaß? Ich weiß nicht, was daran spaßig ist, Herrn Patzer einen Pokal und einen größeren Geldbetrag zu überreichen. Okay, der ausgefahrene Ellenbogen gegen Norbert Horst hat mich für vieles entschädigt. Leider habe ich den falschen getroffen. Ich hielt ihn für …(hier beliebigen anderen Namen einsetzen).

    bye
    dpr

  10. Ich fand’s auch nicht spaßig.

    Erst all diese Gewalt, die ich doch eher den Krimiautoren, weniger den Kritikern zugetraut hätte, die hat mich entsetzt. (Und Bottini und ich als pazifistische Taichi-Kampfkünstler am Rande, immer friedlich tui shou übend.)

    Dann der Pokal mit dprs sardonischer Miene.

    Dann die Rührung.

    Ein Wechselbad der Gefühle.

  11. Gute Idee! Was meinst du, was du da für einen Zulauf hast. Nimm nur einen Euro pro Mitglied, dann wirst du reich! (10 Prozent an mich, für die Idee.)

  12. Ähm, äh, ja, äh (wie rede ich mich da jetzt raus, mann, ludger, wie konntest du den göttlichen georg vergessen) – äh, ja, ich wollte jetzt mal nur an die Frau Anobella wenden, schließlich stammt die ursprüngliche Idee ja von ihr. Natürlich, liebster Georg, bist Du einfach adorable.

    Au réservoir, as we say in Tilling,
    Ludger

  13. Liebe LeserInnen: Wir wenden uns heute mit einer dringenden Bitte an Sie. Einer unserer fähigsten Krimiblogger sucht DRINGEND ein neues Zuhause. Irgendwo. Einzige Bedingung: Gaaaanz weit weg vom Saarland! Zahlt jeden Preis! Passt auch auf den Hund auf! Mäht Rasen! Vertritt den aushäusigen Ehemann! Profi!

    bye
    dpr

  14. Ehe sich die vielen Krimiautorinnen jetzt bei dir melden (Chaplet, Dorn etc.), muss ich gestehen, dass es doch nicht Saargebiet wird.

    Entwarnung! Leider.

    Aber vielleicht meldet sich ja doch jemand, für Ferienzeiten. Dann hätte es doch noch sein Gutes gehabt.

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