„W a s macht Wickius?“

Anna Beller seufzte. „Er bloggt.“
„Er bloggt? Was soll denn das heißen? Das habe ich ja noch nie gehört!“ Polizeioberrat Kammerer schüttelte den Kopf.
„Bloß weil Sie´s noch nie gehört haben, heißt es nicht, dass es nicht existiert, Chef!“, sagte Jungkommissar Giorgio Negrini.

„KLAPPE!“ Misstrauisch sah der Polizeioberrat Anna an. „Es hat was mit dem Netz zu tun, richtig?“
Anna schlug die Beine übereinander und erklärte genießerisch: „Ein Blog ist ein Tagebuch.“
Wie erwartet verfehlten die Worte ihre Wirkung nicht. Die Augen des Polizeioberrats wurden tellergroß.
„Wickius schreibt Tagebuch? Im Netz? Dasdarfdochwohlnichtwahrsein!“ Er warf die Arme hoch. „Ist es ein Racheakt am Präsidium? Breitet er Interna aus? Seine Depressionen? Redet er von uns? Von m i r?“ Seine Stimmte kippte und es hätte nicht viel gefehlt und er hätte Anna vor Aufregung auf dem Schoß gesessen.
„Nur verschlüsselt, Herr Kammerer!“, versuchte sie, ihn zu beruhigen. „Meistens geht es um Erotik … Sie kennen ihn ja.“
Giorgio Negrini brach in Lachen aus. „Er schreibt erotische Geschichten über den Chef? Sau-ber!“
„WER HAT DICH GEFRAGT?“
Giorgio verschwand wieder in den Tiefen seines Fauteuils.
„Kann ich dieses Blog lesen?!“
Anna schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein. Er hat mir strikt verboten, Ihnen die URL zu geben.“
„Die URL? Was ist das für ein Blödsinn?!“
„Die Adresse im Netz, Chef!“, gluckste Giorgio.
Missbilligend betrachtete der Polizeioberrat den Jungkommissar. „Setz dich gefälligst ordentlich hin! Wenn der Polizeipräsident reinkommt! Was macht das für ein Eindruck?! Und was ist das …“, er schnupperte in Giorgios Richtung, „… für ein Geruch?“
„Fahrenheit“, sagte Anna treffsicher.
„Fahrenheit? Müssen Sie jetzt a u c h in Rätseln sprechen, Frau Beller? Das hat mich immer am meisten an Wickius genervt!“
„Es ist ein Parfüm namens Fahrenheit. Von Dior. Ich mag es sehr.“
Giorgio sank lächelnd in ihre Richtung, riss sich aber wieder hoch, als er den Blick des Polizeioberrats sah.
„Ich mag es nicht. Männer und Parfüm … bei der Kripo …. also wirklich!“
Lachend zog Anna ein Blatt Papier aus ihrer Hosentasche. „Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen aber einen Auszug aus dem Blog vorlesen …“
Der Polizeioberrat sank ermattet im Sessel zurück. „Wenn es sein muss …“,
Anna las: „Vorsichtig entwickelt Wickius Gegendruck … sein Kopf versank zwischen Annas Brüsten …“
„NEEEEEEEEEEEIN-!“
Anna kringelte sich. „Er machte keine Anstalten, sein Fleisch von ihrem Fleisch zu lösen …“
„GENUUUUUUUUUUUUUUG-! Hat das Monster etwas zu dem Mordfall in der Beilschmidtallee beizutragen oder nicht?!“
„Klar hat er“, feixte Giorgio. „Aber Sie kennen ihn ja – er spricht in Rätseln! Irgendwas von drei Jungfrauen, die wir suchen sollen.“
„Genau das!“, rief der Polizeioberrat aufgebracht. „Genau das habe ich gehasst! Dass er immer so geheimnisvoll tun musste! Aber Sie …“,er schoss einen wütenden Blick auf Anna ab, „… mussten ihn ja unbedingt in Ihre Wohnung aufnehmen!“
Annas Gesichtszüge wurden weich. „ … er wusste doch nicht, wo er hin sollte …“, murmelte sie.
„Hört mal …“ Giorgio entwickelte eine Theorie. Er erinnerte die Kollegen daran, wie Wickius sich immer aufgeregt hatte, weil er die Morde in der Stadt so langweilig, so geistlos, so brutal fand. „Was, wenn er uns jetzt einfach Arbeit verschafft? Und uns weiter mit seinen Rätseln narrt?“
Wie vom Donner gerührt sah der Polizeioberrat ihn an. „Wollen Sie etwa andeuten, dass Wickius diese beiden Kleinkriminellen umgebracht hat? Also das wäre ja ein starkes Stück!“
Anna wiegte mit dem Kopf. „Möglich wäre es … gestern Abend war er nicht zu Hause. Jedenfalls nicht vor Zwei …“

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13 Gedanken zu „„W a s macht Wickius?““

  1. Chef! Es reicht! Erst kriegt diese „Dame“ jeden Programmierwunsch von den Augen abgelesen, dann darf sie bestimmen, dass das erste Kapitel sexuell unterfüttert wird und jetzt, jetzt!, schreibt sie mir auch noch in meinen Fortsetzungsroman rein! Ich verlange die fristlose Kündigung! Geben Sie ihr die Papiere! Oder ich bewerbe mich umgehend bei krimiblog.de, die nehmen mich mit Kusshand!

    bye
    dpr
    *knallt sich einen halben Liter Kölnisch Wasser auf den Luxuskörper

  2. Sorry, lieber dpr, aber Luxusblogger wie Du einer bist, kann ich mir einfach nicht leisten.

    Ludger
    * Kölnisch Wasser – igitt

  3. * Kölnisch Wasser – igitt

    Er meinte bestimmt: „knallt sich einen halben Liter Kölsch in den Luxuskörper.

    Der Suchtbeauftragte

  4. ich musste die figur der anna beller korrigieren … und ein GEGENGEWICHT schaffen.

    *würdevoll

    das ist das gute an blogs: der leser kann mit-, dazu- und reinschreiben.

    **nickt in die runde

  5. Praktischer? Was soll daran praktisch sein,jetzt „zum Seitenanfang“ springen zu können? Oder mit mut- und böswillig ins Werk geschmuggelten Personen konfrontiert zu werden? Gehört es zum Wesen der Demokratie (rückt seine Krawatte zurecht, stützt sich aufs Rednerpult, rollt mit den strahlenden blauen Augen), das Wesen der Kunst zu manipulieren? Ist denn nicht Kunst eine Art Selbstbefriedigung, die durch „demokratische Tendenzen“ zu Gruppensex auswuchert? Sind das die Folgen von 68? Meine Damen und Herren, urteilen Sie selbst. ICH, DER SCHÖPFER DES HELDEN WICKIUS, bin jetzt GEZWUNGEN, die (reichlich merkwürdige) Phantasie der Frau A. in der meinigen zu verarbeiten. Parfümheinis, tumbe Vorgesetzte… das kann, liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht der Sinn von Demokratie sein, ich fordere die geistige Fußfessel für BlogleserInnen, zudem die Verbringung allzu juvenil-debiler LeserInnen in speziell dafür einzurichtende Tagesstätten – ja, ja, ich weiß, das ist nicht finanzierbar, Frau von der Leyen, aber (…dreißig Manuskriptseiten später), möchte ich meine flammende Rede mit den Worten von Theodor Heuss beschließen: „Wer stänkert, fliegt raus.“ (tosender Applaus, Ausnahme: Linkspartei)

    dpr
    *haut sich auch noch den anderen halben Liter Kölnisch Wasser rein und spült mit Klosterfrau Melissengeist nach

  6. *zerschmettert die flasche kölnischwasser im hinterhof
    **findet die hinzuerfindung ihres kleinen kripoteams groß-ar-tig
    ***geht zurück zum seitenanfang

  7. Okaý, aber dann fehlt noch einer: Georgios Patzatopoulos, „riecht penetrant nach griechischem Hirtenkäse, der zu lange in der Sonne gelegen hat“. Und um das Team rein gendermäßig auszutarieren noch Patrizia Hey-Schmidt, „hat einen Alain-Delon-Starschnitt in ihrem Büro hängen“. Das wäre doch eine brauchbare Mannschaft…

    bye
    dpr


  8. Wie vom Donner gerührt sah der Polizeioberrat Giorgio an. „Wollen Sie etwa andeuten, dass Wickius diese beiden Kleinkriminellen umgebracht hat? Also das wäre ja ein starkes Stück!“
    Anna wiegte mit dem Kopf. „Möglich wäre es … gestern Abend war er nicht zu Hause. Jedenfalls nicht vor Zwei …“
    Giorgio lachte. „Wir werden wohl dieses Buch von Fred Vargas lesen müssen.“
    „Welches Buch?“
    „Die drei Jungfrauen, Chef. Wenn der Kollege signalisiert, dass dort die Lösung unseres Kriminalfalles zu finden ist …“
    „Ich möchte n i c h t“, entgegnete der Polizeioberrat dezidiert, „dass Wickius sich weiter in unsere Fälle einmischt! Wir kommen wun-der-bar auch ohne ihn zurecht! Er meinte, sich aus den Klauen des Beamtentums befreien zu müssen – gut. Seine Entscheidung. Ich habe das nicht zu kritisieren. Aber wenn er denkt, dass er quasi durch die Hintertür … “
    „Möchten oder Nichtmöchten“, unterbrach ihn der Jungkommissar, „wenn in dem Buch steht, wer die Typen umgebracht hat, könnten wir doch … “
    „Nein! Wir können nicht!“
    Anna Beller opferte sich. „DANN LESE ICH ES EBEN! Wickius wirds ja wohl DAHABEN!“
    „In meinem Präsdium werden keine Bücher gelesen, um Mordfälle zu lösen!“
    Lachend erhoben sich Anna und Giorgio. „Mahlzeit, Chef. Es geht auf die Zwölf zu …!“
    „Ich verbiete es! Stellen Sie mich zu Wickius durch!“

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