Freitagskommentar

Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mir das momentane „Tannöd“-Geplänkel auf den Geist… nein, den erwähnen wir in diesem Zusammenhang lieber nicht – auf den Sack geht. Da wird die Einsetzung einer Wörterpolizei indirekt angeregt, deren Aufgabe es dann wäre, nach identischen Adjektiven oder Bildern zu suchen, da feiert aber auch der Standesdünkel fröhliche Urständ, ist von „gewissen Gestaltungshöhen“ die Rede, welche ein „Werk“ erreichen müsse, um nicht der „Gemeinfreiheit“ anheim zu fallen, die nichts anderes mehr ist als eine Umschreibung von „Schund“ oder „Kolportage“. Kein Wunder also, dass „Soll die Kolportage siegen?“ getitelt wird, worauf man nur mit einem kräftigen „JA!“ antworten kann. Wo leben wir? Vor allem aber: wann? Ende 19. Jahrhundert, und die Welt ist eine Gelehrtenstube, aber in die Gelehrtenstuben hat die Welt noch nicht Einzug gehalten? Meine Fresse, was für eine unterirdische Diskussion. Keine Verlinkungen an dieser Stelle, Schluss.

35 Gedanken zu „Freitagskommentar“

  1. Bin ganz deiner Meinung:

    In einer Gesellschaft, in der zunehmend jeder entscheidet, welche Regeln er für befolgungswürdig hält, sollte es selbstverständlich sein, dass jederman nach eigenem Gutdünken das abschreibt, was er für abschreibungswürdig hält. Die Gerichte sollten sich da raus halten, und besser dafür sorgen, dass der Gartenzwerg im Garten meines Nachbarn endlich verschwindet. Wer nicht will, dass man von ihm abschreibt, sollte eben nichts veröffentlichen, stattdessen Tagebuch schreiben, und sich eine gute Alarmanlage zulegen.

    Da auch geistiges Eigentum verpflichtet, bedarf es keines gerichtlichen Schutzes geistigen Eigentums! Was soll denn sonst aus China werden? Wem das nicht gefällt, der kann sich ja eine Schrottflinte besorgen …

    (Vorsicht, dieser Beitrag enthält Ironie und keinwegs eine Aufforderung zur Selbstjustiz !!!)

  2. Wenigstens einer, der mich versteht… Drehen wirs mal um: Hätte der Kläger erst nach der Lektüre des Werkes der Beklagten sein SACHbuch verfasst, wäre er jetzt wegen Plagiierens dran. Es sei denn, er könnte per Gutachten nachweisen, dass „Tannöd“ eine „gewisse Gestaltungshöhe“ nicht erreicht hat. Worauf die nunmehrige Klägerin ihrerseits nachwiese, dass das Sachbuch des nunmehrigen Beklagten kein „Werk“ ist, sondern als einfache Wiedergabe von Fakten „gemeinfrei“. Usw usf…

    bye
    dpr

  3. Nein, er wäre nur dann wegen Plagatierens dran, wenn ein (letztinstanzlich) entscheidendes Gericht die Voraussetzungen eines Plagiats für gegeben hält. Wie auch jemand sonst „dran“ ist, wenn ein Gericht die Voraussetzungen eines Mordes oder eines Kaufpreisanspruchs für gegeben hält. Das nennt sich Rechtstaat, die Alternative habe ich zuvor aufgezeigt.

    Das einzig für die Thematik dieses Blogs Interessante dabei scheint mir zu sein, dass die Tätigkeit eines Autors, egal ob er Fiktion oder ein Sachbuch schreibt, ebenfalls gesetzlichen und damit gerichtlich überprüfbaren Regeln zu unterliegen scheint, er also nicht durch Kunst- bzw. Pressefreiheit davor geschützt ist. *Autoren müssen sich damit also nicht nur bei ihrer fiktionalen Steuererklärung nicht anders als Handwerker, Versicherungsvertreter und (fast) alle anderen vor einem Gericht verantworten, wenn jemand meint, sie hätten bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit Regeln verletzt. That’s life; „Esra“ lässt grüßen.

    Das ist übrigens auch der Grund, weswegen jeder deiner Beiträge hier, wie fiktional diese auch immer sein mögen, zuvor von eurem Justiziar freigegeben werden müssen. Wenn man dir als bekanntem Gegner jeglicher Zensur gesagt haben sollte, der Typ, dem du deine Beiträge vorher geben sollst, sei ein Lektor, dann solltest du das mal ganz schnell investigativ überprüfen!

    *die fett gedruckte Passage wurde auf Wunsch des Kommentators korrigiert. Von strafrechtlicher Verfolgung wegen Zensur bitten wir abzusehen. Der Justitiar

  4. „Mir träumt‘, es hätt ein Kläger mich ergriffen,
    Und schleppte vor den Richtstuhl mich; und ich,
    Ich säße gleichwohl auf dem Richtstuhl dort,
    Und schält‘ und hunzt‘ und schlingelte mich herunter,
    Und judiziert den Hals ins Eisen mir“

  5. Du wirst, lieber Thomas, im ganzen großen Hinternet-Universum keinen unermüdlicheren Kämpfer für den Schutz des geistigen Eigentums finden als den hier Endunterzeichneten. Wir wissen natürlich alle, wie schwierig es ist, geistiges Eigentum zu definieren…wenn ich jemanden erschlage (z.B. Anobella, weil sie im Februar Belegexemplare eines Buches möchte, das erst Anfang April erscheint), ist die Sache meistens klar (und ich krieg mildernde Umstände). Aber „geistiges Eigentum“? Was mich sehr befremdet, sind die aktuellen Beiträge zur Definition solchen Eigentums, wie man seine Schutzwürdigkeit von zweifelhaften literarischen Qualitätskriterien abhängig macht, ob etwas hohe Literatur sei oder „Gebrauchsliteratur“ — das ist dieses deutsche Gelahrtendümpeln, gegen das sich gerade Freunde der Kriminalliteratur wehren sollten, in der ja immer ein Stück Kolportage steckt, ja, auch in „Tannöd“.
    Und dann dieses lustige Wörtersuchen! Muss ich, wenn ich in Zukunft eine Rezension schreibe, erst schauen, ob nicht in einer anderen Rezension zu einem bestimmten Buch bestimmte Ausdrücke auftauchen, die ich dann vermeiden muss, um mich nicht des „Plagiats“ verdächtig zu machen? Wenn der Wörtche einen Text „grottenschlecht“ nennt und ich auch, dann kann mich der Wörtche verklagen oder wie? Und ich kontere dann, meine Rezi habe eine gewisse Gestaltungshöhe, die vom Wörtche sei aber bekanntermaßen „neutrale Beschreibung“ und somit gemeinfrei?
    Im übrigen lege ich sämtliche Texte dem Hinternet-Zensor, Herrn Zander, vor. Der Mann ist, wie man in Bayern sagt, „gerichtsmassig“ (dreimal verurteilt) und kennt sich aus.

    bye
    dpr

  6. und du wolltest ein belegexemplar eines buchs von mir, dass im märz erst erscheint.

    *erschlägt früher

    außerdem redet auch ihr jetzt wie alle ständig über schenkel und tannöd.
    alle d a u e r n d über schenkel und und alle d a u e r n d über tannöd.
    (so viel zum thema unterirdische diskussion und schluss …)

    **pfeift

  7. Thomas? Kann man Personen, die stän-dig und öf-fent-lich die Autorität des Bloggers untergraben, rechtlich belangen? Und was würde IHR (in Jahren) und MIR (in Euro) das einbringen?

    bye
    dpr

  8. Hoffentlich war’s nicht das Erdbeben, lieber Herr Linder, der den Inhalt mit in die Tiefe gezogen hat…

    Anonsten habe ich dies hier im Verdacht:

    The requested page could not be found.
    main(../kalender/jubel/20080301.txt): failed to open stream: No such file or directory

    Herzlichst
    Ludger

  9. Ludger hat – wie immer – Recht: Es liegt an dieser Fehlermeldung. Ich werde unseren Administrator aufscheuchen, damit das baldigst ausgeräumt wird.

    bye
    dpr

  10. Da habe ich, lieber Herr Linder, bei Erdbeben gleich an DEN guten dpr gedacht und alles durcheinander gebracht.

    Herzliche Grüße aus Hamburg, welches seit heute auch ein wenig hessisch ist.

  11. Das ist jetzt sehr zynisch und saarländerverachtend. Bei uns hat es mit 4,0 gebebt, Zigtausende wurden obdachlos, noch mehr Zigtausende werden jetzt auswandern. Nach Hamburg (schwarz-grün regiert!) und nach München (guade Weißwürschd). Das habt ihr nun davon!

    bye
    dpr

  12. Primsmulde Süd, genau. „Ein Junge fiel von der Leiter“, meldet der Heimatsender, weitere Personenschäden wurden wahrscheinlich deshalb vermieden, weil das Beben Samstagnachmittag stattfand und sich sämtliche Saarländer im Freien aufhielten: zum Rasenmähen, Rumhämmern, Dachdecken und vor allem zum „Schwenken“, außerhalb des Saarlandes auch als Grillen bekannt, aber ganz etwas anderes…

    bye
    dpr

  13. Damit kommst du jetzt! Wo ich mir mühsam eine Bretterbaracke gezimmert habe, die ich mit der ebenfalls obdachlos gewordenen Miss Saarland (okay, von 1954) bewohne! Und das aufgeben, um nach Kochland zu ziehen? So schwer kann ein Erdbeben gar nicht sein…

    bye
    dpr

  14. MISS Saarland! Sie hat noch den Badeanzug, den sie 1954 bei ihrer Krönung getragen hat! Wenn es wärmer wird, will sie ihn sogar anziehen! Und von ihrer Rente können WIR BEIDE auskömmlich leben!

    bye
    dpr

  15. Äh…diese Miss und ich… aber wenn du ebenfalls eine ergiebige Rente dein eigen nennen solltest…einen alten Badeanzug hast du ja auch und als Miss Wiesbaden 1970 machst du darin ganz sicher eine prima Figur…

    bye
    dpr

  16. Kurprinzessin? Verarmter Adel, was? Oder gibts ne fette Apanage? Und, ganz wichtig: Kannst du Kuchen backen? Nein? Dann zieh ich mit Georg zusammen…

    bye
    dpr

  17. Ich habe mir doch nur SORGEN um Dich und die anderen Hinternetler gemacht, lieber dpr. Falls Du wirklich ins künftig schwarz-grüne Hamburg (ich hab‘ die Stadt ja eher als blau wahrgenommen) auswandern willst, komme nur! Erdbeben sind eher selten, wir haben dafür Sturmfluten.

    Ludger
    * Um hessische Verhältnisse in HH zu haben, müsste erstmal die werte Anobella vorbeischauen.

  18. HH nach HH? Dann muss ihr Ludger die Stadt zeigen. Und ihre Bücher gut besprechen. — Bist du eigentlich die Tochter des Großen Kuhfürsten, mein hessisches Juwelchen?

    bye
    dpr

  19. EIN Zimmerchen? Also eine SUITE bräuchts da schon. Für meine A.S.-Erstausgaben; mein Terrarium (nur ganz wenig Giftschlangen!), fürs Zusatzbett, wenn hessische Kurprinzessinnen zu Besuch kommen…

    bye
    dpr
    *Käsekuchen! Mit Schlagsahne!

  20. EAs? Das kann ja so viel nicht sein, die großformatigen habe ich selbst. Zusatzbett? Was sind denn das für keusche Anwandlungen?

    * Käsekuchen mit Sahne? Urgs!
    ** lädt dich wieder aus
    *** oder ist das eine saarländische Spezialität und also mit ethnologischen Augen zu betrachten?
    **** lädt dich wieder ein

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