AMSTETTEN – The Movie

Unserem Hollywood-Korrespondent Derek Pendleton-Riot, the man with the thousend ears, ist es gelungen, in den Besitz eines geheimen Tonbandmitschnitts zu gelangen, der in den Geschäftsräumen einer weltbekannten Filmproduktionsfirma entstanden ist. Hier ein kleiner Ausschnitt…

Produzent: Herrlich, diese Österreicher! Sissi! – Okay, da waren die Deutschen schneller – aber Amadeus! Hitler! Freud! Was für Stoffe! Was für Kassenknüller! Was für Profite! Und jetzt ER – ADOLF Fritzl!!!
Autor: Äh… Josef.
P: Josef?
A: Josef Fritzl heißt der. Nicht Adolf!
P: Pah! Josef! So hieß doch der Stiefvater von Jesus! Nein, nein, nennen wir ihn Adolf. – Und Harrison Ford wird ihn spielen!
A: Äh…Harrison…
P: Ford! Genau! Austria-Adolf und die Jagd nach dem verschwundenen Mädchen im Keller! Notieren Sie!
A: Habs schon.
P: Schön. Und wer spielt das Mädchen?
A: Äh – Jennifer Lo…
P: Pappalapp! Wir brauchen was Blondes, Kaputtes, Kindliches mit prallen Möpsen! Die typische Österreicherin! — Britney Spears! Ja, ja, ja!
A: Ja. Notiert.
P: Also… Austria-Adolf entführt Austria-Gretchen… sperrt sie 24 Jahre – machen wir 25 draus, klingt besser – in einen Keller und hat Sex mit ihr. Ein Kind nach dem anderen… und dann entkommt Austria-Gretchen eines Tages… Hm. Da fehlt was. Verstehen Sie? Da fehlt die LOVE STORY! Der SUSPENSE! Vorschläge?
A: Äh… ich dachte… also vielleicht so: Mit 18 verschwindet Austria-Gretchen von der Bildfläche. Sie hatte einen Freund, nennen wir ihn Austria-Romeo. Der versteht nicht, warum sein Gretchen verschwunden ist. Der sucht überall. In jeder österreichischen Sekte quasi. Aber findet sie nicht. Er sucht und sucht und sucht. Und nach 24, äh 25 Jahren findet er sie durch einen Zufall… Sie fallen sich in die Arme. Austria-Adolf wandert in den Knast und ins Kino und in 49 Krimis und „unautorisierte Biografien“. Ende.
P: Ja! Perfekt! Und vergessen Sie mir nicht das österreichische Rotlichtmilieu, schicken Sie Romeo durch sämtliche österreichischen Puffs – da könnte die Lopez übrigens eine Nutte mit Herz spielen, vielleicht reichts ja für den Nebendarsteller-Oscar. — Und wissen Sie, wer den Romeo spielt? River Phoenix!
A: Ist tot.
P: Tatsächlich?
A: Definitiv. Hat aber einen Bruder.
P: Engagiert! Blieben noch die Actionszenen für Harrison. Müssen rein! Der Mann ist im Rentenalter und springt dennoch von jedem Zug! Ah, ich sehe es vor mir! Austria-Adolf auf der Flucht! In Naziuniform! Auf einem Nazilastwagen! Harrison Ford springt von einer Brücke auf den Laster, kämpft sich zum Führerhaus – ha, FÜHRERhaus! – Klasse! – vor und stößt Austria-Adolf auf die Straße! Nein! In den RHEIN!
A: Den Rhein? Ist der nicht… irgendwie deutsch? Und Austria-Adolf wird doch von Harrison Ford gespielt und wie soll der sich selbst…
P: Hm… Dann stößt Austria-Adolf eben Stasi-Fritz vom Laster! Das passt schon! Weil eigentlich hat Stasi-Fritz Austria-Gretchen im Keller von Austria-Adolf gefangengehalten und Austria-Adolf hat nichts davon geahnt! Der wusste noch nicht mal, dass er einen Keller hat! Das war ihm UNBEWUSST!!! Freudscher Metasuspense, mein Lieber! Die Kritiker werden uns lieben! Und wer spielt Stasi-Fritz? Klaus Kinski!
A: Tot. Uwe Ochsenknecht?
P: Wenn’s sein muss… So, und jetzt fangen Sie an zu schreiben. Und halten Sie sich bitte an die Tatsachen. Und überlegen Sie sich schon mal einen geilen Plot für Teil zwei: Austria-Adolf und der Todeskeller von Wien!

15 Gedanken zu „AMSTETTEN – The Movie“

  1. Hallo,

    den Rhein gibt es auch in Österreich.
    Sonst finde ich es einfach zutiefst geschmacklos und daneben. Ich lösche bei mir die Linkreservierung, das mag ich nicht verlinken.

  2. ich glaube, liebe krimi.krimi, daß Sie hier auf einem Schiller-Trip sind: der Text ist ästhetisch fragwürdig (würde ich nicht widersprechen), also auch moralisch abzulehnen (da hätte ich Zweifel, da er den Rummel karikiert, an dem wir alle mehr oder minder teilhaben). Ich vermute, daß dpr die ästhetische Ablehnung mehr schmerzen würde als die moralische.

    Beste Grüße!

  3. Nein, lieber JL, ästhetische Ablehnung schmerzt mich keineswegs (ohne Ihnen jetzt auf 20 Seiten begründen zu wollen, warum nicht). Was mich schmerzt, sind ungenaue Ortsangaben, insbesondere von NaturwissenschaftlerInnen. Wo ist „daneben“? Neben was? Oder anders: Wo befindet sich die Mitte der Zielscheibe, in die man bei diesem Thema treffen muss?

    bye
    dpr

  4. Mag sein, dass meine Ablehnung sowohl geisteswissenschaftlich als auch naturwissenschaftlich nicht fundiert ist. Das ändert nichts an der Ablehnung. Weil’s für mich einfach billiger Klamauk ist und ich es daneben finde, wenn man mit dem Thema billigen Klamauk treibt. Das will ich jetzt auch nicht auf 20 Seiten begründen und ich will hier auch nicht auf diese flapsig-verspielte Art einsteigen, die ich sonst durchaus schätze. Also, keine Ortsangaben. Keine Wissenschaft. Nur eine Meinung.

  5. Wenn das witzig sein soll, was da als Artikel geschrieben steht, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Der ganze Sketch ist geschmacklos, eine Beleidigung aller antifaschistischen Österreicher und eine Beleidigung einer Familie im tiefen Leid, die man benutzt, um sich über das was mit ihr geschehn ist, lustig zu machen und um dadurch eien Reputaion als witziger Autor zu erlangen. Letzteres ging in die Hose. Da schreiben Sie besser über Politiker der Jetztzeit, wenn Sie mutig sind. Von diesem Blog hätte ich mir mehr erwartet.

  6. Vielleicht beißt sich hier auch eine Katze in den Schwanz. Da gibt es einen Text, der den Rummel karikiert und macht dabei daselbe: Rummel

  7. Das scheint mir jetzt ein grundsätzliches Problem zu sein. Erstens einmal ist mir, lieber Franz, nicht ersichtlich, wo ich hier österreichische Antifaschisten und eine leidende Familie verhöhne. Der Text – den man natürlich KLAMAUK nennen muss, er ist nämlich nichts anderes – versucht überspitzt abzubilden, was ich seit Wochen beobachte. Okay, aber ich werde den Teufel tun, nun meinen eigenen Text zu interpretieren. Aber das noch, auch wenn es euch erschüttern mag: Der Fall Amstetten selbst interessiert mich eigentlich nicht. Überhaupt nicht. Mich interessiert der Rummel, den man um die Sache macht. Weil ich z.B. nicht verstehe, warum man keinen Rummel um z.B. Rohstoffkriege in Afrika macht oder die Vermüllisierung von Millionen Armer, wie wir es z.Zt. hierzulande erleben dürfen. Einer der Gründe: Amstetten liefert eine perfekte Inszenierungsvorlage. Es ist wunderschön personifiziert (ich nenne das den „Holocaust“-Effekt; viele Menschen haben Auschwitz erst wahrgenommen, als es die US-amerikanische Serie „Holocaust“ zu bestaunen gab), man kann seine eigene Betroffenheit effizient in die Welt hinausposaunen, man kann auch seine Gelahrtheit kundtun, man kann – und da hat TW eben verdammt noch mal recht – die absurdesten Sinnverknüpfungen vornehmen etc.
    Übrigens, lieber Herr Franz: Hätten Sie diesen Blog aufmerksamer gelesen, wäre Ihnen gewiss aufgefallen, dass ich hier sehr wohl auch über „Politiker der Jetztzeit“ und ihre Politik herziehe. Mir zu unterstellen, ich würde mich hier darum bemühen, eine „Reputation als witziger Autor“ erlangen zu wollen und dabei das „Leid einer Familie“ auszunutzen, ist allerdings genau die Unverschämtheit, die ich von Leuten erwarte, die ihre eigene moralische Integrität auf den Schultern tragen wie die Teilnehmer einer Jesus-look-alike-show das Holzkreuz.

    bye
    dpr

  8. Wie gut, dass ich mal wieder gar nicht weiß, worum es geht. Da ist was passiert, die Zeitungen schreiben den üblichen Schmarrn, einer regt sich auf (ich denke gleich an Karl Kraus), andere regen sich über den auf, der sich über die Zeitungen aufregt und fühlen sich vom letzten, der das ganze glossiert, auch noch auf die Füße getreten.

    Weio!

  9. O weh. Das ging aber daneben. Wer sich als Rezensent einen Ruf aufbaut entwickelt daneben weder automatisch den Schriftsteller in sich noch den Satiriker.

    Für beides braucht es ein wenig mehr, und zum Trost, fast kein bedeutender Dirigent hat je ein Werk komponiert, das erhalten geblieben wäre.

    Ganz umsonst war’s nicht, es hat uns wieder einmal daran erinnert.

  10. also profaschistisch und österreichfeindlich ist es natürlich NICHT, aber das ist WOHL selbst ein satirischer beitrag.
    da ich dpr kenne und ihn seit jahren LESE, halte ich es natürlich für die DOKUMENTATION der geschmacklosigkeit. es IST eine barbarei, was in den medien zu diesem themen läuft. was also ist das eigentliche thema der aufregung?
    es GIBT keinen besseren satiriker als dpr in der krimiszene. deswegen hängen hier alle ab. krimirezensionen gibt es auch woanders, und für news zeichnet der alligator verantwortlich.

    SO funktioniert satire, wie schon henny sagt. schaut euch das titanicblog an, das gibts auch online. wenn man die titanic kritisiert, muss man die satire an sich kritisieren. und dürfte nie wieder über einen hitlerwitz lachen.

  11. Liebe Anobella,

    so KANN Satire funktionieren, MUSS aber nicht. Der Text „funktioniert“ für mich auch als Text, als Satire nicht.

    Wenn man die „Titanic“ kritisiert, kritisiert man nicht „Satire an sich“, sondern die „Titanic“ und meinetwegen noch diese ganz spezielle Art der Satire. Genausowenig wie es „den Krimi“ gibt, gibt es „die Satire“. Keiner kritisiert die Satire an sich, weil er einen Text kritisiert und auch dann noch nicht, wenn er den Stil einer ganzen Zeitschrift kritisierte. Ich könnte auch sagen, ich lehne „Cosy-Krimis“ ab, weil sie Mord mit einen Weichzeichner versehen und verharmlosen, in einem Krimi muss Blut fließen und zwar explizit. Da hätte ich deswegen noch nicht den Krimi „an sich“ in kritisert. Ich halte hier die Nase in die Luft und empfange so Schwingungen der Art: „Das ist Satire, das kann man nicht kritisieren, weil es Satire ist.“

    Umgekehrt habe ich hier auch noch keine einzige positive Rückmeldung gelesen. Dieses „In Schutz nehmen“, dass er das machen darf: ja. Dass der Text überhaupt nicht schlimm sei: ja. Aber dass der Text gut sei, oder dass ihn gar jemand witzig gefunden hätte, das nicht.

    Es gibt auch Satire jenseits des bloßen „Haudrauf“. Dass dpr der beste Satiriker der Krimiszene ist, ist für mich unbestritten. Das heißt aber jetzt nicht, dass ich ALLES gut finden muss, was er macht. Meine Lieblingssatire ist die „Malaische Nacktschnecke“. Das ist aber auch eine andere Art der Satire: Spielt zum Beispiel mit „Genremerkmalen“, das wäre doch auch ein möglicher Ansatz, wenn man Berichterstattung persiflieren will.

    Außerdem scheint es doch Länderunterschiede zu geben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass hierzulande (außerhalb gewisser Kreise) einer über Hitlerwitze lacht. Da inhaliert einer eher sein Schnitzel in die Luftröhre, als dass er lacht.

  12. hier melden sich leute, die sich WOHL schon immer mal melden wollten. um zu sagen, dass sie diese seite GANZ ALLGEMEIN ÜRGENDWIE NERVT. klar ist dpr ein guter satiriker. und krimidichter. wo ist die büttenrede …

    ich würde sogar weiter gehen als du und noch nichtmal linklisten in meinem blog zum thema fritzl aufstellen. ich springe überhaupt nicht auf das thema auf, ich habe auch kampusch vermieden. das ist wie ein pawlowscher reflex. mit meinen schülern habe ich drüber diskutiert und natürlich die obligatorische todesstrafendiskussion geführt.

    und zur titanic: die titanic hat sich barbarisch über kampusch lustig gemacht. das ging meine ich sogar an die adresse von kampusch selbst.

    ich glaube, du hängst es zu hoch. klar nerven mich auch spasti- und stevie-wonder-witze. darüber konnte ich noch nie lachen. über hitler witze von monthy python kann ich SEHR lachen. von helge schneider nicht. und so weiter und so fort. mit moral hat das nicht so furchtbar viel zu tun. eben: es kommt drauf an, wer es sagt.

    cheers, anobella

  13. Also, was soll jetzt der Schwachsinn. Da schreibt einer eine Satire, und die findet der eine gelungen, der andere nicht. Müssen wir jetzt unbedingt eine Grundsatzdebatte draus machen?

    Und Anobellchen, es kommt durchaus nicht darauf an, wer was sagt. Ich kenne zwar Helge Schneider nicht, aber es gibt eben Leute, denen tritt man noch mit den harmlosesten Sachen auf die Füße. Sollen sie sie doch da wegnehmen, wo dpr hintritt. (Österreichische Antifaschisten? Dass ich nicht kichere.)

    Stevie-Wonder-Witze? Ich kenne nur den mit dem Mohnbrötchen. Erzähl mal!

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