Die Brücke II

In einer Diskussion, darüber warum es in Deutschland keine qualitativ hochwertigen Serien wie „House of Cards“, „Breaking Bad“ oder „Mad Men“ gebe, argumentierte jemand, dass die Amerikaner mit den englischsprachigen Zuschauern einfach den viel größeren Markt hätten, während deutsche Serien gerade noch in Österreich und der Schweiz verstanden würden.

Wenn das ein stichhaltiges Argument wäre, dann wäre der Erfolg dänischer – oder schwedisch-dänischer – TV-Produktionen gar nicht erklärbar. Denn darum geht es hier: die zweite Staffel von „Die Brücke“. Die erste Staffel war schon ein Hit, der nicht nur in zahlreiche Länder verkauft wurde, sondern auch mit „The Bridge“ (USA) und „The Tunnel“ (UK/Frankreich) zwei Adaptionen nach sich zog. Und mit der zweiten Staffel halten die Macher das Niveau.

Der Plot

Ein Schiff fährt auf die Öresundbrücke zu und reagiert nicht auf Kontaktversuche. Die alarmierte Polizei entdeckt an Bord fünf bewußtlose Jugendliche, die – wie sich später herausstellt – mit Lungenpest infiziert wurden. Der rätselhafte Fall mit Opfern aus Dänemark und Schweden führt die Ermittler aus Staffel 1 wieder zusammen: Saga Norén von der Polizei Malmö und ihren dänischen Kollegen Martin Rohde, der immer noch versucht, den Mord an seinem Sohn zu verarbeiten.

Kurz darauf werden Lebensmittel vergiftet und Bekennervideos erscheinen im Netz. Sind hier Ökoterroristen am Werk? Wie schon im ersten Teil ist vieles nicht, was es scheint.

Mit Anzug und Tiermasken: das Böse mit guten Absichten
Mit Anzug und Tiermasken: das Böse mit guten Absichten

Saga und Martin

Die Grundkonstellation ist wie in Staffel 1: Saga ist wieder die Polizistin mit Spürsinn, Verbissenheit und erheblichen Mangelerscheinungen an Sozialkompetenz (ihr gänzlich fehlender Sinn für Ironie sorgt für die wenigen komischen Momente der Serie), Martin der Gefühlsmensch mit überschäumender Libido. Die Figuren haben sich aber auch weiterentwickelt. Saga versucht sich an einer festen Beziehung (inkl. Zusammenwohnen) und darf am Ende sogar so etwas wie Gefühle zeigen, Martin versucht, den Mord an seinem Sohn zu verarbeiten und seine Ehe zu retten.

Obwohl sie völlig unterschiedlich gepolt sind, bilden Martin Rohde und Saga Norén doch ein gutes Ermittlerpaar.
Obwohl sie völlig unterschiedlcih gepolt sind, bilden Martin Rohde und Saga Norén doch ein gutes Ermittlerpaar.

Jede Menge Personal

Der Junge, elternlos, der in der Schule gemobbt wird und dessen Bruder zu den Terroristen gehört, die angehende Abiturientin, die eine Affäre mit ihrer Lehrerin hat, die Verlegerin, die eine Affäre mit dem Mann ihrer besten Freunding hat… Zahlreiche Nebenhandlungen und Nebenfiguren sorgen wieder für Komplexität und Fülle. Die Macher nehmen auch ihre Nebenfiguren (und damit den Zuschauer) ernst: wenn eine neue Figur auftaucht, weiß man im Vorherein nie, ob sie nur kurz auftaucht oder vielleicht eine wichtige Rolle bis zum Schluß spielen wird. Einige Fäden werden bis zum dramatischen Ende gesponnen, andere nach einiger Zeit einfach fallengelassen.

Die drei Hauptdarsteller (v.l.: Martin, Saga, Öresundbrücke)
Die drei Hauptdarsteller, die wir schon aus der ersten Staffel kennen (v.l.: Martin Rohde, Saga Norén, Öresundbrücke)

Großstadttristesse

Ein stets mitschwingendes Thema der Serie ist Einsamkeit. Die Nachtaufnahmen zeigen (teils hell) erleuchtete Stadtlandschaften, in denen Menschen eher selten zu sehen sind. Und praktisch alle auftretenden Figuren sind alleine oder werden es am Ende der Staffel sein.

Etwas Gemecker
Vor dem Fazit noch ein bisschen Kritik: Auf der DVD befinden sich die Folgen so, wie das ZDF sie zeigte. Also als 5 (fast) 2stünder und nicht wie im Original als 10-Teiler. Dazu noch ein „Was bisher geschah“-Vorspann, der bei Wochenabstand zwischen den Folgen vielleicht nützlich sein mag, auf DVD eher lieblos wirkt.

Dazu passt das karge Bonusmaterial (laut Audruck: „special Bonus“!), das man sich größtenteils schenken kann. Interviews mit einigen der Darstellern, die einem erklären, was für eine Rolle sie spielen, sind nach 9½ Stunden „Brücke“ ziemlich unnötig. [Und Hauptdarsteller Kim Bodnia erzählt u.a. dass sich seine Figur seinem Sohn wieder anzunähern versuche… Das gehörte aber zum Inhalt der ersten Staffel!]

Fazit

Hier fällt das Urteil genauso aus wie zur ersten Staffel: Spannende Story, gute Schauspieler, feine Kamera.

Top Serie! Top Fortsetzung! Ich hoffe auf eine dritte Staffel.

 

Die Brücke
Transit in den Tod
Staffel II
(edel:motion)
5 DVDs, 578 Minuten
Sprache: Deutsch, Dänisch/Schwedisch
Untertitel: Deutsch

3 Gedanken zu „Die Brücke II“

  1. Ich habe „die Brücke“ erst in der ZDF-Mediathek gesehen, nachdem sie in ZDF-Neo wiederholt wurde und bin begeistert von dieser Serie!! Die Figur von Saga fasziniert mich. Gestern habe ich Teil 10 der 2. Staffel gesehen. Was für ein Ende! Passt sehr gut in die Serie.

    Ich würde mich sehr über eine 3. Staffel freuen, frage mich aber, wie die Geschichte weitergehen wird, wo Martin doch sicher wegen Mordes verurteilt wird – dann kann er doch kein Polizist mehr sein!? Die dritte Staffel müsste ganz anders aufgebaut sein.
    Ich bin übrigens NICHT der Meinung, dass die Amerikaner die besten Serien oder Filme machen! Ich finde die Europäer mit ihrer kulturellen Vielfals einfach interessanter. Und bei Krimis sind die Skandinavier die besten!

  2. Die Story vor allem die Sache mit dem Virus fand ich doch etwas dick aufgetragen. Aber sonst für eine europäische Serie ziemlich klasse.
    Wie findest du The Bridge?

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