Gartenkralle

Würde die Werbewirtschaft eine „Goldene Himbeere“ verleihen – die Täufer der Gartenkralle würden sie einheimsen. Für den gräßlichsten Produktnamen aller Zeiten.

Die Gartenkralle. Lange Schatten werfend, näherte sie sich dem Liegestuhl von hinten. Lautlos verschluckte sie erst den Campingtisch mit dem Erdbeerschälchen, dann den arglos seinen Feierabend genießenden Doktor Zimperl, und am Ende die gesamte Schrebergartenkolonie. – So vielleicht?

Oder so: Die Gartenkralle. Niemand sah dem unscheinbaren Stahl-Instrument an, dass ein Fluch auf ihm lag. Ganze Generationen hatten sich das rostige Knäuel weitergereicht. Aber Elfriede Heckmann war die erste, die damit bei Vollmond in ihr Gärtchen ging. Ein greller Blitz war der Auftakt, bevor sich die Kralle in die Erde wühlte, immer tiefer hinein. Nichts konnte sie stoppen. Bis zum ersten Sonnenstrahl grub und hexelte sie alles um, was ihr in den Weg kam…

Oder vielleicht auch so: Die Gartenkralle. Ein riesiges behaartes Bein war das erste, was von ihr ans Tageslicht drang. Elf weitere sollten folgen. Dazwischen ein wuchtiger Panzer mit echsenhaftem Kopf. Der Himmel verdunkelte sich, die Kinder nahmen Reißaus…

Ja, so vielleicht. Die Gartenkralle. Ein unschuldiges Gartenwerkzeug. Gestraft mit einem furchtbaren Namen.