Stefano Massaron: Die toten Kinder

(2006 war ein gutes Jahr für unseren Juniorkritiker Jochen König: Ausbildungsplatz bei Hinternet ergattert (über Beziehungen), Mofa-Führerscheinprüfung bestanden (beim dritten Anlauf), rausgekriegt, dass Mädchen doch nicht so doof sind wie sie aussehen (Gerda!). Und jetzt die Krönung: Azubi Jochen darf auf dem heiligen Donnerstagsplatz des rezensierenden Platzhirschen seine Kritik an Stefano Massaron anbringen! Tatsächlich: ein gutes Jahr!)
Don’t trust him when he turns his back:
He looks at you.
Don’t trust him When his eyes are closed:
He still looks at you.
Devil Doll “The Girl Who Was…Death”

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Tim O’Brien: Geheimnisse und Lügen

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John Wade ist am Ende seines amerikanischen Traums angelangt. Seine politische Karriere wurde jäh gestoppt, als herauskam, dass er an der Auslöschung des Dorfes Thuan Yen beteiligt war, besser bekannt als das My Lai Massaker, bei dem Hunderte vietnamesischer Zivilisten von amerikanischen GIs misshandelt, gefoltert und gnadenlos getötet wurden. John Wade „der Zauberer“ sieht alles mit an, lässt sich beinahe zufällig hineinziehen ins Morden. Später fälscht er zwar die Stammrollen der entsprechenden Einheit, wird aber trotzdem von seiner Vergangenheit eingeholt, in der vielleicht wichtigsten Phase seines Lebens, zur Zeit der Wahlen um einen Senatorenposten.

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Harlan Coben: Keine Friede den Toten

Nachwuchskritiker Jochen König, dessen trauriges Schicksal – seit Monaten wegen fortgeschrittener Harlancobenphobie in psychiatrischer Behandlung – wir an dieser Stelle schon beklagten, hat uns nun ein weiteres Indiz für seine schwere Erkrankung zukommen lassen. Eine Rezension wie aus dem Ärmel der Zwangsjacke geschüttelt – die Ausbildung bei „watching the detectives“ lässt sich nicht verleugnen. Jochen, wir halten zu dir!)

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Sebastian Fitzek: Die Therapie

(Unser Rezensenten-Auszubildender Jochen König steckt noch voller Enthusiasmus. Er bevorzugt das kritische method acting, das Sich-Hineinversetzen in einen Text, bis er ihn vollständig durchdrungen und verinnerlicht hat. Beispiel: Sebastian Fitzeks Psychothriller „Die Therapie“. Wir konnten den jungen wilden König nicht davon abbringen, sich bezwecks Milieustudie für zwei Wochen in eine psychiatrische Klinik zu begeben. Heute, drei Monate später, ist er immer noch drin, es könne noch etwas dauern, schreibt er uns und schickt seine Rezension, die wir an dieser Stelle abdrucken. Wir hoffen, Herrn König zur Weihnachtsfeier 2007 wieder wohlauf in unserer Mitte begrüßen zu können.)
„Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält“, spottete Karl Kraus schon 1913. „Die Therapie“ liest sich wie ein Beleg dieses Zitates.

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Richard Laymon: Die Insel

Eine Gruppe Schiffbrüchiger strandet auf einer einsamen Insel, wird im weiteren Verlauf dezimiert, während die Überlebenden herauszufinden versuchen, was Ihnen widerfährt und wie sie den Kampf gegen einen unbekannten Gegner aufnehmen und gewinnen können. Klingt klassisch? Hört sich nach Abenteuer, Thrill und Südsee(alp)träumen an? Könnte sein – ist es aber nicht.

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Harlan Coben: Keine zweite Chance

(Vorbemerkung der Redaktion: Wir bitten unsere Leser, die in nachstehender Rezension vorkommenden Ausdrücke der Fäkalsprache sowie das manchmal rüde Urteilen des Kritikers zu entschuldigen. Herr Jochen „The Kid“ König absolviert in unserem Hause eine Ausbildung zum Krimirezensenten, um hernach dem Arbeitsmarkt als Fachkraft zur Verfügung zu stehen. In ihm brennt noch das heiße Rezensentenfeuer der Jugend, zudem versetzen ihn der dritte Versuch des Führerscheinerwerbs, die erste große Liebe sowie aufwendige Strategien der Aknebekämpfung in dauerhaften emotionalen Stress. Nichtsdestrotrotz sind wir davon überzeugt, dass Herr König seinen Weg in der Krimiindustrie machen wird.)

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B.M. Gill: Herzchen

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Noch bevor sich psychopathische Serienmörder die Buchladenklinke in die Hand gaben, betrat ein perfider, eiskalter Killer die literarische Welt, der all die populären Auswüchse grausamer Phantasien glatt in den Schatten stellt: Zanny Moncrief, zu Beginn der Romanhandlung 6 Jahre alt, ein leicht moppeliger Engel, unberührt von jeder moralischen Anwandlung. Kleine Stiefbrüder, die ihr im Weg sind: husch, ertränkt im Gartenteich, die Stiefschwester: leider verpasst, dafür brennt ein zufälliges Opfer, kann passieren.

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Harlan Coben: Kein böser Traum

Ein mysteriöses Foto aus der Vergangenheit am falschen Platz, und die Welt der Malerin Grace Lawson bricht auseinander. Der Ehemann verschwindet, das Leben ihrer Kinder wird bedroht, falsche und echte Verbündete finden sich am Wegesrand, ein Psychopath taucht auf, (fast) am Ende steht ein Shootout mit finalen Konsequenzen für Graces Gegner. Danach noch einige Enthüllungen, die die Erkenntnis bringen, dass die Vergangenheit auch nicht mehr das ist, was sie mal war. Verluste, hier wie dort; aber immerhin, die Chance für einen Neubeginn. Und warum das alles?

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Ian Rankin: Die Sünden der Väter

Goldmanns abenteuerliche Übersetzungs- und Veröffentlichungspolitik würde ich mir gerne mal erklären lassen. Aber wahrscheinlich gibt’s da nichts zu erklären, denn die Beliebigkeit, in der die John Rebus Romane durcheinander gewürfelt werden, kann eigentlich keinem Plan folgen – hoffe ich zumindest. Denn wenn dem doch so wäre hieße es ja, dass Menschen existieren, die absolut kein Interesse am Inhalt ihrer Arbeit haben. Und das gibt es doch nicht. Nicht heute, nicht in Deutschland. Naja, immerhin verkürzen sich die Abstände vom Erscheinen des Originals zur Übersetzung. Waren es bei „Knots & Crosses“ – „Verborgene Muster“ noch 12 Jahre, ist der Abstand mit dem vorliegenden Roman auf die Hälfte geschrumpft. Und es ist endlich der Roman, in dem Samantha Rebus Unfall, der zu ihrer (vorübergehenden) Lähmung führt, einen wichtigen Handlungsstrang einnimmt. So zeigt „Die Sünden der Väter“ wie wichtig eine chronologische Veröffentlichung ist. Gerade unter markttechnischen Gesichtspunkten, was den ein oder anderen unbelesenen Schlipsträger ja tangieren dürfte.

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Olivier Descosse: In der Höhle des Kraken

Am Ende schaut der Held mit feuchten Augen auf seine Königin, seine Stadt, Marseille. Der Leser nimmt das perplex zur Kenntnis, denn eine solch tragende Rolle hat die Stadt vorher nicht gespielt. Statt dessen herrschte das Gehetze eines weltumspannenden Abenteuerromans vor, und eher wenig der urbane Thriller, womöglich noch tout noir. Nix da. Von Marseille geht’s nach Paris, zurück nach Marseille, auf Tauchgang ins polynesische Tureia Atoll, zum Showdon zurück auf die Insel Porquerolles vor den Gestaden Marseilles, wo alles mit einer angeschwemmten Leiche begann. Habe ich eine Station vergessen? Bestimmt…

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John Connolly: Die Insel

(Mit einer durchaus wohlwollenden Rezension von John Connollys „Die Insel“ beginnt Jochen König seine Mitarbeit bei den Hinternet-Krimiseiten. A warm welcome! Herr König hat, wie übrigens alle Hinternet-Kriminalautoren, ein mehrjähriges Studium an der Cambridge School of Advanced Crime Criticism erfolgreich absolviert und im Fernlehrgang die Lizenz zum Verreißen erworben. Hinternet rules the crime!)
Menschen umkreisen sich wie Motten das Licht. Durch Zeit und Raum bewegen sie sich aufeinander zu wie an Schnüren gezogen, und wenn sie sich endlich gegenüber stehen, fliegt alles in Fetzen.

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