Peter Bagge – Mordsspaß mit Buddy und Lisa

Life after Grunge

Eigentlich ist diese ganze Generation X-Geschichte so abgenoggert, daß es kaum noch etwas dazu zu sagen gibt. Selbst die nachgerückte TechnoGeneration taugt kaum noch zur medialen Vermarktung. Aber mal ehrlich, wen scherts? Peter Bagge scheinbar nicht, der läßt immer noch BUDDY BRADLEY seinen Clinch mit der Welt austragen, ob das jetzt hip ist oder nicht.

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Die Kaltblütigen

Hard boiled und haute cuisine

Es ist doch immer wieder erstaunlich was man alles aus Tomaten und Nudeln zaubern kann. Die Spannbreite reicht da von Genialität bis zum Mülleimer. Es sind halt nicht die Zutaten selbst, sondern der Umgang damit, die über das Gelingen oder Scheitern eines Essens entscheiden. Bei Comics ist das ganz ähnlich. Hä?! Na ja, wenn man hingeht und bekannte Motive zusammenwurschtelt, kann halt etwas herauskommen, was ungenießbar ist, oder etwas, das einen in höchste Verzückungen versetzt.

Bei DIE KALTBLÜTIGEN trifft das letztere zu: Ein junger durchgeknallter Latino verliert bei einem Deal die Nerven, legt ein Mitglied einer anderen Streetgang um und klaut ihm ein Kilo feinsten Stoff. Sein Leben ist fortan keinen Pfifferling mehr wert. Schnitt. Ein ruhiger, seriös gekleideter Mann anfang dreißig läßt sich mit einem Taxi in ein ruhiges Wohnviertel chauffieren, gibt ein ansehnliches Trinkgeld, hinterläßt eine Zeitbombe und exekutiert eine Familie. Allerdings unterläuft ihm ein gravierender Fehler. Er übersieht eine Zeugin. Davon sind seine Auftraggeber gar nicht erbaut und fortan ist auch sein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Beide, der Killer mit dem Künstlernamen ‚Hamlet‘ und der leicht erregbare Latino müssen zusehen, daß sie ihre Haut retten. Hamlet, indem er die Zeugin beseitigt und herauskriegt, wer seine Auftraggeber sind, der Latino, indem er die Gang auslöscht, die hinter ihm her ist. In dem Moment, wo die beiden unterschiedlichen Charaktere aufeinander treffen setzt die Handlung aus – bis zum nächsten Band.

David Chauvel, der dieses Szenario geschrieben hat, bedient sich mühelos aus der Fundgrube des Kinos, bringt die EXPLOSION DES SCHWEIGENS zusammen mit Elementen aus Oliver Stones NATURAL BORN KILLERS, Tarrantinos PULP FICTION und einem guten Schuß Gangsta. Man sollte vermuten, daß daraus nichts anderes entstehen kann, als ein kruder Brei mit halbverdauten Inkredienzien. Falsch gedacht, Frankreichs Köche haben bekanntermaßen ein glückliches Händchen, Frankreichs Szenaristen ebenfalls. David Chauvel, Jahrgang 1969, gehört zu der nachrückenden Comic-Autoren-Generation und gleich mit seinem Erstling DIE KALTBLÜTIGEN ist ihm ein großer Wurf gelungen.

Umgesetzt wurde die Story von Erwan Le Saec der hierzulande noch recht unbekannt ist. Sein Stil orientiert sich an Zeichnern wie Tibet und Dodier. Bestechend ist die Souveränität, mit der er Chauvels Szenario ins Bild gesetzt hat. Der zweite Band SPRING HAVEN ist für August angekündigt. Alle, die jetzt Blut geleckt haben, sollten einen Blick in die zweite Reihe aus David Chauvels Feder werfen. DIE SCHIENENMENSCHEN sind ebenfalls diesen Monat erschienen. Die Zeichnungen stammen allerdings von Fred Simon.

Chauvel/Le Saec
DIE KALTBLÜTIGEN
BD. 1 IN DIE ENGE GETRIEBEN
Carlsen Verlag 19,90 DM
ISBN 3-551-72711-2

Babylon 5: Bd.1 – Verrat

Raumpflege und Blasphemie

In allen großen Religionsgemeinschaften gibt es Ketzer, Sektierer und Abweichler. Von daher ist es nicht weiter verwunderlich, daß auch die Gemeinde der STAR TREK-Gläubigen von solchen Erscheinungen heimgesucht wird. Ursache für dieses Übel sind Thesen, die von Anhängern anderer Space Religionen verbreitet werden; Thesen in der Art, daß STAR TREK vorgeworfen wird, nicht die Realität im Outer Space darzustellen: Alles sei viel zu moralisch und zu clean.

Ein Vorwurf, so erschütternd, daß das Raum-Zeit- Gefüge auseinanderzubrechen droht – dennoch – ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Wer hat schon mal Spock mit Achselnässe und Kirk mit Weltraumreise-Durchfall gesehen?

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Niki Kopp/Timo Würz: XCT

Kultur ist wie eine Suppe, in der alles zu einer eigenwilligen Masse verrührt wird, was einem im Alltag begegnet. Zwei Köche, die diese Rezeptur betreiben, sind Timo Wuerz und Niki Kopp. Bereits mit „Aaron und Baruch“ haben sie ein Comic-Album vorgelegt, das sich aus den Inkredenzien von hippem Zeitschriftenlayout und Werbegraphik speist. Danach schien dieser Fluch vorbei. „Lula & Yankee“ waren zwar auf der Höhe der Generation-X-Zeit, graphisch jedoch recht brav. Mit XCT, das jetzt vorliegt, haben Kopp & Würz jedoch eine Suppe angerührt in der nichts verkommt: angetäuschter Klebeumbruch, Farben wie nach Pilleneinwurf, ein gehöriges Maß an Unschärfe und Fotorealismus sowie eine Girly-Gangsta-Action-Movie-Verschwörungs-SF-Story. Was will man mehr?

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