Schaurig-schöner Samstag

Draußen mag ja just die Sonne scheinen. In unseren Seelen war und ist es jedoch finster schaurig. Der heutige Krimisamstag beim Titel-Magazin trägt dem Rechnung. Wir nehmen an einer wissenschaftlichen Tagung zum →Schauerroman um 1800 teil und werden von Frau Kopfschuss persönlich, →Uta-Maria Heim, sprachlos gemacht. Sprachlosigkeit und Schauder – das befiel auch manchen Kritiker von →Andrea Maria Schenkels „Bunker“. Den Krimijahrbuch-gestählten Ulrich Noller aber nicht.

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Aus der Werkstatt: Leseprobe

Okay, okay, weil praktisch schon Wochenende ist und die fiebernde Anobella doch dringend gute Lektüre braucht. Hier die ersten drei Seiten des neuen Romans. Noch einigermaßen roh, aber schon in etwa so, wie’s am Ende werden soll. Wird aus vier Teilen bestehen, „durchnummeriert“, „1. bis 4. Mord“. Sehr klassisch, sehr unklassisch.

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Falsch verlinkt, richtig rezensiert

Obs immer noch an den Killerviren liegt, dass Alligator-Alfred Ulrich Kroegers Krimitipps falsch verlinkt hat? Oder – obacht, Verschwörungstheorie! – gewisse Kreise die Wahrheit wie eh und je unterdrücken wollen? Aber wozu hat man zehn Jahre Internet studiert – hier ist →der richtige Link, den wir schon deshalb gerne bereitstellen, weil der Rezensent auch Emilie Heinrichs „Leibrenten“ gebührend zur Kenntnis nimmt.

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The Nicht-Zielgruppe strikes back

Nein, ich habe Frau Schenkels „Bunker“ noch nicht gelesen. Zuerst hatte anderes Vorrang, dann verschwand das dünne Bändchen in irgend welchen Stapeln, und jetzt genießen wiederum andere Werke Priorität. Ich habe auch nicht alle bisherigen Rezensionen gelesen. Eindeutig jedoch, dass „Bunker“ ziemlich gerupft wird, Positives befindet sich klar in der Minderheit. Auch beim Lesevolk. Ein Bestseller wird’s wohl nicht, wie die Amazon-Zahlen nahelegen, bei den dort veröffentlichten „Rezensionen“ vermag „Bunker“ ebenfalls nicht zu punkten. Gerade einmal acht Bewertungen, Durchschnitt: 1,5 von fünf Sternchen.

In drei dieser Leseräußerungen wird nicht nur auf die Autorin, sondern auch auf „die Kritik“ eingeprügelt, die wieder einmal jeden wirren Schmand zum Meisterwerk hochpuscht. Hab ich was verpasst? Hat nicht viel mehr „die Kritik“ eindeutig negative Worte für „Bunker“ gefunden? (1) Aber aus diesen Mutmaßungen spricht wohl etwas anderes: Die Rache sich düpiert fühlender LeserInnen an der in die Irre führenden Kritik.

Denn das ist schon auffällig: die geradezu empörten Reaktionen stolzer Besitzer von Schenkel-Werken. Man fühlt sich getäuscht, hat natürlich etwas ganz anderes erwartet und mosert über den stolzen Preis für die Büchlein, als hätte sich die Kaufentscheidung als ein Akt der Willenlosigkeit vollzogen, ein von üblen Mächten mit unlauteren Mitteln in Gang gesetzter Automatismus wie der spontane Griff nach dem Schokoriegel an der Supermarktkasse.

Und vielleicht war er das ja auch. Über eine Million mal sei „Tannöd“ bisher verkauft worden, hört man. An wen? Nun, überwiegend an Fans von Elke Heidenreich und anderen medial Angestrahlten. Was immer sich eine große Zahl dieser Käufer auch erwartet haben mag, es wurde nicht erfüllt. Sie waren nicht die richtige Zielgruppe.

Das wird man bei den Verantwortlichen mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Lachend, weil die Kasse klingelt, weinend, weil Frau Schenkel inzwischen wohl das bevorzugte Objekt der in Foren ausgelebten Konsumentenaggressivität sein dürfte. Natürlich werden „Tannöd“ und Co. auch gelobt, gar geliebt. Diese Zielgruppe ist aber, gemessen am Aufwand, den man sich publizistisch bei jedem neuen Produkt der Autorin macht, relativ klein. Hype, so stellt man fest, bricht irgend wann in sich zusammen, seine Trümmer fallen zurück auf Autorin und Verlag. Für uns in der Mediennormalsterblichkeit gefangenen Schreiberlinge ein Trost, ein kleiner wenigstens. Unsere Bücher kaufen so wenige Leute, dass es statistisch äußerst unwahrscheinlich ist, überhaupt jemanden wirklich so in Wut zu versetzen, dass er / sie eine „Rezension“ verfasst.

(1) Eben sehe ich beim Alligator, dass der „Rheinische Merkur“ eine sehr positive „Bunker“-Kritik gebracht hat, die „Zeit“ immerhin eine wohlwollende. Aber das können die Amazonen nicht gewusst haben.

dpr,
der sich morgen freinimmt, weil er unbedingt ein seltsames Exposé angehen muss

Liebesdienst für Georg und alle anderen Liebhaber geschliffener Sprache

Komisch, dass beim Alligator immer gleich alle 23 MitarbeiterInnen vom Killervirus befallen werden. Auch heute scheint sich noch niemand davon erholt zu haben. Und weil ich soeben die „Frankfurter Rundschau“ gelesen und was gefunden habe, und weil ich dem lieben Georg gerne zu Diensten bin, verweise ich mit Freuden auf eine Besprechung von →Sylvia Staude. Zitat:

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Wieder einmal: ganz schlechter Krimi

Genau das ist er: der furchtbar schlechte Krimi. Wie man einen solchen schreibt, erleben wir in der Nachbereitung des aktuellen Schulamoklaufs in Winnenden, zu der sich wie stets nach solchen Tragödien die Schmierenautoren versammeln, um eine stringente Geschichte mit haarscharfer Motivlage und präziser Schuldzuweisung zu basteln. Um sie herum schwirren die Heuchler, die Verlogenen, die Moralisten. In München hat man das Starkbieranstechen auf dem Nockherberg abgesagt. Man ist betroffen und möchte nicht das bei dieser Gelegenheit praktizierte „Politiker-Derbleck’n“ plus kabarettistischem Singspiel aufführen. Nach Winnenden, merke, ist Lachen verboten. Wenigstens bis zum Sonntag, und auch das nur, weil heuer Wahlkampfzeit ist.

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Fünf Todsünden beim Verfassen von Kriminalromanen

Wtd möchte, dass Sie Erfolg haben. Ja, SIE! Eine aufstrebende, momentan im Umgang mit dem Business noch recht unerfahrene Fachkraft auf dem schlüpfrigen Terrain der Spannungsliteratur. Was gibt es zu beachten? Vor allem: Welches sind die DONT’S des Gewerbes, jene Fehler, die die Chancen auf eine Verlagsveröffentlichung mit einem Schlag zunichte machen können? Wtd kennt sie. Und wtd nennt sie. Schonungslos. Fünf Todsünden in aufsteigender Linie, vom katastrophalen Faux Pas bis zum endgültigen Aus für alle Ihre Hoffnungen und Ambitionen.

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Abgebrochen

Schon als Reinhard Heydrichs blaue „Wolfsaugen“ „kalt und starr“ blickten, ahnte man es. Und spätestens wenn Stalin „mit boshaftem Lächeln“ antwortet, weiß man es: Nach halbwegs klischeefreier Sprache braucht man in Uwe Klausners „Walhalla-Code“ gar nicht erst zu suchen.

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Le nouveau KJB est arrivé!

Ja, so schnell kanns gehen. Es liegt vor mir: frisch aus der Druckerei, 359 (!) Seiten für lausige 12,90. Das Krimijahrbuch 2009. Und gleich die schlechte Nachricht für alle Beiträgerinnen und Beiträger: Ihr müsst noch ein wenig warten. Der Pendragon-Verlag befindet sich samt Verlagskater messemäßig in Leipzig, wird sodann aber eure Belegexemplare ausliefern. Aber irgendwie muss es sich ja rentieren, Herausgeber zu sein, gelt?

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Nur freundliche Rezensionen

Um Kriminalromane rezensieren zu können, muss man sie erst einmal haben. Von sich aus laufen einem die wenigsten Bücher zu, der Rezensent stöbert in Katalogen, surft durch die Netzwelt oder lässt sich von Kolleginnen und Kollegen animieren. Er hat nicht nur ein Auge auf die großen Verlage, sondern beobachtet auch die kleinen. Und dennoch: Alles überblickt er nicht.

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Krimistammtisch: konkret

Also. Für den nächsten Krimistammtisch stehen zwei Titel zur Auswahl: Charles den Tex mit „Die Zelle“ und Iain McDowall, „Der perfekte Tod“. Welchen nehmen wir? Wann setzen wir uns an den Stammtisch und kritisieren? Alle, die mitmachen wollen, möchte ich bitten, mir mitzuteilen, welchen Titel Sie bevorzugen, ob sie auch mitmachen würden, wenn der andere Titel „gewänne“ – und bis wann mit ihrer Rezension zu rechnen wäre. Bitte →an diese Mailadresse. Neuanmeldungen sind willkommen.

Aus der Werkstatt, 1

Ein Krimi ist mehr als ein Plot. Mehr als geschickte Dramaturgie, mehr als ein sympathischer Protagonist, mehr als dosierter Thrill. Er ist manchmal richtige Denkarbeit. Wie funktioniert das genau? Es gibt viele Herangehensweisen, und eine soll in dieser kleinen Reihe der Werkstattbetrachtungen näher erläutert werden. Und zwar „live“.

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Schön wär´s

Zu den Plänen für Schmidts Zukunft sagte Kogel: „Wir haben ganz klare Vorstellungen, wo wir hinwollen.“ In einem Wahljahr „will man Schmidt auf einem Level sehen, das sonst im deutschen Fernsehen niemand liefert“. Es gehe darum, „die Comedy-Latte wieder höher zu legen in Richtung Anspruch und Intellekt, vergleichbar mit dem US-Polit-Komiker Jon Stewart – aber eben Harald Schmidt.“

So war es Ende letzten Jahres zu lesen.
Auch wenn hier keiner so recht dran glauben mag, schön wär´ es schon, wenn Schmidt nach seiner Frühlings- und Sommerpause nur halb so viel Energie an den Tag legen könnte, wie Stewart in seiner Abrechnung mit den Finanz“gurus“ von CNBC.