Für das Expertentum

American Football, ARD, 4./5.2.2007

„In 233 Länder“ hören wir, wird der Superbowl übertragen, aber nur die ARD hat einen American Football-Experten namens Boris Becker. Ok, die Frisur sah selten so scheiße aus und er kann einen punt return nicht von einem kickoff return unterscheiden. Aber auf Weisheiten wie

„Deswegen hoffe ich, dass die Mannschaft, die die meisten Punkte macht, auch gewinnt“

möchten wir auch in Zukunft nicht verzichten. Also, ARD, weniger Geld für Kommentatoren, die eh die Hälfte der Zeit daneben liegen („so lange man in Ballbesitz ist kann der Gegner nicht punkten“ – noch nie was von safety gehört?) und arme Reporterschweine, die im strömenden Regen reportieren müssen, dass sie auch nichts Genaues wissen und stattdessen noch mehr Geld für Promiexperten à la Bobbele und co.

Tapferer Kerner

Tapferer Selbstversuch. Stefan Niggemeier hat sich für die FAZ am Eröffnungstag der WM quer durch’s Programm gezappt: → Die Welt und ihre Freunde zu Gast bei mir

Der Mainzer Trainer ist nicht nur deshalb so ein Glücksgriff für das ZDF, weil er es schafft, Kompetenz und Verständlichkeit zu kombinieren, sondern auch, weil er der ideale Sidekick für Kerner ist. Mit einem einzigen Laut kann er die Luft aus einer Kerner-Frage herauslassen. Wenn der fragt, ob es nicht ein Fehler war, daß die Nationalmannschaft noch nie in der neuen Münchner Arena gespielt hat, macht Klopp ein Geräusch wie „öapf“, was klingt wie: „Ja, Gott, man kann natürlich in alles etwas hineininterpretieren, aber für diesen Kindergartenkram sucht euch bitte jemand anderen.“

Kaiserschmarren

ran, 11.5.2003. Sat.1.

Beckenbauer scheint sich immer mehr zu einer Art von slow motion Calmund zu entwickeln. Minutenlang plaudert er sinnfrei vor sich hin, ohne sich um die Zwischenfragversuche des Moderators zu kümmern. Und auch in Sachen kreativer Metaphernproduktion kann er es schon mit seinem dicken Vorbild aufnehmen. Das Buch von Effenberg etwa hat er noch nicht gelesen, weil er „noch einen ganzen Bücherschrank in der Warteschleife“ hat.

Los GEZ-Wochos

Nur bei ARD und ZDF: die Scholl-Latour-Wochen. Mit vielen tollen Sonderangeboten.

5 verschiedene Weltuntergangsszenarien für nur €1.99 (Islamische Revolution, Großmachtgelüste Chinas, fleissig schnackelnde und nicht verhütende Völker überrennen das Abendland, Atomwaffen im indischen Subkontinent und Massenvernichtungswaffen aus dem Chemiebaukasten)

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Tunnel-Effekt

Kaum kommt Dr. Zapp frohgelaunt, braungebrannt und voller Energie (d.h. mit neuen Batterien für die Fernbedienung aus dem Duty-free-Shop) aus dem wohlverdienten Urlaub (nein, nicht Ballermann!) zurück, erwartet ihn hier der Lady Di-Medien-Gau.

Blitz, das Boulevardmagazin ist tief getroffen und legt Sonderschichten ein. „Wir trauern“, sagt der Jungboulevardconferencier mit tieftraurigem Dackelblick. In einer Sondersendung zeigt man noch einmal all die Bilder, mit denen man sich schon früher über inhaltsleere Sendeminuten gerettet hat. Nur diesmal unterlegt mit Musik, die gut zur Schlußszene aus „Love Story“ gepaßt hätte. „Sie wird uns fehlen“. Das glaube ich aufs Wort.

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