Battlefield Band: Out For The Night

Die Tage werden kürzer, die dunkle(re) Jahreszeit macht sich langsam breit, eine gewisse Schwermut greift um sich. Da empfiehlt es sich, etwas „abzuhängen“, ohne sich gleich „hängen zu lassen“: sich bequem zurücklehnen, vielleicht bei einem Scotch? Den passenden Soundtrack könnten Jackie Leven, Nick Drake oder Michael Weston King bieten. Aber das würde mir dann doch etwas zu melancholisch geraten.
Ich lege da lieber eine Platte auf, die mich auch noch zum Füße wippen animiert: z. B. was von der unverwüstlichen Battlefield Band (BB) aus Glasgow. Zugegeben, die machen seit rund 35 Jahren (!) – in wechselnder Besetzung – mehr oder weniger traditionellen, minimal elektrifizierten Scottish Folk, aber das nach wie vor mit viel Verve, Seele und handwerklichem Können.

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Live: Seán Tyrrell

St. Wendel-Alsfassen, Felsenmühle. 7.12.2001

„If Guinness could sing it would sound like Seán!“

Es wirkte abgespannt und müde, was kein Wunder war, hatte er doch am Abend zuvor noch im winterlichen Innsbruck gastiert. Jetzt war Seán Tyrrell mit seinem Kompagnon Fergus Feeley in St. Wendel-Alsfassen eingetroffen, und er wusste, dass er hier eine Art „Heimspiel“ vor sich hatte. Zum vierten Male trat Seán in der „Felsenmühle“, dieser urigen Musikkneipe in historischem Gemäuer, auf. Die gemütliche Atmosphäre ließ ihn und Fergus bald entspannen, und nach einem kurzen Soundcheck ging’s denn auch los.

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Chris Eckman: The Black Field

Ist Chris Eckman bei den Walkabouts eher für die schrägeren Songs zuständig und tobt er sich bei Höst mit etwas abseitigen Klängen aus, überrascht „The Black Field“ mit direktem Moll-Folk. Chris Eckman hat die Gitarre auf dem Schoß und klagt sich durch neun düstere Songs.

Es klingt unerwartet, aber in der Grundstimmung erinnert sein Soloalbum an Justin Sullivans „Navigating By The Stars“: In Moll gehaltene Emotionen, die sich zwischen Aufbruch und Einigeln nicht entscheiden können. Und wie auch Gefühle nicht immer greifbar sind, lassen sich auch die Songs schwer einfangen. Mit „The Black Field“ ist Chris Eckman kein phänomenales Album gelungen, aber es wäre schade, wenn es dieses Werk nicht gäbe.


Chris Eckman
The Black Field
Glitterhouse/Indigo
VÖ: 16.2.2004

Ian Kearey: Preaching To The Convertible

Er war Gründungsmitglied der BLUE AEROPLANES, zupfte dann den Bass bei der OYSTER BAND und arbeitete als Sessionmusiker – er beherrscht zahllose Saiteninstrumente (am besten die Gitarre) – u. a. für Peter Astor und Caroline Trettine. Inzwischen lebt Kearey etwas zurückgezogen im südenglischen Badeort Brighton und schiebt – was seine Karriere als Musiker betrifft – eine ruhige Kugel.

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Am Telefon: Nils Koppruch (Fink)

Fink-Interviews sind was Schönes. Kurzweilig, ergiebig und entspannt. Sie haben nur einen Nachteil: der Journalist trägt die Telefon-Gebühren. Und die laufen bei Freiberuflern auf der Privatrechnung auf. Immer heißt es „Du wirst von der Plattenfirma angerufen“, immer sieht die Praxis so aus: „Kannst Du zurückrufen? Wir sind grad unterwegs“ resp. „Ich bin noch zu Hause, das wird sonst zu teuer“. Für mich auch. Aber was tut man nicht alles als guter Fink-Fan…

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Driving New Roots For 50 Years

Es gibt fünf Major-Labels und es gibt gute Musik. O.K., ganz so einfach funktioniert die Gleichung nicht, aber was wäre die Musik ohne die kleinen Labels, die Künstler signen, die bei einem Major durch das Raster gefallen sind? Jeder, der nicht nur die Bravo-Hits-CDs kauft, hat eine Handvoll Lieblingslabels, deren Namen im Regelfall für eine Musikrichtung und für Qualität stehen.

Vanguard aus den USA blickt jetzt mit einer Doppel-CD auf seine 50jährige Geschichte zurück. Die erste CD widmet sich der Retrospektive und präsentiert 21 bearbeitete, analoge Originalaufnahmen von Künstlern wie Big Mama Thornton, James Cotton oder John Hammond. Einen Überblick über das aktuelle Schaffen des Labels gibt die zweite CD: Jeweils 2 Songs von David Wilcox, Peter Case, Terry Radigan und 6 weiteren Künstlern. Wer die aktuellen Alben der genannten Musiker kennt, weiß, welch hervorragende Qualität ihn erwartet.

Da sich in Kürze die Nikoläuse wieder zusammenrotten und man nie genau weiß, was man schenken soll, kann man mit dem Vanguard-Sampler Jeden begeistern, der an aktuellen Singer/Songwritern und an Blues, Country und Folk aus den vergangenen 50 Jahren seine Freude hat.

50th Anniversary Sampler Driving New Roots For 50 Years
(Vanguard Records/Zyx)

Attwenger – Song

Von meinen Lieblings-Ösis kenne ich von den bisher erschienen CDs Most (91), Pflug (92) und Luft (93) die erste und dritte. Das Debut versuchte erfolgreich einen Crossover (erinnert sich noch jemand?) zwischen Ösi-Folk und Punk; Luft führte die Herren Falkner und Binder in eine Hiphop – Rhythmik, auf deren Grundlage uns Falkner den Hendrix auf der Zieharmonika (und so manches andere) machte. Was mich jedoch ziemlich umgehauen hat, waren diese merkwürdig – abgespaceten Texte, die wie eine Mischung aus Abzählreim- und Alltagsrap wirkten – jedenfalls das, was der Nicht-Ösi davon verstehen konnte. Damit sind wir schon beim Thema: der Titel bedeutet auf Österreichisch „sagen“. Mit der englischen Bedeutung gibt das schon mal einen ziemlich fiesen Doppelsinn.

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Granfaloon Bus: Rocket Noon

Obwohl mir die Fiedel als Instrument im Kontext von sogenannter Indie-Musik (im weitesten Sinne) normalerweise überhaupt nicht reingeht, weil sie mich mit ihrem Gequietsche bis zum Zahnweh nervt, muß ich hier eine Ausnahme machen. Leicht athmosphärisch, beschwingt und überhaupt nicht zukleisternd wird die Geige zur Untermalung der Melodieführung der Gitarre zur Seite gestellt. Stellt euch die Violent Femmes ohne den übertriebenen Pathos vor, den sie ab der zweiten Platte an den Tag legten. So schön kann zeitgemäßer Folk klingen. Auch Instrumente wie Accordion, Mandoline, Harmonica und Tambourin werden genial in Szene gesetzt.

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Tarnation: Gentle Creatures

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Countrymusik vielen als Inbegriff von Rückständigkeit, reaktionärem Denken oder schlicht künstlerischer Verirrung. Diese Zeiten haben sich inzwischen geändert, nicht zuletzt dank vieler junger Musiker, die einer angestaubten Musikrichtung wieder Leben einhauchten. Eine dieser vielen neuen Bands, die unverkrampft Tradition und Moderne mischen heißt TARNATION.

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