Batman – Schwarz auf Weiß

Comic als Charakterstudie

Interessiert an zwanzig verschiedenen Batmen? Dann ist Batman – Schwarz auf Weiß das Richtige!

Batman ist einer der populärsten und vielschichtigsten Charaktere im Superheldengenre. Zumindest für mich ist er der faszinierendste Superheld. Batman ist definitiv kein Strahlemann wie Kollege Superman. Zwar ein Guter, aber eben der dunkle Ritter. Wobei die Betonung manchmal auf dunkel oder auf Ritter liegt. In Batman-Schwarz auf Weiß haben sich nun mehr als zwanzig bekannte Künstler (z.B. Bruce Timm, Katsuhiro Otomo, Moebius uva) daran gemacht, eigene Interpretationen von Batman zu entwerfen. Beispielsweise: Batman der Detektiv, der Actionheld oder schlicht der Kämpfer gegen das Böse. Aber Batman wird auch in seiner Besessenheit, als Funktionsträger und in seiner Einsamkeit dargestellt.

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Otomo/Nagayasu – Sarah: Spuren im Sand

Für alle, die meinen, daß japanische Comics nur Action- Kram sind und deswegen bisher einen Bogen darum gemacht haben, bringt Carlsen einen Kennenlern-Manga der Extraklasse. Erstmals 1990 in Japan veröffentlicht bietet Otomo & Nagayasus SARAH alles, was das Genre hergibt – filmische Bildsprache, die gewisse Mischung aus Ruhe und Rasanz, Fantasy und Gegenwartsbezug, Detailreichtum und Abstraktion.

Der Hintergrund der Geschichte kann seine Herkunft aus der Endzeit des Kalten Krieges nicht verleugnen: Die ‚Bombe‘ ist gefallen, ein Teil der Menschheit hat auf riesigen Raumstationen überlebt. Über den Streit, wie es nun weitergehen soll, kommt es zum Bürgerkrieg und in der Folge zu einer ungeordneten Wiederbesiedlung einer Erde, deren Klima sich dramatisch verändert. Die Menschen wursteln sich so durch auf dem sprichwörtlich verwüsteten Planeten. Die Ruinen der alten Zivilisation dienen nun als ergiebige Minen für eine neuentstandene Wiederverwertungsindustrie. Hier leben Flüchtlinge, Kriegsgefangene und Neusiedler – zum Teil unter erbärmlichen Umständen. Hier sind die Stätten neuen Reichtums (für eine kleine militaristische Clique). Hierhin muß man gehen, wenn man, wie die Hauptfigur Sarah, seine in den Kriegswirren verlorenen Angehörigen, ein Lebenszeichen seiner Kinder sucht.

So weit, so gut – daß sich die Geschichte nun nicht wie jede andere X-beliebigen dieser Art entwickelt – und wir sind eine zeitlang damit überschwemmt worden – ist einzig der Erzählkunst des Autorengespanns zu verdanken, denen es auf überzeugende Weise gelingt, ihre Figuren mit Leben zu erfüllen. Gleichzeitig wird virtuos mit den verschiedensten graphischen Möglichkeiten gespielt und dabei ist SARAH so grundsolide konstruiert, wie man es nur von einem hochwertigen Industrieprodukt erwarten kann.

Für alle, die jetzt denken, daß hier das beliebte Rumgefetze auf der Strecke bleibt, sei gesagt, daß es nicht ohne ordentliche Ballerei abgeht – so um die 15 Umgenietete habe ich im Laufe des ersten Bandes ‚Spuren im Sand‘ gezählt. Geraucht wird allerdings wenig, und das auch nur von den beiden Oberbösen, die dann auch so richtig mangamäßig asiatisch aussehen, während doch die Guten uns europäischen Langnasen ähneln und à propos Nasen – Sarah hat dann noch einen Schlag am Leib – was ja auch mit den Reiz eines Comics ausmacht – zack und für die gerechte Sache, und wie sagte doch Picasso: „Wenn ich fliegen könnte, bräuchte ich mir kein Superman zu kaufen. . .“

(rw)

Otomo/Nagayasu
SARAH
Bd. 1 SPUREN IM SAND
Carlsen Verlag 19,90 DM
ISBN 3-551-72901-8