Lektion 6: Datenträger – ein Beruf mit Zukunft

Die Geschichte des Datenträgers beginnt knapp vier Monate nach der Erfindung des Feuers. Erst mit seiner Hilfe war es möglich, an die Wände der Wohnhöhlen gemalte Zeichen überhaupt als solche wahrzunehmen. Natürlich waren die ersten so entstandenen Daten von der Banalität jeder Pionierleistung: „1a-Mammut zum Selberschlachten“ wurde da geschrieben, oder „Neanderthaler raus!“.

Daß dem neuen Medium in seiner Urform keine große Zukunft beschert war, hatte im wesentlichen zwei Gründe: Zum ersten versuchte ein findiger Kleinunternehmer namens Bill Stonegates den Datenmarkt an sich zu reißen, indem er eine neue Hardware namens „Hammer und Meißel“ verkaufte, die sich aber, da weder die Eisen- noch die Bronzezeit schon angebrochen waren, rasch als untauglich erwies. Mit einem Holzmeißel war den harten Höhlenwänden nicht beizukommen.

Der zweite Grund war noch fataler: Der Datenträger selbst entpuppte sich als zu unhandlich, wenn es darum ging, Daten von einem Ort zum anderen zu transportieren. Eine ebenfalls von Stonegates lancierte Lösung namens „portable cave“ scheiterte grandios, denn auch sie besaß eine Breite von 20 Metern, bei einer Höhe von 40 und einer Tiefe von 10.

Erst die Neuzeit hat den Datenträger zu einem wahrhaft flexiblen und schier unerschöpflichen Medium werden lassen. Würde man die Menge an Daten, welche auf eine handelsübliche Diskette passen, in ihrer ursprünglichen Darstellungsform speichern, entspräche die Anzahl der benötigten Höhlenwände, aneinandergereicht, etwa der Entfernung von der Andromeda-Galaxis bis zum Betageuzenebel. Um den Vorgang der Datenerstellung und -speicherung binnen einer Zeitspanne von sieben Jahrhunderten abzuschließen, bräuchte man so viele Mitarbeiter, daß – reihte man deren Nasenhaare aneinander, dies eine Strecke ergäbe, die das vierfache des Umfangs des gesamten Universums ausmacht.

Dabei ist die Diskette mit ihren 1,4 MB-Volumen bereits ein überholter Datenträger. Aktuelle Festplatten fassen das zigtausendfache, allerdings sind sie nichts anderes als große Disketten. Ein sogenannter „Kopf“ ritzt Nullen und Einsen (Schriftart: Arial, Schriftgröße: 12) in die Oberfläche der Festplatte. Werden Daten gelöscht, streicht der Kopf diese Nullen und Einsen einfach wieder durch. Ist die Festplatte voll, kann man sie wegschmeißen.

Aber natürlich ist das ebenso wenig die Zukunft wie etwa CD-ROM oder DVD. Nein, die Zukunft heißt „humaner Datenträger“, und das bedeutet: Spätestens bis zum Jahre 2050 werden zehn Milliarden neue Arbeitsplätze geschaffen. (Andere Quellen sprechen von 54 Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2390. Die Wahrheit liegt wahrlich wie immer in der Mitte.)

Ein englisches Forscherteam der Uni Oxbridge entwickelt zur Zeit ein Verfahren, Daten im genetischen Code der Spezies Mensch zu speichern. Die Geschichte ist selbstverständlich viel zu kompliziert, als daß ein gewöhnlicher Hinternetleser sie verstehen könnte. Nur so viel: Durch dieses Verfahren gelangen Informationen in die Blutbahn, wo sie so lange zirkulieren, bis sie mitsamt einer gewissen Blutmenge abgezapft und decodiert werden. Aktuell benötigt das englische Forscherteam etwa einhundertzwölf Liter Blut der Gruppe 1b, um die Nachricht „Ich komme gleich zum Essen, Schatz, was gibt’s denn, hoffentlich nicht wieder Salamitoast“ zu speichern. Man sieht also, daß das Prinzip schon stimmt und jetzt nur noch verfeinert werden muß.

Spätestens in zwanzig Jahren wird dann der Beruf des Datenträgers so allgemein bekannt und akzeptiert sein wie etwa heutzutage der sehr ehrenwerte Job des Briefträgers. Nach einer dreijährigen Ausbildung, bei der besonderer Wert auf gute Blutwerte gelegt wird, beginnt der Datenträger seine verantwortungsvolle Tätigkeit. Morgens um 6 geht er zum Absender, wo man ihm eine Menge Daten ins Blut spritzt. Danach fährt/ läuft/ fliegt er zum wartenden Empfänger, der ihm eine geringe Menge seines wertvollsten Körpersaftes abzapft und die Daten mittels eines hochkomplizierten Verfahrens entnimmt. Nach einer Nottransfusion ist Feierabend, der Datenträger kehrt in seine Gruft zurück, wo schon ein herrlicher Sarg darauf wartet, ihm den Schlaf zu versüßen.

Wie man hört, soll es dann auch möglich sein, andere Körperflüssigkeiten zum Datentransport einzusetzen. Tränen, Schweiß – ja, selbst das, was immer dann zum Vorschein kommt, wenn es uns ganz besonders wohl ist soll sich eignen. Für letztere Variante des Datentransports gibt es bereits einen aussichtsreichen Bewerber, den allseits beliebten Schlager- und Liebeskünstler Jürgen Drews.

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