Elvis Costello: Kojac Variety

Elvis Costello ist ein Musiker, der immer für Überraschungen gut ist. Nachdem er 1981 seine Fans mit einem Country-Coveralbum überraschte (manche auch erheblich erschreckte) erscheint jetzt, 14 Jahre danach, ein zweites Album voller Coverversionen – als fast gänzlich County-freie Zone.

Die Idee, ein reines Coveralbum zu machen, ist in der aktuellen Musikszene wahrlich nicht originell. Allein 1995 hatten bereits Duran Duran, The The, Annie Lenox oder Jeff Healy die gleiche Idee. Die Aufnahmen zu „Kojak Variety“ entstanden jedoch bereits 1991 und vor allem unterscheiden sich die 15 Stücke von ähnlichen Projekten anderer Musiker dadurch, daß Costello auf große Hits verzichtete und sich stattdessen bei der Auswahl der Songs auf kaum bekannte Stücke konzentrierte. So findet man hier Interpretationen rarer Single-B-Seiten, längst vergessener oder nie bekannter Kompositionen von Musikern wie Screaming Jay Hawkins, Bob Dylan, Little Richard, The Kinks, Randy Newman aber auch Burt Bacharach.

Auf „Kojak Variety“ wird nicht krampfhaft versucht, die Songs – alle zwischen 1930 und 1970 geschrieben – auf modisch/neu zu trimmen. Das bedeutet für Costello, auch in punkto Sound, eine Rückbesinnung auf Traditionelles wie Rock’n’roll oder Rhythm’n’Blues, und meist zu klaren, durchsichtigen Arrangements.

Trotz einiger Rock’n’roll-Eskapaden: die meisten Stücke auf „Kojak Variety“ sind langsam und getragen und genau hier beweist Costello seine Fähigkeiten als Interpret gefühlvoller, melancholischer Balladen – wobei die Neurosen, die er in seinen eigenen Songs so gerne pflegt, außen vorbleiben. Oder wie Costello selbst es formulierte: „Diese Platte ist vielleicht die freundlichste, die ich je machen werde.“

Elvis Costello: Kojac Variety
(Warner)

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