Garbage: Garbage

Drei Dinge sind mir in letzter Zeit aufgefallen:

  1. Ich bin Existentialist.
  2. Tief in mir drin bin ich wohl ein Hippie.
  3. Schillernden, cleveren Mainstream-Rock mit fetten Gitarren und süßen Melodien kann ich nur noch mit Frauenstimmen genießen.

Liegt das nun an mir oder hat da die Girlism-Welle zugeschlagen?

Viele halten Bands, die nach dem Garbage-Prinzip funktionieren, ja für ein Zeichen wachsender Gleichberechtigung auch in der Rockmusik. Solche Leute glauben wahrscheinlich auch, daß Prozesse wegen sexueller Belästigung ausgeübt von Frauen ein Beleg für weibliche Emanzipation sind. Aber wie ist das mit einer Gruppe, deren männliche Mitglieder die 30 schon überschritten haben, deren Mastermind ein ausgebuffter Musiker und Produzent ist (ich sage nur: Nirvanas „Nevermind“-Album) und deren Sängerin prädestiniert ist für eine Neuverfilmung von „Lolita“? Riecht das nicht nach altbekannten männlichen Rockklischees?

Tut es. Aber eigentlich ist es mir egal. Zumindest dann, wenn Garbage ihre traumhaften Momente haben und Sängerin Shirley Manson ihre Pose des rätselhaften, charismatischen Luders über ausgefeilten Songs und cleveren Sounds ausbreiten kann. Da ist alles drin, was Pop-Musik braucht. Das Konzept funktioniert, die Diskokugel dreht sich.

Leider gelingen Garbage diese magischen Momente nur auf einigen Songs des Albums (am besten wohl auf „Vow“, dem MTV- und VIVA-Hit), aber eigentlich ist das doch verdammt viel. Wer einige Male genial zuschlägt, der darf auf seiner CD auch ein paar unspektakuläre Stücke haben.

Garbage: Garbage
(Mushroom Records)

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