CD-Kritik Zur Startseite

Le Hammond Inferno 

My first political dance album

(Bungalow/Virgin 850665 2 )

Political Dance Album? Das hat man so ähnlich schon mal gehört: Tanz den Mussolini... Entsprechend monoton und gnadelos geht´s auch bei Le Hammond Inferno los, als sei der Name nicht schon Warnung genug. Das Album (gemastert von Alex Gopher) startet mit einer Liste der zu bombardierenden Indie-Labels (das eigene, "Bungalow", ist übrigens auch darunter), vervollständigt durch das nachfolgende "Move your MP3". Die Elektronik-Anarchos machen einen auf dicke Lippe und harte Schale. Kaum aber sind die Verhältnisse geklärt, blitzen die ersten weichen Töne durch. Schon "An apple a day" (der Anti-Microsoft-Song) kombiniert fetten Big Beat mit sexy Disco-Gitarren, und "C.K.-T-Shirts" ist purer Lounge mit Jazz-Bläsern: gerade richtig für´s Familien-Picknick am Wochenende...

Ab Album-Mitte wird´s dann richtig blumig: mit hallenden Gitarren leben die Beat-Jahre wieder auf, es blubbert fetter denn je, und aus dem Hintergrund machen sich zarte Frauenstimmen bemerkbar. Was sich am Anfang nur zaghaft zeigt, hält nun das Zepter fest in der Hand: Lounge, Big Beat und Pop. Mit diebischer Freude an schrägem Akustik-Terror und gezielten Verwirrungen des Hörers (etwa dem Sprach-Wirrwarr in "Speech Defects") - nicht mal vor Trance-und Acid-Elementen schrecken sie zurück ("Toys") - aber auch mit unvergleichlichem Sex-Appeal und Latin-Flair ("People Pop" und "Herbert"). Anders als Fatboy Slim verzichten Le Hammond Inferno oft auf Ohrwurm-Hooks, manchen Takes haftet etwas studien- und skizzenhaftes an: mehr Fluss als Song. Üppig instrumentiert, mitunter regelrecht orchestriert und dann wieder aggressiv und schnörkellos - "My first political dance album" hat zwei Seiten. Geeint durch die Freude der Knöpfchen-Guerillerors an der Manipulation. Beeindruckend.

(Katja Preissner)