CD-Kritik Zur Startseite

David Olney

The Wheel 

(Loud House Music)

Schande über mich! Wieso hatte ich von dem Burschen, der nunmehr sein 11. Studioalbum vorlegt, noch nix gehört? Wer selbst von Legenden wie Townes Van Zandt als „einer der besten Songwriter“ geadelt und in einem Atemzug mit Bob Dylan genannt wird, der lässt doch wohl aufhorchen. Nun, zum meinem Trost stufen selbst US-Musikkritiker David Olney als „unterschätzt“ ein, wünschen ihm endlich die Anerkennung, die er als „amerikanischer Richard Thompson“ längst verdient habe.

Der aus New Hampshire stammende, seit den frühen 1970er Jahren in Nashville ansässige Singer/Songwriter fühlt sich seit jeher in der einheimischen Underground-Folk-/Country-Szene wohl, ob einst als Frontmann der X-RAYS oder eben als Solist. Zusammengearbeitet hat er u. a. (vornehmlich als Bassist!) mit Sonja Kristina (Ex-CURVED AIR), mit Albert Hammond oder Ex-BAND-Leuten wie Rick Danko oder Garth Hudson; seine Songs coverten Emmylou Harris, Linda Ronstadt, Lonnie Brooks u. v. a.

Aber warum nicht ihn selbst goutieren? Ist er doch ausgestattet mit einer markanten, rauchigen, bisweilen sogar charmant versoffenen Stimme, und auch als Gitarrist kann er sich hören lassen. Sein jüngstes Werk ist im Prinzip ein Songzyklus um das Rad, natürlich nicht wörtlich gemeint, sondern um bestimmte, immer wiederkehrende Lebensabläufe... Es dreht sich eben irgendwie alles, das Bild von der Tretmühle (auch ein Rad!) fällt einem ein. In 15 sehr unterschiedlich angelegten und arrangierten Songs tobt sich Olney textlich wie musikalisch aus. Das Spektrum reicht von schlichten Folkballaden wie z. B. „Stonewall“ oder „Revolution“ über den eher düsternen, Gothic-inspirierten Titelsong zu Gospel-beswingten Tönen in „Voices On The Water“ und midtempo-Rockern wie „Boss Don’t Shoot No Dice“, der auch Ian Dury zur Ehre gereicht hätte. Olney gönnt uns keine Verschnaufpause; mit seiner brillanten Studiocrew präsentiert er eine abwechslungsreiche, dabei unter die Haut gehende Songkollektion, die sparsam zwar, aber sehr effektiv instrumentiert ist, mit Fiddle und Mandoline, druckvollen Gitarren und Drums. Gesanglich lässt sich Olney von Duettpartnerin Carole Edwards und den legendären MCCALLUM BROTHERS assistieren.

Schön, dass mir Olney mit „The Wheel“ noch „über den Weg gelaufen“ ist, denn wer Leute wie John Prine, Guy Clark oder Calvin Russell mag, der wird auch an ihm und seinen Liedern seine Freude haben.

(rs)



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