CD-Kritik Zur Startseite

Ruby

Short-Staffed At The Gene Pool

(Wichita/Clearspot)

Es ist fast eine Gesetzmäßigkeit, dass Künstler, die mit ihrer Erstveröffentlichung einen bahnbrechenden Erfolg hatten und dann in der Versenkung verschwanden, um dann Jahre später noch einmal mit einem heiß erwarteten Nachfolger aufzutrumpfen, zum Scheitern verurteilt sind. So geschehen bei den Stone Roses (noch im Rahmen), Goldie (nicht mehr im Rahmen) und - um ein nationales Beispiel zu nennen - Liquido (war meiner Meinung noch nie im Rahmen - die Verkaufszahlen sprechen hier aber eine andere Sprache).

Mrs Rankine alias Ruby hatte 1995/96 in England den Bristol-Sound extrem nach vorne gebracht. Nicht zuletzt durch ihre äussere Präsenz fungierte sie als Star einer damals noch jungen Bewegung. Die Rhythmen, die Elektronik im Verband mit Liveinstrumenten - das war alles noch frisch und ungehört. Dann das Remix-Album zum Erfolg von "Salt Peter" und es wurde still um Ruby. Persönliche Probleme, eine Odyssee zu einer neuen Heimat und damit einhergehende Umzüge, etc. verzögerten die Veröffentlichung von was uns jetzt als "Short - Staffed at the Gene Pool" vorliegt.

Der gravierende Unterschied zum Erstling von "Salt Peter" will nicht beim ersten Hören auffallen- immerhin versammelt sich hier Material, das sich über sieben Jahre angesammelt, bzw. geruht hat. Der Produzent Mark Walk hat was damals ein zeitgemäßer Sound war und heute noch ist ins rechte Licht gerückt; der Wehrmutstropfen ist aber der, das man die Sounds mittlerweile schon galore gehört hat und der Wow!-Effekt sich nicht mehr einstellen kann. So ist Ruby eine unter den vielen, die hinter Portishead und Massive Attack in der zweiten Reihe stehen. Für die erste hätte sie sich mit "Short - Staffed" beeilen müssen! Der Unterschied, der beim zweiten Hören auffällt ist, dass Frau Rankine nicht mehr so inbrünstig schreit und die Lieder zeitweise einen jazzigen Grundton haben, wie bei "Lamplight" oder "Roses". Dies wird nicht zuletzt durch den Einsatz von Vibraphon und einer cupped Trumpet erzielt. Diese Art von Songs setzen sich angenehm gegen state-of-the-art-Titel wie dem Opener "Beefheart" ab.

Fazit: Zweimal hören und dann entscheiden, ob dafür noch Platz im Portemonnaie ist. Ach ja- ein Remix-Album für dieses steht auch kurz vor der V.Ö. Ich wünsche mir, dass My Bloody Valentine nie wieder ein Album aufnehmen werden....

(fred)

 

Ruby

Salt Peter

(Creation/ Sony)

Schade, aber es wird spannender sein, zu beobachten, was jetzt in den Medien aus Lesley Rankine gemacht wird, als diese CD zu hören. Dabei hatte sich bei mir große Vorfreude auf das erste Solo-Album der ex-Silverfish-Sängerin eingestellt. "Paraffin" nämlich, die Vorweg-Auskopplung, war bester zeitgenössischer Pop und klang etwa nach Portishead ohne James Bond. Bei besagtem Stück klappt das auch noch mit dem tollen Refrain. Leider aber wird der oft auch da bemüht, wo ein Track dadurch spannend geblieben wäre, wäre er offen gehalten worden.

Dies unnötige Festhalten am Refrain macht auf die grundsätzliche Schwäche der Platte aufmerksam:
hier wird zuviel gewollt. Erstmal gehen Songwriting und Produktion oft aneinander vorbei. Letztere führt ein vom Song unabhängiges, gespenstisch wirkendes Eigenleben und verursacht schwere Verwüstungen. Zudem ist "Salt peter" stilistisch zerfleddert. Geschlossen überzeugen können mich dabei nur die Stücke, die eine Schnittmenge aus 'Industrial', 'Electro' und 'Indie' bilden, die Nine Inch Nails-Menge also. Genausowenig beeindruckend ist die Selbstinszenierung der Lesley Rankine. Ständig wird der Gedanke provoziert, sie wolle sich bedingungslos gegen ihr altes Silverfish-Image (Tank-Girl-artiges Rohsein) wehren. Daraus resultiert eine Art von Singen, das Nuancen möchte und nicht findet. Ihre Sprödigkeit wirkt außerdem mühsam angeeignet; dahinter versteckt sie sich geradezu und schafft eine unangenehme Anonymität.

Und diese wiederum wirkt unangebracht angesichts der Lyrik. Da steht nämlich das Individuum im Vordergrund, und wir dürfen annehmen, dieses Individuum heißt Rankine. In die Welt geworfen ist es, stark sein muß es. Denn es lebt in einer kalten Umwelt, durchlebt Beziehungskrisen und wird von Freunden verarscht. Das ist okay, doch widerspricht diesem literarischen Vorgehen eben das musikalische. Meistens jedenfalls. Programm-Funktion vorausgesetzt, werde ich die CD nämlich weiterhin sehr gerne in den Player legen:

2,5,7,9 und 11 sind dann die magic numbers.

(cb)

Cover Nightmares On Wax


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