CD-Kritik Zur Startseite

Die Welttraumforscher

Die Zivilisation der Farben

(12" LP Loon Records PP047)

Wenn Paul McCartney zuviel gehascht hat, dann hat er wahrscheinlich solche Musik komponiert: fröhliche Psychedelic-Liedchen. Leider hatte er immer Menschen an seiner Seite, die verhindert haben, dass allzuviel davon auf Platte kam: erst der genialische Lennon, dann die langweiligen Wings. Aber gottseidank gibt es ja die Welttraumforscher.

Die haben keine Angst vor Kinderlied-Melodien, Uff-ta-ta-Rhythmen, 80er-Jahre-Sounds und Erstklässler-Reimen. Sie frönen einem bunt-naiven Space-Pop, der einen augenblicklich in seinen Bann zieht. Es ist der Charme und die Inbrunst, die den Hörer fesselt. Und natürlich der unwiderstehliche Klang aus federndem Synthie-Pop und kosmonautischer Symphonik. Ein bisschen Früh-80er-Einfachheit, ein bisschen Flower-Power, viel Experiment und natürlich viel Elektronik. Und das alles irgendwo zwischen Schlager, NDW, Kraftwerk, Ziggy Stardust und Beatles. Mit einschmeichelnder Eso-Stimme singen die Welttraumforscher (aus der Schweiz und seit über 20 Jahren aktiv!) von der "Großen Schokolade", von "Probleme und Du", vom "Roten Restaurant" und vom "Lilienstern". Urteil: eine große Freude. Und: nicht von dieser Welt.

(Katja Preissner)

Die Welttraumforscher

Das Licht Loon

(Edition Stora/Freibank 2000)

Es muss irgendwann Mitte der-70er Jahre gewesen sein, als sich Emerson, Lake&Palmer für Sessions den friesischen Bauernhof einer Krautrock-Kommune mieteten. Als sie schließlich fertig waren und abreisten, vergaßen sie all ihre Instrumente. Aber da war es schon zu spät, denn die Krautrocker waren wieder eingezogen, bestaunten die vielen Geräte, drehten an den Knöpfchen und entdeckten, dass man damit Musik machen konnte...

So ungefähr könnte sie gehen, die Legende der "Welttraumforscher", die mit "Das Licht Loon" laut Plattenfirma bereits ihren 23. Tonträger veröffentlicht haben. Minimal-Pop in NDW-Tradition, sagen die einen. Space-Musik mit Jesus-Latschen, sagen wir. So wie sie klingen, könnten die Welttraumforscher tatsächlich schon in den schrillen 70ern existiert haben, und sie wären auch damals schon "alternativ" gewesen. Zumindest aber "analog", denn auf ihrem Album fackeln sie ein Feuerwerk an Steinzeit-Elektronik ab. Sphärenklänge, Moog und Casio, billiger Synthie-Pop und esoterische Weiten, aber auch Schrammelgitarren, Flöten, Melodika und dunkle Bassläufe...

Die Songs klingen wie aus dem Ärmel geschüttelt, sind trotz simpelster Hooks und kindlichem Gesang allerdings bis aufs I-Tüpfelchen ausgetüftelt. Wahre Perlen sind darunter, perfekte Symbiosen aus Synthie- und Gitarren-Pop. Und gereimte Charme-Offensiven, die die Erde augenblicklich ein bißchen besser machen müssten. In der Riege der Elektro-Popper haben sich die Welttraumforscher eindeutig den Part der "naiven Maler" ausgesucht. Einfach zum Knuddeln.

(Katja Preissner)

 

Cover Das Licht Loon

Datenschutz
Zum Hinternet-Weblog Zum Kalender Impressum