CD-Kritik Zur Startseite

Sampler

Vienna Scientists III

(Columbia/Sony Music)

In "Lost In Music" zur Gattung "Trip Hop und Down Beat" bezeugte ein gewisser Richard Dorfmeister, dass Wien die loooongsooomste Staaadt in der gonzen Welt sei. Wenn man sich die Sampler - Reihe Vienna Scientists bis zu dem dritten Teil anhört, dann wird dieser Eindruck bestätigt.

Auf der nun vorliegenden Veröffentlichung, die mit dem Untertitel "A mighty good feeling" versehen ist, wird der bekannte Stil aufgelockert, und zwar durch eine handvoll Up-tempo-Stücke, die meist jazziger Natur sind. Für die Fraktion, die nur Chill-out will, ist der Nu Jazz-Fusion-Anstrich im Latingewand wohl viel zu häääktisch! Ich persönlich finde, dass eine Compilation mehr braucht als Gedaddel auf hohem Niveau ("Tosca").

Gelungene Schieber wie das mit der Stimme des Radiosprechers aus Tarantinos "Reservoir Dogs" versehene, "Keep On Truckin" von den Menheads kommt gerade recht, um nach lauter Dösen doch noch einen gewissen Adrenalinspiegel zu erzeugen. Andere Brasilectro-mäßigen Percussionmonster töten mit Stammesgejaule den letzten Hörnerv, wie das darauf folgende "Drugstore Woman" von Syncope. Durchwachsen auch das übrige Programm, wenn es zum Thema experimentellere Langsamkeit kommt. Da wären auf der Zuhören-Seite das infektiöse "Close Your Eyes" von The Waz. Exp., das klingt, als ob Funkstörung zu viel Dub gehört und dannach den Versuch gestartet hätten, ein Alan Parsons-Cover aufzunehemen. Später setzt eine schwer bekiffte Ofra Haza ein, die wohl Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion des Textes hat. Es wird gemorpht, gehallt und gepitcht, dass es eine wahre Wonne ist.

Bei dem letzten Stück ist die Freude wohl nur auf Seiten der Musiker: Das Sonic Adventure Project weiß mit den fünfeinhalb Minuten nichts besseres anzufangen, als mit Eso-New Age à la Jean Michel Jarre zu "Zoolook"-Zeiten den Schafgabeteetrinker einzuschläfern. Geschmacksunsicher rufen sie ihren Freund Richard Kleidermann an, der zur Zeit auch ein Problem mit der Langsamkeit hat. Der Beat kommt zu spät zur Rettung.

Also, noch mal gooonz looongsom zum Miedschroibn: Vienna Scientists III bietet mehr als die Hintergrundbeschallung für ein Café, aber ein Drittel weniger Beliebigkeit wäre nötig gewesen, um aus dem Sumpf ähnlich gearteter Compilations herauszuragen.

Preisfrage: Wieviel Stücke mit Rhodes-Piano braucht man, um selbst alte Herbie Hancok-Platten scheußlich zu finden? Findet es raus und schreibt mir!

(fred)

 

 

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