Chartskritik 24.2.2003

Viel, viel Schmalz in dieser Woche. Frühlingsgefühle, missverstanden… Zum Beispiel bei John Mayer. Ein dicklicher all-american boy, der aussehen will wie Bryan Adams, aber eigentlich eine optisch sehr gut kaschierte Ein-Mann-Boygroup ist. Musikalisch ist es eine Mischung aus Richard Marx und John Cougar-Mellencamp. Und sehr gutmenschig gehalten. Leider. Dabei ist der Typ höchstens 17. Uah. Momentan Platz 67 mit „You´re body is a wonderland“. Da springt einen der “My melodie”-Geruch schon beim Lesen an…

Etwas dahinter, auf Platz 74, ist Robin Gibb. Er hat ein neues Album und eine neue Single, und beide heißen „Please“. Das Album ist dem Hörensagen nach ziemlich minderbemittelt, das Lied ist es auch. Der Mann lebt eindeutig von seinem guten Namen. Mit üblen, aber wenigstens eingängigen und penetrant Effekt-haltigen Bee Gees-Schnulzen hat das nix zu tun. Unauffälliger Middle of the road-Schmuh.

Fast ganz hinten übrigens: ein Projekt namens Horny unlimited. Der Chefredakteur meint, sie gehörten schon für ihren Namen geprügelt. Und er hat Recht.

Bisschen angenehmer zu sehen: Helmut & die Kanzlerband und „Kanzler von Deutschland“. Natürlich auf die alte Melodie von Rio Reiser – was Neues fällt ihnen nicht ein – aber wenigstens kriegt zur Abwechslung mal der Altkanzler was ab.

Gibt´s was zu loben an dieser Woche? Naja, Big Brovaz sind recht stylish mit ihrem „Nu Flow“. Wenn ich´s mag, kann es keine so Hardcore-Dancefloor-Mucke sein. Sondern eher etwas softer in Richung interessantristischer Pop.

Und die Massiven Töne haben mir gut gefallen mit „Traumreise“ (Platz 43). Diese HipHopper sind sehr geeignete Balladen-Macher. Wie die Metaller… Und deutsche noch mehr als andere. Man denke nur an den „Tag am Meer“ oder „Susanne zur Freiheit“. Schöne Tradition, die die Töne hier fortsetzen. Hat was sehr Elegantes bei ihnen.

Mr. President sind übrigens ganz übel abgestürzt, auf die 32. Und Paddy Kelly auf die 22. Aber das ist ja auch ´n Scheiß-Name.

Und In-Grid ist auf der 13! Yippie! Aber Wir sind Helden nur noch auf der 66. Mrrrmpf.

Die Top Ten:

  1. Deutschland sucht den Superstar:
    We have a dream
  2. t.A.t.u.:
    All the things she said
  3. Blue feat. Elton John:
    Sorry seems to be the hardest word
  4. Kate Ryan:
    Desenchantee
  5. Eminem:
    Lose yourself
  6. Christina Aguilera:
    Beautiful
  7. Nena:
    Leuchtturm
  8. Gareth Jones:
    Anyone of us
  9. Master Blaster:
    Hypnotic Tango
  10. Jay-Z feat. Beyonce Knowles:
    ´03 Bonnie & Clyde

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