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  Plakat, Kondom des Grauens

Internationaler Comic-Salon Erlangen 1996

Erlangen ist doch eine Reise wert - wenigstens alle zwei Jahre, da gibt es den Comic-Salon, und das war dieses Jahr vom 6. bis 9. Juni. Blicke ich auf die letzten Monate zurück, auf Raupenplage und Fussball-WM, nein, es war wohl die EM, so hat einzig Erlangen96 einen bleibenden Eindruck hinterlassen - ja, Hinter-Net! war dabei und wir hatten eine wirklich grossartige Zeit dort.

Man denke sich: draussen Erlangen, tropisch dampfend, die engen Gassen gefüllt mit dem Gewimmel von Händlern, Verlegern und Gläubigen, und dann stehst du in einer angenehm kühlen, kathedralengrossen Halle vor den Originalblättern von Jean-Claude Forest (Barbarella)... und dann zurück ins Gewühle, all die Neuerscheinungen, dutzende, nein tausende von Gebrauchtcomics und das beste von allem: hunderttausende von lebenden Zeichnern/Autoren.

Foto von Comics am Bildschirm Gut, vielleicht trage ich etwas dick auf, aber all die wirklich tollen Ausstellungen, hochkarätigen Diskussionen und superguten Darbietungen und dann, daß wirklich an jeder Ecke einer der besten lebenden Zeichner/Autoren aus dem Bereich Comic sitzt und förmlich darauf wartet, dass sich ein bebender Fan nähert, dass er ihm flugs ein zauberhaftes Bild ins mitgebrachte Büchlein malen kann, oder wenigstens eine zweiseitige-Widmung-mit-Autogramm-für-Gabriele oder so, also, wer sich nicht ganz dumm angestellt hat, konnte doch am Abend mit einer großen H&M-Plastiktüte voller Originalblätter nach Hause gehen.

(rw)

Foto von Fred Simon beim Signieren

Die Preise

Der Erlanger Comic-Salon wäre aber nicht der Erlanger Comic-Salon, gäbe es nicht die Verleihung des MAX-UND-MORITZ-PREIS. Dieses Jahr zeichnete die Jury aus:

als bester Internationaler Comic Strip:
MUTTS von PATRICK McDONNELL
Im Mittelpunkt dieser Strips stehen die Erlebnisse des Hundes Filou und der Katze Milou.

als bester deutschprachiger Künstler:
Thomas Ott
Seine meist aus Karton gekratzten Bilder und die hintergründigen metaphorischen Szenarien zeichnen ihn als einen der talentiertesten und vielversprechendsten Avantgardisten des Comics aus.

als beste deutschsprachige Comic-Publikation:
Eigenproduktion:
Reinhard Kleist/Roland Höve, LOVECRAFT, Ehapa Verlag
"Lovecraft" ist eine gelungene Literaturadaption, die eindrucksvoll die graphischen wie literarischen Fähigkeiten ihrer Macher dokumentiert.

Import:

  • Hugo Pratt, "Saint Exupéry - Sein letzter Flug", Ehapa Verlag
    "Sein letzter Flug" ist Pratts letztes Album, sein Abschiedsalbum. Er starb am 20. August 1995. In diesem Werk präsentierte er seine persönliche Vision des letzten Fluges von Saint-Exupéry, dem Schöpfer des Kleinen Prinzen, der nie von diesem Flug zurückgekehrt ist.
  • "Zoo", Bonifay/Frank, Splitter Verlag
    "Zoo" ist ein stimmungsvolles, allegorisches Album, das durch das harmonische Zusammenspiel von Graphik und Story aus der Masse herausragt.

Sekundärliteratur:
Bill Blackbrard u. a. "100 Jahre Comic-Strips", Carlsen Verlag
Dieses mittlerweile in deutscher Sprache vorliegende Werk beschreibt die Geschichte des Comics (aus vorwiegend amerikanischer Sicht) von der ersten Geschichte des Yellow Kid an bis zur Gegenwart.

als beste deutschsprachige Comic-Publikation für Kinder und Jugendliche:
Yvan Pommaux, "Detectiv John Chatterton", Moritz Verlag:
Diese auf den ersten Blick strenge und traditionell angelegte Figur besticht auf den zweiten Blick durch die witzigen Parodien und Anspielungen auf Grimms Märchen, den Film noir und Comic-Klassiker.

als bester internationaler Szenarist:
Pierre Christin:
Jean-Pierre Christin arbeitete bereits für Zeichner wie Enki Bilal oder Jean-Claude Mézières (Valerian und Veronique). Seine Szenarien zeichen sich aus durch gründliche Recherchen einerseits und seine Fähigkeit diese Fakten in Fiktion zu verpacken andererseits.

Spezialpreis der Jury:
Dr. Dietmar Hahlweg, Altoberbürgermeister der Stadt Erlangen:
Diesem Mann, der nicht eimal expliziter Comic-Fan genannt werden werden will, ist es zu verdanken, daß der Erlanger Comic-Salon zu dem werden konnte, was er heute ist: ein Comic-Festival mit Weltruf.

Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk:
André GASTON Franquin:
Dem braucht man nichts mehr hinzuzufügen, außer vielleicht: Auch herzlichen Glückwunsch von der Hinter-Net! Redaktion, die sich ihre Schwarzen Gedanken bestenfalls durch Gaston vertreiben läßt.

Neben der Verleihung des Max-und-Moritz-Preis prämiert der Interessenverband Comic (ICOM) einige außerordentliche Künstler und ihre Projekte. Dieses Jahr ging der mit 2000 Mark dotierte Independent-Comic-Preis für den besten Funny an die Brüder Stefan und Mathias Dinter (Jahrgang '64 und '68) für KNURF - HELD DER GRÜNEN HÖLLE, ein Comic im Zwerchfell Verlag, der ausschließlich mit "essbaren Soundeffekten" auskommt. Also statt "KRACH", "BUMM", "ZACK" gibt es "SCHMATZ", "BROT", "WURST", "STEINBUTT" usw.. Ebenfalls Glückwunsch

Für alle, denen das Wasser im Mund zusammengelaufen ist: KNURF - HELD DER GRÜNEN HÖLLE gibt es für 8 Mark (US-Heftformat, 28 S.) bei
ZWERCHFELL VERLAG
Christian Heesch
Tonndorfer Strand 57
22045 Hamburg
Fon/Fax 040-6 68 11 29

 

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