Filmkritik Zur Startseite

Ghost Ship

Es beginnt alles ganz romantisch, ein großer Luxus-Liner auf hoher See, in elegante Abendkleidung gehüllte Passagiere, die an Deck zu gepflegter Cocktail-Musik tanzen, schön gewschwungene rosa Eingangscredits, und dann reißt ein Seil, ein Stahlseil, durch seine Wucht fähig, die Körper von zig von Menschen entzwei zu trennen. Unglaubliche Szenen spielen sich ab: aus blendender Harmonie wird blutiger Horror: Leiber fallen entzwei, Köpfe liegen abgetrennt auf dem Schiffsboden, ein Mädchen, wie durch ein Wunder unversehrt, starrt angsterfüllt auf die gruselige Szenerie. Keine Frage, so schaurig lässt Hollywood nur selten Filme beginnen.

Schnitt: Vierzig Jahre später sitzt die Crew eines Bergungsschiffs nach einem gelungenen Abschleppmanöver vergnügt in der Kneipe. Ein Aufklärungspilot spricht den Kapitän an und erzählt von seinem gigantischen Fund: In der Beringsee vor Alaska hat er ein riesiges Schiff entdeckt, dass scheinbar herrenlos umhertreibt. Schon bald ist die Crew Feuer und Flamme, das Schiff zu bergen. denn nach internationalem Seerecht gehört eine herrenlose Sache dem Finder, und solch ein Dampfer ist gut und gerne mehrere Millionen wert. Schon bald ist das Wrack der „Andrea Grazia“ gefunden, ein seit 1962 vermissten Luxus-Dampfer, und noch baldiger bekommt die arglose Bergungsmannschaft es mit unerklärlichen Phänomenen zu tun. Aus merkwürdigen Einschusslöchern in Poolwänden blutet es, ein kleines Geisterfräulein irrt überall umher und flugs dezimiert sich die Mannschaft nach dem „zehn-kleine-Negerlein-Prinzip“.

Ghost Ship ist einer jener Horrorfilme, in denen klar denkende Menschen auf seltsame Weise ganz dumme Dinge tun. Zum Beispiel ganz allein in der Dunkelheit in entlegene Teile des Dampfers zu gehen, obwohl sie sehr genau wissen, dass sie an jeder Ecke ein Geist überfallen kann. Die Dialoge, die man sich dazu bieten lassen muss, sind ein einziges Ärgernis, selbst wenn sie von fähigen Darstellern wie Gabriel Byrne oder Julianna Margulies vorgetragen werden. Byrne wird ganz in der Art von Robert Shaw in der „Weiße Hai“ dazu angehalten, bärbeißig krude Weisheiten über die Geheimnisse der See vor sich hinzumurmeln. Wobei zugegebenermaßen einer der wenigen gruseligen Momente im Film jener ist, wenn Byrne die wahre Geschichte des Geisterschiffes „Marie Celeste“ erzählt.

Resümierend gesagt entfaltet der Film unter der Regie von Steve Beck den Charme eines Ölteppiches auf dem Meer. Zur Unterhaltung, die Ghost Ship bietet, gehören vor allem derbe Späße wie ein Behälter voll mit Bohnen, die sich beim Essen in Maden verwandeln. Der einzige gute Plot in diesem Film – die Enttarnung des Schurken - kommt viel zu spät, um ihn noch retten zu können, hätte aber ziemlich gut in einer 45-minütigen TV-Version funktioniert. Ein Format, das in diesem Fall wünschenswert gewesen wäre.

(Marisa Villareale)

 

Regie: Steve Beck
Drehbuch: Mark Henlon
Kamera: Gale Tattersall
Schnitt: Roger Barton
Musik: John C. Frizell
Darsteller:

Gabriel Byrne (Capt. Sean Murphy)
Julianna Margulies (Maureen Epps)
Ron Eldard (Dodge)
Desmond Harrington (Jack Ferriman)
Isaiah Washington (Greer)

Länge: 91 Minuten

 

Zuletzt rezensierte Filme: Gangs of New York - 8 Mile - Ghostship - Der Schatzplanet - The Tuxedo – Gefahr im Anzug

[ Übersicht Filmkritiken ]


Datenschutz
Zum Hinternet-Weblog Zum Kalender Impressum