Fito de la Parra: Living The Blues

Grundsätzlich hätte ich vollmundig behauptet, dass für Canned Heat die großen Zeiten schon lange vorbei sind. Nachdem aber Schlagzeuger Adolpho „Fito“ de la Parra (der seit dem zweiten Album „Boogie With Canned Heat“ ununterbrochen dabei ist) in seinem Buch unermüdlich beteuert, dass Canned Heat immer noch voll dabei sind, bitte ich die Aussage zu streichen. Trotzdem frage ich mich immer, wieviel Spirit noch in einer Band ist, die geprägt ist von permanenten Zu- und Abgängen und „nur“ vom Schlagzeuger zusammengehalten wird.

Hier liegt auch das Problem des Buches – Fito de la Parras größte Sorge gilt Canned Heat. Nachdem er es in den 60ern als Mexikaner schaffte, sich in die Formation zu hieven, galt all sein Streben nur noch Canned Heat. Das gesamte Buch hinterlässt den Eindruck „Die Band darf nicht sterben“. Dass es drei Mitglieder auf dem Weg hingerafft hat, wirkt makaber nebensächlich. Er beschreibt zwar seine tiefe Trauer, aber der Fokus liegt auf dem Fortbestand der Band.

Auf der anderen Seite macht diese schonungslose Offenheit das Buch interessant. Ungeschminkt berichtet de la Parra über die wilden Jahre mit der Band, die alles in den Schatten stellt, was man sich als braver Junge unter Sex, Drugs & Rock’n’Roll vorstellt. Wenn nur die Hälfte davon wahr ist, wird auch klar, warum so viele Musiker in den 60/70ern so jung gestorben sind. Wenigstens gab’s noch kein Aids…

A propos, da bin ich mir auch nicht sicher, ob ich so genau wissen wollte, wann, in wen und wohin der Drummer den kleinen Fito versenkt hat. Anyway, „Living The Blues“ ist ein interessantes und gut zu lesendes Dokument der größten weißen Blues- und Boogie-Band. Kein literarisches Highlight, aber Basisinformationen über die Ups and Downs einer Combo, die seit den 70ern alles andere als konstant ist, aber immer noch lebt.

Fito de la Parra: Living The Blues
(Little Big Beat Musikverlag)

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