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Popalphabet 3

1993/1994

(Bayerischer Rundfunk/Zündfunk)

"Nenn mir deine Lieblinge und ich weiß, was du glaubst über Pop zu wissen" dieses beliebte Spiel unter Musikfreaks bildet den Hintergrund für das "Pop Alphabet" im "Zündfunk", das jeden werktägigen Mittwoch von 16.30 Uhr bis 17.00 Uhr im Programm Bayern 2 des Bayerischen Rundfunks stattfindet. Das "Pop Alphabet" ist noch eines der wenigen Überbleibsel aus der Zeit, als Radio hören noch spannend war und das Musikprogramm von Musikfans für Musikfans gemacht wurde.

Alle zwei Jahre gibt die Zündfunk-Redaktion die gesammelten Manuskripte zum "Pop Alphabet" heraus. Zu schade, daß man als Leser die dazu passende Musik nicht hören kann. Chef-Autor des Pop-Alphabetes ist Carl-Ludwig Reichert, der u.a. auch Herausgeber der ausgezeichneten Buchreihe "Rock Session" war, die zwischen 1977 und 1985 in insgesamt 8 Bänden die Musikgeschichte (u.a. auch sehr frühe Artikel zu Punk/New Wave) kritisch durchleuchtete. Schwerpunktmäßig widmeten sich die Autoren schon damals den Außenseitern im Rock- und Popgeschäft.

Das "Pop Alphabet" will dem Selbstverständnis nach dem Musikfan als Anhaltspunkt einen "Überblick über die Gesamtentwicklung der populären Musik geben". Der geneigte Fan wird es der Redaktion und den Autoren danken. Auch der dritte Band der Manuskriptsammlung "Pop Alphabet" läßt keine Wünsche übrig. Die Manuskripte sind natürlich für eine Radiosendung entstanden, die zu den jeweiligen Bands/ Musikern/ Komponisten ausgewählten Stücke kann der Leser zu Hause natürlich nicht mithören, es sei denn, er hat die Platten mit den Liedern, die in den Manuskripten dankenswerterweise auch abgedruckt sind, bei sich im Plattenschrank stehen.

Knapp 100 Porträts enthät die Manuskriptsammlung. Die meisten Manuskripte wurden von Thomas Meinecke, seines Zeichens auch Mitglied der legendären deutschen Band F.S.K., geschrieben. Die übrigen Artikel wurden von Carl-Ludwig Reichert, Karl Bruckmaier, Ulrich Bassenge und Sabine Gietzelt verfasst. Das Spektrum der vorgestellten Bands/ Musiker/ Komponisten reicht von obskuren 60er und 70er Jahren Bands (u.a. Elias Hulk, Hapshash And The Coulored Coat, The Monks), über klassische Rock- und Pop- und was auch immer- Größen (Dr. John, Herb Alpert, Laura Nyro usw.) bis hin zu Musikgenies wie Carles Mingus und Burt Bacharach. Für den Musikfan ist eigentlich jedes Manuskript interessant.

Natürlich ist das ein oder anderer Portrait etwa kurz geraten, allerdings muß auch immer bedacht werden, daß die Manuskripte für eine Radiosendung geschrieben wurden und entsprechend auch die Muskik im Mittelpunkt steht. Sehr gut sind die Manuskripte zu Dr. John, A.F.O. (New Orleans-Band), Burt Bacharach, Johnny Otis, Charles Mingus, Swamp Dogg, The Jam, ..., um nur einige zu nennen. Das "Pop Alphabet" erzeugt Lust wieder einmal in die alten Platten reinzuhören und auf Flohmärkten oder Plattenbörsen nach einigen Schätzen aus der Vergangenheit zu suchen. Der größte Teil der vorgestellten Musiker und Bands hatte ihre bedeutendste Schaffensphase in den 60er und 70er Jahren.

Die wertvollen Punk-/New-Wave/ Pop-Bands der 80er Jahre werden hoffentlich in den nächsten Ausgaben des "Pop Alphabetes" verstärkt portraitiert. Bis dahin wünschen wir der "Zündfunk"-Redaktion alles gute und hoffen, daß ihre Sendung erhalten bleibt und nicht von irgendwelchen Planungsstrategen beim Bayerischen Rundfunk weggestrichen wird. Keep on Trucking, Keep On Rocking...

(tk)

Cover Popalphabet 3