Attwenger – Song

Von meinen Lieblings-Ösis kenne ich von den bisher erschienen CDs Most (91), Pflug (92) und Luft (93) die erste und dritte. Das Debut versuchte erfolgreich einen Crossover (erinnert sich noch jemand?) zwischen Ösi-Folk und Punk; Luft führte die Herren Falkner und Binder in eine Hiphop – Rhythmik, auf deren Grundlage uns Falkner den Hendrix auf der Zieharmonika (und so manches andere) machte. Was mich jedoch ziemlich umgehauen hat, waren diese merkwürdig – abgespaceten Texte, die wie eine Mischung aus Abzählreim- und Alltagsrap wirkten – jedenfalls das, was der Nicht-Ösi davon verstehen konnte. Damit sind wir schon beim Thema: der Titel bedeutet auf Österreichisch „sagen“. Mit der englischen Bedeutung gibt das schon mal einen ziemlich fiesen Doppelsinn.

Gleichzeitig ergibt ein Blick auf die Spieldauer der 5 Tracks, daß die Herren diesmal mit dem (traditionellen) Songformat nichts am Hut hatten: drei sind über 15 Minuten lang. Allein das rückt SONG schon weit weg vom Vorgänger, aber das ist noch lange nicht alles. Auch bei den Texten ist kräftig reduziert worden. Die bestehen immer nur aus einem Satz, der in der Betonung variiert wird.

Musikalisch ist das Spektrum um Breakbeat bis Drum & Bass erweitert worden; auch hier werden Themen rhythmisch und instrumental immer leicht variiert, so daß ein angenehm – intensiver Flow entsteht, der trotz (vielleicht sogar gerade wegen) der ungewöhnlichen Lineups frisch und von heute klingt. Ist das die neue Welt-Musik? Oder interessiert das auch wieder keinen? Attwenger jedenfalls nicht, die scheißen ganz kräftig auf jeden Kategorisierungsversuch. Nicht mal über die Tracklänge wollen sie sich berechenbar machen lassen: das kürzeste Stück dauert 6 Sekunden, heißt „Es gibt Wiederholungen“ und besteht exakt aus diesem (gesprochenen, unbegleiten) Satz. Ernst Jandl (Wer kennt E.J.?) kannte Attwenger und fand sie gut.

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