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Bonnie "Prince" Billy

Greatest Palace Music

(Domino/Rough Trade)

Wenn dieser Mann zur Gitarre greift, behutsam die Saiten anschlägt und sein Südstaaten-Organ erklingen lässt, es ist zum Dahinschmelzen. Bonnie "Prince" Billy ist ein Großer seiner Zunft. Was nichts mit hohen Verkaufszahlen zu tun hat. Da ist er seinen Kollegen weit unterlegen. Gemeint ist sein Timbre, seine Ausstrahlung und sein Feingefühl. Er ist der moderne Outlaw. Interviews? Ach was. Der Mann lebt irgendwo in den Staaten. Auf dem Land. Genaues weiß man nicht. Oder will man es nicht wissen? Wenn ihm danach ist, versteckt er sein Gesicht hinter einem Kubikmeter Bartwolle. Er will ein Mysterium bleiben. Das macht ihn um so sympathischer und faszinierender.

Dass er, der auch unter dem Namen Will Oldham Platten veröffentlicht (so wie zuletzt das umwerfende Mini-Album "Seafarers Music"), seine eigenen Songs covert - allesamt aus der Ära von Palace, Palace Music und Palace Brothers - ist ein genialer Schachzug. Warum andere, wenn man es selbst am Besten kann? Um die aufbereitete Werkschau noch interessanter zu machen, mietete sich Oldham mit einer handvoll etablierter Session-Musiker plus Ned und Paul Oldham in ein Studio in Nashville. Das Spektrum der Songs reicht vom zermürbendem Folk-Song ("New Partner"), über düstere Balladen - "More Brother Rides" oder das brillante "Agnes, Queen Of Sorrow" - bis hin zu lebensbejahenderen Country-Songs wie "I Am A Cinematographer" oder "Push-kin" (mit dem Refrain: "God is the answer").

Einer der Höhepunkte ist "Riding", wenn sich eine nicht unbenannte Frauenstimme mit Oldhams Trauer duelliert und das mit Steel Guitar und Streichern untermalt wird. Kalter Schauer läuft einem über den Rücken.

(kfb)


Bonnie "Prince" Billy 

Ease Down The Road

(Domino / Zomba)

Dieses Album ist ein Segen. Nein, Will Oldham ist ein Segen. Der Mann, der uns bereits so wunderbare wie irritierende Alben unter den Pseudonymen Palace, Palace Bros., Palace Music, Palace Songs oder auch Will Oldham überlassen hat, hat wieder zugeschlagen. Zum zweiten Mal als Bonnie "Prince" Billy übrigens.

"Ease Down The Road" ist ein Singer/Songwriter-Werk in Reinkultur. Spärlich instrumentiert, d.h. viel Akustikgitarre, ganz wenig Bass, Klavier und Schlagzeug, und eine zerbrechliche bis schüchterne Stimme, die einen sofort erfasst und hypnotisiert. Das ist Country-Folk oder LoFi oder Was-auch-immer-man-das-nennen-soll wie er derzeit kaum besser gemacht wird. Die Songs, im Großen und Ganzen von Will Oldham und seinem langjährigen Weggefährten David Pajo (früher bei den sagenumwobenen Slint), strotzen mitunter vor Schönheit, dass einem die Spucke wegbleibt. Zum Beispiel wenn Catherine Irwin in "After I Made Love To You" ihre Stimme zum Duett mit Oldham erhebt. Die Stimmung ist aber nicht immer ganz unten, in einigen Stücken kommt sogar ein Gefühl von Erleichterung und Vitalisierung auf: "Just To See My Holly Home", "Ease Down The Road" (sehr beschwingt, sehr Cajun). Schlichtweg schön, einfach wunderschön, was wir da zu hören bekommen.

(kfb)


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