CD-Kritik Zur Startseite

New Concept


Wheel of Love


(Strange Ways/Indigo 9400-2)
Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich noch nicht später als 1988? Doch, nur in Chemnitz ist die Zeit stehengeblieben. Dort bedient eine Band namens "New Concept" (!) ein paar Synthesizer, die sich erfolgreich geweigert haben, auch nur den Sprung in die 90er anzutreten.

Die Sache hat Konzept, klar. Man pflegt die Tradition der alten Elektro-Popper, die Anno 88 selbst schon in die Jahre gekommen waren. Und zwar deren düstere, melancholische Abteilung. "Wheel of love" versammelt fast ausnahmslos Balladen, hochmelodisch und in unterhaltsamer Umsetzung. Die dunklen, monumentalen Depeche Mode stehen hier Pate, vereinzelt auch die hymnischen Ultravox, vor allem aber die trägen Schwaben von Camouflage. Stimmlich hat der Sänger sie alle parat: Gahan und Gore vor allem - verunglückt ist einzig die Adaption des Assembly-Klassikers "Never Never". Der ist im Original schon wie in Stein gemeißelt, man muß sich also was einfallen lassen, um das Cover zu legitimieren. Ihn lediglich um sein apartes Gitarren-Intro zu bringen, ist exakt das Falsche. Und Feargal Sharkey hat ohnehin zeitlebens dran gearbeitet, sich unkopierbar zu machen. Schade.

Der einzige Ausrutscher auf dem Album macht allerdings auch das Dilemma des Werks deutlich. Die Stärke des Trios liegt im eigenen Songmaterial, die Ohrwürmer scheinen sie nur so aus dem Ärmel zu schütteln, die Arrangements sind stets runde Sachen - und doch bleibt "Wheel of Love" eine Sammlung harmloser Elektronik-Liedchen. Weil die Band konsequent einen Stil pflegt, der selbst in den 80ern nur für zweite Synthie-Liga gereicht hätte. Mehr Experimentierfreude könnte Wunder wirken.

PS: Ursprünglich hieß die Band übrigens mal "No Concept". Was immer sie zur Umbenennung in "New Concept" bewogen haben mag - die Jungs haben's kapiert. Wenn sie doch nur mit ebensoviel Verve in ihrer Musik aufräumen würden.

(Katja Preissner)

 

 


Datenschutz
Zum Hinternet-Weblog Zum Kalender Impressum