Die Pfauenfeder

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Krimiheld der Woche 3

Name: Jakob Studer

Beruf: Wachtmeister

Erzählzeit: hauptsächlich 30er Jahre des 20. Jahrhunderts

Schöpfer: Friedrich Glauser

Drei Dinge lieben wir an den Schweizern: Uhren, Schokolade und den Wachtmeister Studer. Auf die beiden ersten schaute auch der Schweizer immer mit Stolz, letzterer indes war ihm ein Greuel. Da aber Kunstfigur und als solche unangreifbar, hielt man sich an den Autor: Friedrich Glauser, großbürgerlicher Abkunft, kannte die Armen- und Irrenhäuser, die Gefängnisse und die Fremdenlegion aus eigener Biografie, so daß es nicht verwundert, wenn sein Wachtmeister an eben diesen Örtlichkeiten agiert und uns eine geheime Schweiz offenbart, die wir so niemals kennengelernt hätten.

Wer ist nun dieser Studer? Ein biederer Familienvater, eigentlich, der mit patriarchalischer Autorität und der großen Fähigkeit des Mitleidens seine Fälle löst. Einzelgängerisch und außenseiterisch. Nach einer „Bankenaffaire“, bei der er auch vor Großkopeten nicht Halt machte, degradiert, mißtraut Studer den guten Bürgern und hält sich bevorzugt an Plätzen auf, die die Opfer des Reichtums beherbergen: ärmliche Wohnküchen, niedere Amtsstuben, Irren- und Arbeitshäuser.

Gut; manchmal hilft auch bei Studer der Zufall etwas zu sehr nach; aber einem guten Roman schadet so etwas nicht wirklich. Und gut sind die Bücher Glausers: stilistisch erheblich über den Durchschnitt, dramaturgisch gekonnt, psychologisch wohltuend unkonstruiert.

Leseempfehlung: Gleich der erste Band des Zyklus, schlicht „Wachtmeister Studer“ geheißen, breitet alle Stärken des Autors aus. Es geht um entlassene Sträflinge, unglückliche Liebe und, wie stets, die Bigotterie und die Verlogenheit der bürgerlichen Gesellschaft. Am Ende siegt, natürlich, die Gerechtigkeit, aber das Recht ist damit noch lange nicht wieder hergestellt. Spannend. Mitreißend. Stellenweise poetisch. Niemals langweilig.

Link: Website der Friedrich Glauser Gesellschaft

 

Friedrich Glauser
Wachtmeister Studer
Arche, TB, 181 Seiten
DM 10,00

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