Die Pfauenfeder

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Krimiheld der Woche 6

Name: Martin Beck

Beruf: Polizeibeamter

Erzählzeit: 60er und 70er Jahre des 20.Jahrhunderts

Schöpfer: May Sjöwall und Per Wahlöö

Eigentlich müßte man den Autoren böse sein. Mit den 10 Kommissar Beck - Romanen initiierten sie die Flut des "sozialkritischen Krimis" an, deren langweiligsten Wellen in den 70ern aus deutschen Krimischreiberhirnen taumelten. Dabei beginnt alles recht konventionell. 1965 erscheint der erste Roman mit dem Titel "Die Tote im Götakanal" und schildert sehr detailgenau die Aufklärung des Lustmordes an einer amerikanischen Touristin. Noch ist auch bei Wahlöö und seiner Partnerin Sjöwall Schweden das soziale Musterland, aber das wird sich ändern.

Einer indes ändert sich nicht: Martin Beck, Held der Romane. Er ist in sich gekehrt, ein wortkarger Einzelgänger, der sich von seiner Familie mehr und mehr entfremdet (später läßt er sich scheiden, noch später legt er sich eine ihm gemäßere Freundin zu) und die Welt, wohl auch sich selbst, aus der Distanz betrachtet.

Schon der erste Fall weist die Autoren als Vertreter der realistischen Schule aus. Alles wird explizit geschildert: die Detailarbeit der Polizei, ihre Mißerfolge und langwierigen Beschattungen. Das entwickelt einen Sog, dem sich der Leser, so er nicht auf "action" aus ist, kaum entziehen kann. Allmählich jedoch, sich von Roman zu Roman steigernd, tritt ein anderes Anliegen in den Vordergrund: das "Sozialkritische" eben, die Entzauberung des Sozialmusterlandes Schweden. Nichts dagegen einzuwenden, kämen einem die Autoren nicht gelegentlich mit der etwas zu großen Keule. Stilistisch gehören sie sowieso nicht zu den Filigrantechnikern, und eine teilweise sehr holprige Übersetzung ("Die Uhr ist viertel vor zwei.") deckt die technischen Unzulänglichkeiten des Autorenpärchens noch gnadenloser auf.

Macht aber nichts. Die Stories sind spannend und lehrreich, und die Entlarvung einer Schimäre ist selbst dann, wenn es knüppeldick serviert wird, besser als keine Entlarvung.

Leseempfehlung: "Endstation für neun", 1968 erschienen. Ein schreckliches Verbrechen ist geschehen: Neun Insassen eines Linienbusses wurden mit Maschinengewehrsalven niedergemäht, ein Motiv ist weit und breit nicht in Sicht. Die Tat eines Verrückten? Eines Terroristen? Oder mußten acht Menschen sterben, um zu vertuschen, daß nur der neunte gemeint war? Die Mannschaft um Beck stochert im Nebel, und genau dieses sich langsam Vortasten, das Ergründen von Biografien und ihren Abgründen machen den Roman so reizvoll.

 

 

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Woche 1: Margery Allinghams Albert Campion
Woche 2: Léo Malets
Nestor Burma
Woche 3: Friedrich Glausers Wachtmeister Studer
Woche 4: Homers Odysseus
Woche 5: Robert van Guliks Richter Di