Das Leben des Polizisten Wade Whitehouse (Nick Nolte) ist ein ziemlicher Scherbenhaufen: Sein Job ist alles andere als aufregend, seine Ehe ist zerbrochen und seine Tochter legt keinen gesteigerten Wert auf ein Treffen mit ihrem unzuverlässigen Vater. Bester Freund in dieser Situation ist ihm der Alkohol. Erst ein Jagdunfall rüttelt Wade wach. Nachdem nämlich der Gewerkschaftführer und Gegner des im Ort geplanten Ski-Resorts Twombley (Sean McCann) bei einem Jagdunfall ums Leben kommt, wittert Whitehouse dreckige Machenschaften des reichen LaRiviere (Homes Osborne), der seine lukrativen Pläne unbedingt vorantreiben will. Mit diesem Fall wittert der Polizist die Chance auf Rehabilitierung seines wegen Zechereien abgeblätterten Rufes.
Gleichzeitig will er seiner Langzeit-Freundin, der sanftmütigen Kellnerin Marge (Sissy Spacek), endlich einen Heiratsantrag machen und nimmt sie mit in sein Elternhaus. Hier stellt sich heraus, daß sein ebenfalls an der Flasche hängender Dad Glen (James Coburn) Wades vor Kälte gestorbene Mutter bereits seit geraumer Zeit im Obergeschoß verrotten läßt. Zu allem Überfluß enthebt der Sheriff Wade wegen dessen eigenmächtigen Ermittlungen seiner Pflichten. Als der unausstehliche Mr. Whitehouse Senior seinem Sohn nun auch noch verbal und körperlich übel zusetzt, reißt Wade der Geduldsfaden, und die Katastrophe nimmt ihren Lauf…
Regisseur Paul Schrader hat bereits einiges vorzuweisen: Als Autor arbeitete er für so erfolgreiche Produktionen wie „Taxi Driver“, „Die letzte Versuchung Christi“ (beides Scorsese-Regie-Arbeiten) oder auch „City Hall“. Von Schrader als Regisseur geführt, wurde Richard Gere in „American Gigolo“ zum Weltstar. Präzise gezeichnete Charaktere sind Schraders Markenzeichen, und auch in „Der Gejagte“ springt vor allem ein Wort in den Sinn: eindringlich. Es sind keine unappetitlichen Blutlachen oder brutale Schießereien, die das Nervenkostüm des geneigten Zuschauers angreifen, sondern der Horror eines zerrütteten Lebens ohne den berühmten Lichtblick am Ende des Tunnels.
Ein gutes Auge bewies Schrader außerdem bei der Besetzung: Nick Nolte scheint wie geschaffen für die Personifizierung des kargen Losers Wade und auch das Wiedersehen mit Knitter-Face James Coburn, der in jüngster Vergangenheit vor allem durch Gastrollen z.B. in „Maverick“ oder „Der verrückte Professor“ glänzte, fällt angenehm auf. Ein reißender Knüller ist „Der Gejagte“ zwar nicht, dafür aber ein durchdringendes Psycho-Drama über das, was geschehen kann, wenn die Grenzen der mentalen Belastbarkeit erreicht sind.
Der Gejagte
Regie: Paul Schrader
Darsteller: Nick Nolte, James Coburn, Sissy Spacek, Willem Dafoe