Fast schon könnte man Thomas Hesse und Renate Wirth in das summer camp der Crime School einladen, damit sie kurz dozieren, wie man einen passablen Whodonit aufbaut. Genau das haben sie nämlich mit „Das Dorf“ getan.
Das erste Drittel der gut 250 Seiten gehört der Exposition: Ein Dorf im Niederrheinischen, Vorstellung der handelnden Personen, erste Beziehungsgeflechte, Konflikte, Geheimnisse. Das ergibt zwar nicht den „Mikrokosmos Dorf“( dazu sind die vorgestellten Bewohner von Bislich-Büschken zu erkennbar auf ihre Rolle im Roman hin getrimmt), kommt aber locker und bisweilen witzig genug daher, um Appetit auf das zweite Drittel des Buchs zu machen.
In dem natürlich zunächst ein Mord geschieht. Es erwischt denjenigen, dem man es am meisten wünscht und dessen Tod sofort sämtliche Überlebenden des Dorfes zu potentiellen Tätern macht. Die Polizei in Gestalt der Kommissarin Karin Krafft und ihres Teams tritt auf, stochert in den Indizien, derweil sich mögliche Motive für das Verbrechen herausschälen.
Teil 3 führt uns dann allmählich der Lösung entgegen. Schnöder Mammon oder gequälte Frauenseele? Die Auflösung ist, eigentlich, vorhersehbar, doch als Überraschung bieten uns die Autoren am Ende tatsächlich eine Überraschung. War alles ganz anders – nicht unlogisch, wenngleich ein Detail (das ich leider nicht verraten darf, um die Spannung nicht zu nehmen) denn doch nicht ganz in die Reihe passt.
Aber sei’s drum. „Das Dorf“ ist ein schulmäßig gebauter Kriminalroman, der sein niederrheinisches Flair erfreulich dezent verbreitet und, das ist besonders lobenswert, pointiert und nicht ohne Witz geschrieben ist.
Thomas Hesse, Renate Wirth: Das Dorf. Emons 2005, 256 Seiten, 9 €