Genau so zum Beispiel. Man nehme zwei Autoren, die den Gegenstand ihres Forschens lieben. Sich in ihn hineingraben und das, was sie zutage fördern sauber und exakt präsentieren. Voilà: ein Lexikon. Das Edgar Wallace Lexikon von Joachim Kramp und Jürgen Wehnert.
Die Edgar-Wallace-Filme der Fünfziger, Sechziger und Siebziger gehören längst zum unveräußerlichen Hausschatz deutschen obskuren Filmschaffens, waren und sind Gegenstand von Parodien (Otto, letztens „Der Wixxer“) sowie tiefschürfender Bemerkungen über das Elend des populären deutschen Kinos jener Zeit. Man muss nun weder Wallace noch seine schwankenden Interpreten mögen, um das Lexikon von Kramp und Wehner zu genießen. So ulkig das ganze Thema auch sein mag, die Autoren nehmen es ernst, sie lassen sich von der hehren Maxime leiten, ihrem Publikum gut recherchierte Informationen an die Hand zu geben und steigen dabei so tief in die Materie, dass manch verblüffendes Detail geborgen werden kann. Die „Anschlussfehler“ beispielsweise, wenn Frauen plötzlich gelbe Kostüme tragen, wo es eine Sekunde zuvor noch rote waren, wenn Gläser mal halbvoll, dann wieder leer, dann wieder halbvoll sind… Man ahnt, welcher Aufwand dahintersteckt, uns ein Lächeln zu entlocken.
Das Edgar Wallace Lexikon beschränkt sich natürlich nicht auf das teutonische Filmwerk; der Meister selbst wird umfänglich gewürdigt, jeder Verfilmung wo auch immer wird akribisch nachgegangen, selbst Nebendarsteller erfahren ihre Würdigung. Bald schon ist dieses Lexikon nicht mehr nur Nachschlagewerk, sondern kurzweiliger Kreuz-und-Quer-Schmöker, reichbebildert dazu.
Aber natürlich geht es hier ums Generelle. Zwei Menschen investieren jahrelange Arbeit in ein Thema, sie sammeln nüchtern Fakten, Fakten, Fakten und stellen sie sympathisch unaufgeregt vor. Ohne das aufdringliche Gekreische des „Fans“, ohne die pädagogische Indigniertheit derer, die in großem Stil belehren und richten wollen. So kann das aussehen. Vielleicht bald auch für Friedrich Glauser und Co?
dpr
Joachim Kramp, Jürgen Wehnert: Das Edgar Wallace Lexikon.
Schwarzkopf & Schwarzkopf 2004. 720 Seiten, 29,90 €