Enttäuschung 1

So muss es einem gut eingeführten Serienkiller ergehen: Das Opfer liegt bereit; hilflos; vor Angst erstarrt. Die Instrumente sind gesäubert, die Stimmung ist angemessen. Langsam nähert sich die Bestie, ein Skalpell für die erste Grobbearbeitung in der Hand, dem zitternden Häuflein Mensch. Und plötzlich…
…erhebt sich das vorgebliche Opfer, lächelt ironisch, tippt dem Killer an die Stirn und sagt: „Gell, das hast du dir fein ausgerechnet. Aber nicht mit mir, du Perversling.“ Dreht sich um, sagt Tschüs und hüpft von dannen.

So ergeht es einem wegen seiner sadistischen Neigungen gefürchteten Kritiker: Er bringt eine aufstrebende Kriminaldichterin so weit, dass sie ihm ihr Debütwerk zum Lektorat anvertraut. Der Kritiker ist ganz aufgeregt, um nicht zu sagen: erregt. Allmachtsphantasien steigen brodelnd in ihm auf, schwülstige Bilder einer Frau am Rande des sprichwörtlichen Nervenzusammenbruchs, sie wird an mich denken, denkt sich der Kritiker, Tag und Nacht, sie wird schweißgebadet erwachen, kalt vor Angst einschlafen, sie wird unfähig sein, ein Brötchen in der Bäckerei zu kaufen, weil ihre Gedanken woanders sind – bei mir, an meinem Schreibtisch, wo ich schiefmichelgrinsemäulig ihr Manuskript schlachte. Ach…

Und dann das: Von wegen. Paar Kleinigkeiten, klar. Aber sonst: respektabel, verehrte Kriminaldichterin. NOCH. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, der Folterkammer bist du noch nicht zur Gänze entronnen, mein Korrekturstift sieht zwar aus wie ein Korrekturstift, aber er könnte wieder zu jenem Skalpell werden, als das ich ihn mir eigentlich angeschafft habe. Freu dich nicht zu früh!

17 Gedanken zu „Enttäuschung 1“

  1. Ja. Und weißt du, was passieren könnte? Frau A. und ICH kommen auf die Liste der fünf vorgeschlagenen Werke und werden zu Konkurrenten! Das könnte passieren. Und wehe, die entscheiden sich dann falsch!

    bye
    dpr

  2. das nur für´s protokoll – ich habe nicht ALLZUGUT geschlafen letzte nacht und ich habe von KORREKTUREN KORREKTUREN KORREKTUREN geträumt. ich weiß allerdings kein detail des traums mehr.
    nach georginas worten letzte nacht dachte ich „weiah, georgina beschreit es: dpr WIRD das letzte wort haben!“

    *hat nur die erste der 36 folterkammern überstanden
    **schlecht geschlafen

  3. Ich dagegen habe gut geschlafen. Ich weiß: dpr mag vielleicht das letzte Wort haben, aber wir haben Recht.

    Was habt ihr denn da für Phantasien? Die 36 Kammern der Shaolin? Muss das nicht „Die 39 Stufen“ heißen (um mal im Genre zu bleiben)?

    und dpr: Ja, wehe, sie entscheiden falsch. Aber sie werden’s schon richtig machen. Und dann können wir beide Frau A. gratulieren. Und sie gibt uns einen Champagner aus (bitte schon mal suchen gehen, A.). Das ist doch schön. Tausendschön.

    Georgina

  4. meine marke heißt graeger sekt aus hochheim.

    *schon der erste absatz stimmt nicht
    **s c h l e p p t sich an ihren schreibtisch

  5. Kann ich dann auch zur Feier kommen? Dann wären wir schon zu viert. Fehlt noch ein Fünfter zum Holtei’schen Fünfer.

    Georg
    der trockenen Sekt mag, sehr trockenen. Nicht geschüttelt und nicht gerührt (das ist er höchstens bei der Preisverleihung. Gerührt, dpr, nicht geschüttelt – ich weiß doch, was du schreiben wolltest)

  6. Ja, wenns was zu saufen gibt, ist Ludger geschwind zur Stelle. Neigung zum Rufmord und Trunksucht – tztztz, das MUSS böse enden!

    bye
    dpr

  7. zwei männer, zwei frauen, die miteinander anstoßen? eine perfekte runde!
    *freut sich
    **hat ZWEI fehler im ersten absatz

  8. Wenn man ihn aus nem bayrischen Maßkrus säuft: schon.

    bye
    dpr
    *Initiator der Medienkampagne „Ludger muss Krimipapst werden“

  9. was ist denn maßkrus für ein WORT?

    jungs, ich habe probiert mich auf euch beide zu vertrackbacken, das hat BEIDE male nicht geklappt.

    wann, sagte georgina, macht georgina ihr blog auf?

  10. Georgina sagte gar nichts, wann Georgina ihren Blog aufmacht. Georgina liest und kommentiert lieber und trinkt Sekt nie aus Maßkrusen noch Maßkursen und schon gar nicht Maßkrügen. Sondern fein und klingelig anstoßend aus Sektkelchen. Das passt dann auch wieder zur nächsten Krimipäpstin – hupsala: das war ein Freud’scher Verschreiber, huch! Sowas aber auch.

    Verträckbäcken geht, liebe Frau A., jung, hübsch, kinderlos, ab sofort nur noch unter Frauen! Frauenpower!

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