Die heiße Phase des Krimijahrbuchs 2007 hat begonnen. Nach und nach trollen sich die Manuskripte in meinen Briefkasten, erste Fingerübungen zum Satz werden angestellt, Fotos begutachtet (ja, diesmal auch mit Bildern drin! Schwarz-weiß-schön). Wer bis Donnerstag 24 Uhr nicht geliefert hat, erhält in den nächsten Tagen dezenten Besuch zweier italienischer Herren, Spezialität: Finger brechen, Schultern auskugeln, Korrektur lesen. Selbiges gilt auch für Leser, die nicht so-fort vorbestellen. Und lieber eine kleine Extragabe des Herausgebers wollen als einen dicken Krankenschein. Kleinere Leckerli zum Appetitmachen werden ab sofort in unregelmäßiger Folge verabreicht.
Beginnen wir mit der Sektion Deutschkrimi, in der wir auch diesmal wieder die Autoren selbst zu Worte kommen lassen wollen. Drei Interviews liegen mir bereits vor – es kommen aber noch mehr. Komischerweise sind es die AutorInnen mit dem Anfangsbuchstaben B: Bottini – Blettenberg – Biermann. Letztere, man weiß es inzwischen, unser diesjähriger Schwerpunkt, die grande dame du policier allemand (stimmt der Teilungsartikel, Barb?), Germany’s answer auf wen auch immer, die einzige Autorin, die den Himmel menstruieren lassen darf, wenn es der Wahrheitsfindung dient. Hören wir doch einmal kurz in die Gespräche rein, die Jörg von Bilavsky, Frank Rumpel und Christina Bacher führten.
Oliver Bottini: Ich habe mich bemüht, die im Roman beschriebene Polizeiarbeit möglichst korrekt wiederzugeben. Ich habe sehr viele und ergiebige Quellen bei der Polizei, die mich auch sehr intensiv beraten. Und es gibt am Ende jemanden, der das Manuskript gegenliest und polizeitechnische Sachen prüft. Allerdings ein Punkt wäre vielleicht, dass bei der Polizei die Schreibtischarbeit eine viel größere Rolle spielt als in den Romanen. Nun ist das nicht sehr sexy und interessiert mich auch nicht so.
D.B. Blettenberg: Ich schreibe, wie ich lese. Mir muss nichts vorsortiert werden. Literatur interessiert mich in all ihren Spielarten. Nach meiner festen Überzeugung gibt es nur gute oder schlechte Literatur — egal ob U oder E, egal in welchem Regal die Geschichte geparkt wird. Klassifizierungen sind ja in einem Land, in dem Bildung leider oft genug auch mit Einbildung zu tun hat, nicht selten mit Dünkel und Sektierertum verbunden. Ich erinnere mich noch genau an die seltsamen Reaktionen, als meine erste Reportage in Enzenbergers TransAtlantik erschien und gleichzeitig mein erster Roman in der knallroten Sammlung Deutscher Kriminalautoren bei Goldmann veröffentlicht wurde – und dann noch mit Edgar-Wallace-Emblem. Aber genau das ist doch reizvoll. Ich war vom ersten Moment an Grenzgänger, bin es geblieben und fühle mich sehr wohl dabei.
Pieke Biermann: Mich interessieren immer reale Menschen aus Fleisch und Blut, egal ob für Fiction oder für Reportagen. Jede Geschichte lebt von Menschen, und jeder Mensch ist mindestens eine Geschichte, wenn nicht ein ganze Füllhorn. Aber ob man die dann fiktiv oder journalistisch erzählt, ist ein Riesenunterschied. Journalistisch schreiben zwingt zu Genauigkeit, man achtet gefälligst auf „wasserfeste“ zitable Fakten. Die sind nämlich justiziabel. Konsequenz: Journalistisch kann man vieles nicht veröffentlichen.
Jo. Klingt doch schon mal gut. Die Vorbesteller klicken hier drauf und erhalten dann sofort nach Erscheinen ein druckfrisches Exemplar des Krimijahrbuchs 2007, das wieder über 300 Seiten stark sein und um die 20 € kosten wird.
dpr