Die Ausbeute dieses Morgens aus deutschen Landen. Draußen keine Spur mehr von Sommer. Nicht direkt kalt, aber die prognostizierten winterlichen Unbillen starren uns schon aus den Zeitungen entgegen. „Kalteis“ stürzt zu Tal.
Wenn Besprechungen lawinen, empfiehlt es sich, eine möglichst hohe Position aufzusuchen, von der aus man dem Naturphänomen ohne Gefahr für Leib und Leben beiwohnen kann. Einen Leichenberg etwa, wie ihn Kollege TW seit Jahr und Tag für den „Plärrer“ aufhäufelt und dann hier, bei →„kaliber .38“ archiviert.
Diesmal meint er’s gut mit allen. Ciao Papá von Juan Damonte ist ein „bösartiges, ein ungemein intensives Buch, ein Kriminalroman sui generis!“, Robert B. Parkers „klug und macht Spaß und sitzt mitten im Leben!“, Marcus Sakeys „Der Blutzeuge“ „mit viel Bodenhaftung, mit viel gutem Lokalkolorit und erfreulich unprätentiös erzählt“, Brian McGilloway („Borderlands“) gar „die neue Stimme von den Inseln, von der ich mir noch viel Gutes verspreche“. Und auch ein Sachbuch wird dringend ans Herz gelegt, „Säubern und Vernichten. Die politischen Dimensionen von Massakern und Völkermorden“ von Jacques Sémelin.
Aber nun hinein in die dröhnende weiße Pracht, die da von den Rezensentenhügeln auf uns hernieder kommt. Die →„Frankfurter Allgemeine“ schiebt die Kritik noch ein wenig vor sich her und behilft sich zunächst mit einem Interview.
„Mich stört, dass in manchen Büchern einfach viel zu viel beschrieben, geschrieben und erläutert wird“, sagt Schenkel und verteidigt ihre schlichte Erzählweise. „Die Kunst liegt im Weglassen. Die Geschichte muss auch im Kopf des Lesers stattfinden.“ Da ist etwas dran.
Die →„Passauer Neue Presse“ ist etwas enttäuscht: „Denn der Überraschungseffekt ist dahin. War „Tannöd“ für seine außergewöhnliche Sprache und Struktur allseits gerühmt worden, so gibt es hier keine Weiterentwicklung: Wieder fügt Schenkel ihr Mosaik des Grauens aus diversen Perspektiven zusammen.“
Andrea Maria Schenkel, das jedenfalls offenbaren die aktuellen Nachrichten (auch bei →„Monsters and Critics“, wo „Kalteis“ als „wieder ein Patchwork aus den Perspektiven der Figuren und unterschiedlichen Textsorten“ dargeboten wird), ist immer für Rätsel gut. Das z.B., ob der neue Roman in einer Startauflage von 50.000 oder 60.000 erscheinen wird und von „Tannöd“ nun 250.000 oder doch 300.000 abgesetzt wurden. Hier ist die Literaturwissenschaft gefragt, zumal die Autorin derweil in Irland schwitzt und schreibt. An einem diesmal erheblich umfangreicheren Werk.
Beschließen wir unsere kleine heutige Schenkelschau mit dem Hinweis auf den gestern erwähnten Artikel in der →„Süddeutschen Zeitung“, der nun lobenswerter Weise auch für umsonst gelesen werden darf.
Kein Tag ohne Ian Rankin, auch wenns nur im Zitat ist: „Neben Ian Rankin ist Denise Mina eines der größten Talente, die Schottland derzeit unter den Krimiautoren hat.“ Schreibt Henrike „Scottie“ Heiland über Denise Minas „Der Hintermann“. Natürlich für den →„Focus“.
Hierzulande scheinen gerade die laufenden Meter los zu sein, um als Nachdetektive durch die grauen Vorstädte zu tappen: „Erlebnispädagogisches Ferienprogramm: Beim Augsburger Sommerkrimi ermitteln 30 Jugendliche in ihrer Stadt“. So berichtet es uns das →„Jura-Forum“.
So. Heute mittag gibts die Nachzügler und ein paar Informationen aus der englischsprachigen Welt. Sie haben noch was? Na, dann her damit! Hierher!