Und wieder steigt der Blognarr in die Bütt und hält der närrischen Zeit den Spiegel vor. Diesmal: Warum es mehr als gerechtfertigt ist, einen Ripper-Preis auszuschreiben. Und warum man Krimis eigentlich verbieten müsste…
Vor langer Zeit in Engelland
Ein Mann den Massenmord erfand.
Der Mann – wir wollen Jack ihn nennen –
Kaufte, um sich auszukennen,
den allerneusten Holmes-Roman:
So fing das mit dem Ripper an.
Es braucht, damit er zimmern kann,
ein Lehrbuch selbst der Zimmermann.
Der Studienrat wirkt ziemlich platt,
wenn er kein Büchlein übers Lehren hat.
Da wunderts kaum, dass auch der Killer
aus einem Buche lernt: dem Thriller.
Bevor das Krimigenre einst entstand,
warn Mord und Totschlag unbekannt.
Die Welt war ruhig, ein Garten Eden,
ein jeder liebte sich und jeden,
und kam es dennoch zum Konflikt,
hat mans verbal schnell hingekriegt.
Dass man auch mit dem Messer
Probleme löst – nicht selten besser,
das haben Schreiber sich mal ausgedacht
und Mord erst populär gemacht.
Wer seither einen Krimi liest,
wahrscheinlich auch wild um sich schießt.
Als man den ersten Krimi schuf,
wurds Mördersein zum Lehrberuf.
Man hat zunächst mal nachgemacht,
was in den Büchern angedacht,
was an Gemetzel dort beschrieben worden,
das taugte schön zum Übungsmorden.
Ob Doyle ob Wallace ob Agatha
sie lehrten all am Mörderseminar da,
nach Deutschland kam das Böse später,
denn wo kein Krimi, da kein Täter.
Doch spätestens mit Dürrenmatt
fand auch in Deutschland das Verbrechen statt.
So wurden, seit Frau Schenkel plottet,
schon Dörfer tannöd ausgerottet.
Und da auch „Kalteis“ zu nem Hit geworden,
blüht überall das Mädchenmorden.
Nicht das Verbrechen schafft das Buch –
Grad umgekehrt geht dieser Fluch.
Drum fordern wir mit aller Kraft:
Der Krimi gehört abgeschafft!
Noch ist es dafür nicht zu spät,
doch steigt die Kriminalität
mit jeder Kriminalgeschicht.
Der Krimihass sei Bürgerpflicht!
Auch loben wir den Ripper-Preis,
auf dass ein jeder sogleich weiß,
wer Krimis schreibt, dem Vorschub leistet,
zu dem ein mancher sich erdreistet,
der eine Axt im Hause hat.
Im Krimi findets doch auch statt!
Stattdessen lese man was Leichtes,
was harm- und hirnlos furchtbar Seichtes,
wo keiner wem ein Härchen krümmt,
man nicht mal sich das Leben nimmt,
wos Dasein noch in Ordnung scheint
und man nur Freudentränen weint.
Wer dies nicht glaubt und hämisch lacht,
wird ohne Umständ kaltgemacht.
Man muss auch in moralen Dingen
Den Mensch zu seinem Glücke zwingen.
Drum haltet euch dran sehr genau.
Sonst setzt es was – alaaf helau!
Tätääää! Tätäää! Tätääääääääääää!
Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Preises.
* Kann es sein, dass hinternet keine Trackback Pings (welch schöne, direkt lyrische Wortfolge) annimmt ?
Ich liebe diese Büttenreden!
Bitte noch Links zu den früheren Büttenreden legen!
Und, ja, Bernd, ich kann auch nicht zum Hinternet vertrackbacken.Schon oft probiert, schon oft gescheitert, mittlerweile aufgegeben …
🙁
Liebe Anobella,
ich will man nur hoffen, dass „Das Gewissen der deutschen Sprache“ heute einen benevolenten Tag hat.
Beste Grüße
bernd
* und sage niemand die deutsche Sprache wäre nicht vital: vertrackbacken
Wahrscheinlich redet der bei den (Mainz-) Mombacher Bohnebeiteln heute Nachmittag … (Karnevalsverein)
Hinternet nimmt natürlich KEINE Trackbacks entgegen. Es sei denn, sie sind in 500-Euro-Scheine eingewickelt…
bye
dpr
* schläft heute aus
Was für ein Absturz!
Ludger
*betroffen
Schade eigentlich, dass Dürrenmatt Schweizer war…
Ludger, du meinst bestimmt: besoffen.
* diese Rechtschreibfehler immer…
Es ist schon tragisch, wenn Hamburger Spaßbremsen am Rosenmontag durch die Blogosphäre pöbeln. Aber schon schade, dass Dürrenmatt Schweizer war und kein Spanier. Wäre dem deutschsprachigen Raum das Böse noch etwas länger erspart geblieben.
bye
dpr