Tipps & Trends zum Wochenende

Wohin am Sonntag? Was lesen wir im Spätsommer? Wird das Übernatürliche der neue Krimitrend? Und gibt es bald einen Blogger-Krimipreis? Fragen, auf die man im Folgenden erschöpfend Antwort erhält.
Sie spielen Fußball, sitzen in Aufsichtsräten und auf Bundeskanzlerinnen-Stühlen. Frauen sind, kein Zweifel, auf dem Vormarsch. Jetzt haben sie die letzte männliche Bastion erobert: das Herausgeben von Krimianthologien. Und damit nicht genug: Sie wagen sich auch an die Öffentlichkeit.

Im Rahmen der gestern begonnenen Leipziger Buchmesse liest Henrike Heiland ihre famose Kurzgeschichte „Der unglückliche Herr Dr. von und zu Wittenstein“ aus der Anthologie „Hell’s Bells“ (→Poetenladen Verlag). Und da es sich um ein kleines Theaterstück handelt, liest Frau Heiland nicht allein. Auch die zweite hessische Hoffnungsträgerin, Herausgeberin Christiane Geldmacher, kommt zu Wort, und als besonderes Bonbon wird der ebenfalls mit einem Geschichte in „Hell’s Bells“ vertretene Jürgen Albertsen als Leiche reüssieren. Hier die Daten für Ihren Terminkalender:

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Nicht entgehen lassen! Das lohnt sich! Und kost’ nix (im Gegensatz zum Krimijahrbuch 2008; das kostet 10 € und kann →hier bestellt werden).

Gute Nachricht für alle Freunde des gehobenen Schreibens über Kriminalliteratur. Der unvergessliche Ex-Herausgeber der unvergesslichen metro-Reihe im Unionsverlag, Herr Thomas Wörtche, wird im Spätsommer eine Art „Best Of“ seines umfangreichen Schaffens vorlegen. Und zwar im schweizer →Libelle-Verlag. Damit erfüllt er den sehnlichen Wunsch vieler Interessenten an der hierzulande eben nur sporadisch vorhandenen Krimikultur und wird diese, das steht zweifelsfrei fest, erheblich befördern. Einzelheiten zum geplanten Werk sind leider noch nicht bekannt. (via →Georg)

Apropos Wörtche. Der beliebt Kriminalliteratur auf ihre „Realitätstauglichkeit“ zu überprüfen und tut gut daran. Was aber besagt Realitätstauglichkeit? Dass alles auf dem Boden der durch die Aufklärung formierten und um sämtliches Übersinnlich-Abergläubische bereinigten Logik zu bleiben hat? Nun, wie der Zufall so spielt, habe ich gerade drei Romane gelesen, die mit dem Übersinnlichen, dem durch rationale Logik nicht Fassbaren zumindestens kokettieren. Bei Tran-Nhuts „Das schwarze Pulver von Meister Hou“ ist das ja noch verständlich, spielt der Roman doch zu einer Zeit und in einer Kultur, die solches Übersinnliche in ihr Denken aufgenommen hatte. Anders verhält es sich bei Linus Reichlin („Die Sehnsucht der Atome“) und Mikael Niemi („Der Mann, der starb wie ein Lachs“). Hier bleibt wenigstens unklar, ob es nicht doch etwas über der Wirklichkeit gibt.

Das Verblüffende: Alle drei Romane wissen zu gefallen. Und werden hier oder andernorts besprochen, so nicht →bereits geschehen. Dann wird man weitersehen. Ein neuer Trend? Beobachten und abwarten…

Beobachten sollte man auch das Krimipreis-Wesen, bei dem wir uns die naheliegende Ergänzung „Unwesen“ nur mühsam verkneifen können. Wie bekannt, droht ein neuer Krimipreis am Horizont, ein „europäischer“ gar, der Ripper Award, und hat im Kollegen Menke seinen härtesten und unerbittlichsten und nimmermüdesten Widersacher gefunden. Jetzt hat ein Krimiblog-Leser, Bjoern, einen →interessanten Vorschlag unterbreitet:

„Na, dann ist es doch Zeit für den Blog-Preis! Es kann doch nicht so schwer sein, daß sich die Krimi-Blogs mal zusammentun. Und ein interessantes Projekt wäre es auch.“

Ich gestehe, früher ebenfalls mit dem Gedanken geliebäugelt zu haben, einen solchen Preis zu initiieren. Allerdings nur ganz kurz. Denn wir würden damit unweigerlich in eben die Falle tappen, die solche Preisgeschichten stets aufstellen. Der Blogger-Krimipreis wäre eine weitere statistisch dominierte Geschmacks- und Zufallsveranstaltung, wogegen nichts zu sagen wäre; indes: Es gibt genug davon, da wollen wir nicht auch noch als „Juroren“ auftreten, obwohl sich das in der Biographie immer gut macht.

Aber die Idee hat auch etwas Reizvolles. Da wir armen Krimiblogger einen solchen Preis finanziell nicht unterfüttern könnten, würden wir unsere LeserInnen bitten, Kandidaten für den Preis vorzuschlagen. Aber genau das hätte seinen Preis. Wer einen Kandidaten benennt, zahlt mindestens 10 Euro (soviel kostet zufällligerweise auch das Krimijahrbuch, das hier bestellt werden kann!) auf ein Konto ein. Und der Gewinner, die Gewinnerin des Preises erhält dann die dort sich angesammelt habende Summe als Preisgeld… Hat was.

Immerhin hätte ich bereits einen schönen Namen: Jodokus-Donatus-Hubertus-Temme-Preis. Temme, das ist der erste deutsche Kriminalautor, der eine eigene Krimisprache entwickelt hat. Unter anderem. Und der durchaus „engagierte Literatur“ verfasst hat (worauf ich jetzt nicht näher eingehe; aber Google hilft hier entscheidend weiter). Und da man diesen Temme mit seinem Streben durchaus auch europäisch verorten kann, ja, unbedingt muss, wäre er auch ein passender Namenspatron für europäische Krimipreise…. Ludger würds freuen, mich auch, aber wir sind Realisten und wissen, dass es nicht so kommen wird.

7 Gedanken zu „Tipps & Trends zum Wochenende“

  1. Jodokus-Donatus-Hubertus-Temme-Preis
    Du hast aber auch immer so tolle Ideen!

    Ludger
    *freut sich
    **zieht sich für heute ins Wolkenkuckucksheim zurück

  2. Ich wusste, dass dir dieser Name gefallen würde, lieber Ludger. Allerdings müsste man die Leute davon überzeugen, dass es auch vor -ky deutsche Kriminalliteratur gegeben hat. Das wird eine Mordsarbeit.

    bye
    dpr

  3. Re: Krimipreis

    Es gäbe ja prinzipiell zwei verschiedene Vorgehensweisen, Preisträger und Nominierte auszuwählen und über diese zu entscheiden. Die eine wird vom Spinetingler vorgelebt. Vor- und Endauswahl wird hier vom Publikum durchgeführt – jeder kann per Mail teilnehmen. Die andere Version wird vom Gumshoe repräsentiert, der wird von der Redaktion von Mystery Ink vergeben und besteht möglicherweise aus dessen Staff (?).

    Beste Grüße

    bernd

  4. Ich bin dafür, dass dpr und ich den Preisträger ermitteln. Bzw. Anobella und ich, dann kann dpr den Preis kriegen. Und man hält sich nicht so lange mit dem Procedere und der Bürokratie auf.

    * hat immer gute Ideen

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