„Gestehen Sie endlich! Die Beweiskette ist lückenlos, die hält wie eine Eins! Sie sind in die Enge getrieben, da hilft Ihnen auch die psychiatrische Ausbildung kein bisschen mehr weiter!“
(Achtung: Der nachfolgende Text enthält mehrere Zeit- und Perspektivwechsel. Sollten Sie generell Schwierigkeiten mit nichtlinearen Erzähltechniken haben, lesen Sie ab jetzt bitte nur noch im Beisein eines Erziehungsberechtigten oder einer sozialpädagogisch ausgebildeten Person.)
In seinem Buch „Meine Jahre mit der Lustig. Erinnerungen eines ewigen Kriminalassistenten“ (Suhrkamp 2037) schreibt Fritz Wiegler: „Die Lustig hatte von Anfang an geahnt, dass der Schlüssel zur Lösung des Falles im psychologischen Ablauf der Tat zu finden sein würde. Der Mörder mit den drei Gesichtern betritt die Villa zunächst als Unterwürfiger (Bunse), dann sehr schnell als arroganter und degenerierter Adliger (von der Hitzelburg), um schließlich zum cholerischen Proleten zu werden (Wirsch), der die Tat ausführt. Ganz offensichtlich war also der Mörder von einem seiner behandelten Ärzte manipuliert worden. Nur – von welchem? Die Lustig versetzte sich in die Lage des Täters. Welche seiner drei Naturen war am ehesten beeinflussbar? Bunse! Er strotzte nur so vor Minderwertigkeit, ein ideales Opfer, dem Bestandteile der beiden anderen Persönlichkeiten leicht beizugeben waren. Den endgültigen Beweis fand die Lustig jedoch, als sie sich vergegenwärtigte, an welchem Tag die Tat ausgeführt wurde: einem Dienstag! Montags befand sich der Täter als Bunse in Therapie bei Krimhild Grimm. Sie musste darauf achten, dass die Tat DIREKT nach der Manipulation ausgeführt wurde, damit die beiden anderen Therapeuten nichts von dieser Persönlichkeitsveränderung mitbekommen konnten. Somit war die Grimm als Hinterfrau der Tat überführt. Einzig das Motiv blieb unklar, doch ließen die verbalen Begleitumstände auf Eifersucht schließen. Es steht zu vermuten, dass die Grimm bei der Beeinflussung ihres Patienten ebenfalls auf die Sexus-Karte gesetzt und ihm suggeriert hat, das Opfer stehe ihrem Glück im Weg.“
Schlagzeile der BILD-Zeitung vom 24. Juni 2008: IRRE IRRENÄRZTIN GESTEHT! Die irre Irrenärztin Krimhild Grimm hat völlig überraschend ihre Verantwortlichkeit für den Mord an Schuldirektor B…. zugegeben! Gegenüber BILD-Chefreporter Zart äußerte sie: „Ja, ich hatte ein Verhältnis mit B.! Er hat mich verführt! Und gnadenlos betrogen! Es war eine Tat aus Leidenschaft, ich beantrage Freispruch wegen Schuldunfähigkeit! Ein Gutachten krieg ich mit links!“
Erfolgskurzratekrimipapst Dale Patrick Rutherford in seiner Rede anlässlich der Aufnahme in die Hall of Fame of Crime Fiction: „Jedes Detail meiner Kurzratekrimis ist genauestens recherchiert und unanfechtbar. Ganze Teams von Spezialisten stehen bereit, selbst kleinste logische Unebenheiten sofort zu eliminieren. Nur so konnte es mir gelingen, den Kurzratekrimi zum führenden Subgenre auszubauen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“
Ich weiß seit zwei Tagen nicht, was ich dazu sagen soll. Widerwärtig! Kollegin Grimm ist widerwärtig!
Ja, ist sie. Und stell dir bloß mal vor, was die BILD-Zeitung dazu sagen wird, wenn sie erfährt, dass die irre Irrenärztin einen österreichischen Vater hat…
bye
dpr
*verkündet auch unangenehme Wahrheiten